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Das neue iOS 14.5 wurde gestern veröffentlicht. Neben zahlreichen Neuerungen ziehen auch die von Apple angekündigten Datenschutzänderungen ein. Unter anderem muss nun die Zustimmung des Nutzers zum Tracking einer App aktiv eingeholt werden. Über die verschärften Datenschutzrichtlinien, die von Apple bereits mit dem iOS 14.3 angekündigt wurden, haben wir in unserem Digitalisierungs Crunch #35 gesprochen:
Gerne möchten wir mit euch die Themen aus der aktuellen Episode in unseren Facebook und LinkedIn-Gruppen diskutieren.
Sven Kramer (links) und Sebastian Karger (rechts)
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Herzlich Willkommen bei 25R Digital Shortcut. Hier bekommst du in kurzen Auszügen ausgewählte Themen aus unserem Digitalisierung-Crunch auf die Ohren! Viel Spaß!
Genau und nur weil sie das ist heute nicht verknüpfen, heißt das ja nicht, dass sie es auch später nicht verknüpfen. Also kann ich nachvollziehen, dass es relativ kontrovers diskutiert wird. Was auch kontrovers diskutiert wird, wir haben eben über das Thema Datenschutz gesprochen, ist auch momentan das Thema Facebook versus Apple, Apple verschärft seine Datenschutzrichtlinien Bestimmungen ja immer weiter und Facebook ist damit nicht mehr so ganz einverstanden.
Ja, ich fand’s super. Ich habe dir ja am Abend nach unserer letzten Podcast Aufnahme noch eine iMessage geschickt und zwar hatten wir in der letzten Podcast Aufnahme darüber diskutiert, dass uns bei Facebook so ein bisschen die Innovationen fehlen. Wir hören von vielen Innovationen aber irgendwie nicht, dass die Dinger richtig fliegen. Und da hatten wir ein bisschen drüber diskutiert und am Ende dann gesagt, dass sie ja immer noch unglaublich viele Gewinne durch ihre Werbeeinnahmen machen. Genau an dem Abend kamen dann nämlich die neuen Quartalszahlen und es war so, dass sie einen neuen Rekordgewinn ausgewiesen hat mit 11 Milliarden Dollar. Das war ein Umsatzplus von 33 Prozent. Und dann habe ich mir die Zahlen angeguckt und da war es so, dass 97 Prozent der Erlöse aus dem Werbegeschäft kommen. Und das zeigt, wie stark Facebook einfach von diesen Werbeerlösen abhängig ist. Und das ist, würde ich sagen, auch einfach der Grund oder einfach alles, was hinter diesem Streit mit Apple steht.
Ja, das macht es einfach deutlich, sie haben nichts anderes. Sie können nur oder fast nur über diese Werbung monetarisieren. Und das ist letztendlich auch egal wo, ob es bei Facebook ist, ob es bei Instagram ist, man hat immer nur Werbung. Es gibt kein anderes Asset, was die haben, wo man sagen kann, da kann ich ein Preisschild hinter hängen, also Amazon, über das wir eben gesprochen haben, ist das beste Beispiel. Sie haben den Handel, sie sind kein Handelsunternehmen, das ist klar, aber sie haben den Handel. Sie haben Medien. Sie haben AWS. Sie haben unheimlich viele Sachen, wo man ein Preisschild hinter hängen kann und die kostenpflichtige Facebook Mitgliedschaft würde jetzt wahrscheinlich nicht funktionieren. Also die haben einfach nichts, wo sie wirklich ein Preisschild hängen können. Und wenn jetzt Apple kommt und sagt, dass sie eigentlich gar nicht so viele Daten der Apple Benutzer mit Facebook oder generell mit dritten Apps teilen wollen oder den Nutzer zumindest darauf hinweisen wollen und diese und ihre Einwilligung dazu geben müssen. Da hat Facebook ein Problem.
Ja, da treffen wirklich zwei grundsätzlich unterschiedliche Geschäftsmodelle aufeinander. Apple wirbt sehr mit Umweltschutz und Datenschutz, die haben ja eigene Werbespots, wo es nur um Datenschutz geht. Das trifft dann auf ein Geschäftsmodell von Facebook, das einfach darauf ausgelegt ist, die Daten der Nutzer zu verwenden, um damit dann nachher sein Geld zu verdienen. Das ist eine riesige Herausforderung und ich habe gesehen, im Dezember war es so, dass mehr als 85 000 iOS Apps den Facebook Code drin haben, um die Werbedaten zu nutzen und in den USA benutzen 45 Prozent der Smartphone-Nutzer ein iPhone. Das heißt also, dieses Geschäftsmodell von Facebook wird durch das Geschäftsmodell von Apple stark torpediert.
Wobei man ja auch sagen könnte, dass beide das gleiche Geschäftsmodell haben. Apple hat Privacy als Geschäftsmodell und Facebook hat Privacy als Geschäftsmodell, das geht nur in eine andere Richtung. Also der eine nutzt es in Anführungszeichen aus und der andere stärkt das. Apple verkauft es als USP und sagt, dass Privacy ist für sie wichtig ist. Und wenn sie Vertrauen schaffen, dann verkaufen sie auch Geräte und das gefällt Facebook nicht, das Geschäftsmodell von Facebook ist auch Privacy, nur dass sie dabei die Daten nutzen wollen.
