Clubhouse ist, zunächst in einer öffentlichen Beta-Version, nun endlich auch für Android User verfügbar. Seit dem 21. Mai wurde die App im Google Play Store über eine Million Mal heruntergeladen. Bekommt die Social Audio App nun wieder mehr Zuspruch nachdem es relativ ruhig um diese geworden war? Was bleibt: Benutzer müssen weiterhin eine Einladung von einem vorhandenen Benutzer erhalten, um Zugriff auf die App zu erhalten. Im Digitalsierungs Crunch #17 haben wir das Trendthema Social Audio und die App Clubhouse vorgestellt.
Wir stellen das neue Trendthema Social Audio am Beispiel von “Clubhouse” vor. Welches Potential hat der neue Hype?
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Der Erfolg von Social Audio & Cloubhouse
Sven
Kommen wir zu einem anderem Thema und zwar Social Audio. Sebastian, hast du da ein paar Informationen?
Sebastian
“Social Audio” ist ein aktuelles Trendthema, das über viele Medien geht, es hat im Laufe des Jahres immer mehr an Relevanz bekommen. Grundsätzlich ist Social Audio ein Senden von Sprachnachrichten an seine Follower, die häufig nur für eine begrenzte Zeit abrufbar sind und die Hörer können ihnen mit Sprachnachrichten auf die Nachrichten antworten. Man kann sich das eigentlich vorstellen wie ein Podcast, nur dass man zwischendurch rein funken und dann direkt auf diesen Podcast reagieren kann. Wenn man das aber unter diesem Trend-Begriff Social Audio sieht, gibt es da natürlich unheimlich viele Facetten und es gibt auch schon ganz, ganz viele Apps, die dort in dem Bereich unterwegs sind und die es möglich machen, auf Teile eines Podcasts zu reagieren oder Teile eines Podcasts weiterzuleiten und darauf zu verweisen oder das zu zitieren, was ja bisher immer noch relativ schwierig war. Grundsätzlich ist Social Audio also die Interaktion vieler auf Audioinhalte, was man vielleicht schon aus dem Bereich Video Streaming kennt und das wurde ja auch von Facebook als das Thema der Zukunft ausgelobt. Das ist jetzt eigentlich nur eine Variante ohne Video, man kann also streamen und in Form von Audioinhalten reagieren.
Sven
Wir haben in den letzten Monaten oder mittlerweile auch schon Jahren festgestellt, dass Audio immer stärker wird und man immer mehr schaut, was man mit Audio noch machen kann. Audio hat natürlich seine Vorteile, ich kann es nebenbei konsumieren oder nutzen, da entwickeln sich immer mehr Lösungen, es gibt immer mehr Anbieter und immer mehr Apps. Da ist uns eine App aufgefallen, die gibt es schon seit April und ist mittlerweile wieder etwas ruhiger geworden, und zwar heiß die App Clubhouse. Hast du davon was gehört?
Sebastian
Clubhouse ist eine Social-App, die sich mit diesem Trendthema Social Audio auseinandersetzt. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist das momentan eine sehr geschlossene Community, man muss generell erst einmal eine Einladung erhalten, um daran teilnehmen zu können und dann braucht man auch eine Einladung, um in entsprechende Gruppenchat-Räume zu gelangen. Man kann aber auch eigene einstellen und man benutzt dann genau dieses Prinzip des Social Audios, dass ich darüber kommuniziere, dass ich Audioinhalte verbreite und ich darauf reagiere. Aktuell ist es von sehr viel Prominenz geprägt.
Sven
Ja genau, Prominenz, das trifft das glaub ich ganz gut. Es ist sehr stark verbreitet in der Venture Capital Szene und bei