Ganz genau. Und dieser Schlagabtausch zwischen diesen beiden Unternehmen und auch zwischen den beiden Personen, also Mark Zuckerberg auf der einen Seite und Tim Cook auf der andern Seite, sieht man glaube ich selten, dass es so öffentlich ausgetragen wird. Es war schon im Dezember so, dass Facebook ganzseitige Anzeigen geschaltet hatte in der New York Times, Wall Street Journal und in der Washington Post. Sie haben sich auf eine Studie bezogen, inwieweit das kleine Unternehmen schädigen würde und Harvard Business Review hatte sich diese Studie in Wirklichkeit mal angeguckt und gesagt, dass Facebook sich nur die Daten genommen hat, die ganz gut passten und haben die dann auch nochmal um ein Drittel höher gezogen, damit das ganz gut wirkt. Ich würde dem definitiv nicht widersprechen. Es wird kleinen Unternehmen oder Werbetreibenden schaden. Es wird negative Auswirkungen haben.
Und wie gesagt, nicht nur kleinen Unternehmen. Diese Diskussion hat man ja in eigenen Belangen, also die haben wir im Bereich der DSGVO, wenn Profiling nicht mehr erlaubt ist oder zustimmungspflichtig ist, dann haben Werbetreibende ein Problem. Wir haben das im Rahmen der Diskussion der ePrivacy-Verordnung und so weiter, aber ich glaube dennoch, es gibt smarte Modelle, es dennoch hinzubekommen. Ich glaube, dass alle Unternehmen davon letztendlich betroffen sein werden, wenn es nicht mehr so geht. Aber was ich ganz interessant finde, was du eben gesagt hast, Facebook hat ganzseitige Werbung geschaltet. Immer wenn es um Datenschutz geht, schalten sie Werbung. Damals nach Cambridge Analytics haben sie angefangen, Werbung zu schalten und haben dann dann auch ein bisschen aufrechterhalten und jetzt machen sie es wieder. Also immer wenn sie merken, dass sie angreifbar werden und ihre 97 Prozent Umsatz angreifbar werden, dann fühlen sie sich gezwungen, dort Aufklärungsarbeit zu leisten.
Das war bei WhatsApp genau das Gleiche. Als sie merkten, viele Menschen gingen von WhatsApp weg, haben sie auch sehr aktiv versucht zu beschwichtigen, dafür haben sie die gesamte Facebook Familie zusammengeholt. Das war das erste Mal, dass WhatsApp selber einen WhatsApp Status veröffentlicht hat, indem sie dann darauf hingewiesen haben, dass der Datenschutz kein Problem ist. Cambridge Analytics hast du angesprochen, schon damals war es so, dass Tim Cook sich ganz klar positioniert hat und gesagt hat, dass bei Apple sowas nicht passieren würde. Dieser offene Kampf ist schon lange da. Es soll so sein, sobald von Apple das iOS rauskommt, wird man wohl beim Starten der App aktiv darauf hingewiesen und man muss erlauben, dass seine Daten für Werbezwecke genutzt werden. Ich könnte dem aktuell auch widersprechen, müsste aber in vielen Tiefen der Einstellungen den Schieberegler zur Seite schieben. Jetzt ist es andersherum. Jetzt werde ich beim Starten der App gefragt, ob ich meine Werbedaten bereitstellen möchte und das werden ganz viele Leute nicht wollen.
Ja, man kann die Aufregung so ein Stück weit verstehen, weil es ja auch viele gibt, die einen Schritt weitergehen und sagen, dass das Sachen sind, die das freie Internet abschaffen, weil es einfach nicht mehr bezahlbar ist, weil das Internet natürlich von Werbung lebt. Aber ich glaube, da muss man mehr Aufklärungsarbeit leisten und muss sagen, dass es für einen selbst von Vorteil ist, wenn die Werbung, die man angezeigt bekommt, auch zu einem passt. Was interessiert mich Werbung für Autos, wenn ich gar keinen Führerschein habe?Also ich glaube es ist wichtig, da die Aufklärungsarbeit zu leisten. Eine Idee, die wir häufiger schon mal hatten in den Diskussionen war ja, inwieweit vielleicht Apple auch selber Interesse hätte, in diesen Werbemarkt reinzugehen, weil die könnten das ja im Vertrauen der Benutzer sehr zielgerichtet machen. Aber ob sie sich auf dieses Terrain wagen und das Risiko damit auch eingehen, ist schwierig. Ich glaube, die haben gar nicht so viel Interesse, mit Werbung Geld zu verdienen, wobei es gut zu den Produkten passen würde. Sie könnten bei ihren ganzen Content Programmen gut Werbung machen. Sie könnten in den Apps Werbung machen. Die Frage ist, wie stark würden sie den typischen Apple Usern vor den Kopf stoßen mit der Werbung. Aber ich glaube, das wäre ein Partner, dem man grundsätzlich vertrauen würde, indem man Daten anvertrauen würde. Apple würde die Daten auch gar nicht preisgeben irgendwo hin, sondern würde fragen, welche Zielgruppe man wünscht und dann sagen, dass sie dafür sorgen, dass diese Zielgruppe ausgesteuert wird. Aber ob sie es wirklich machen?
Da gibt es Gefahren, dass vielleicht doch sowas wie Cambridge Analytics auf einmal um die Ecke kommt.
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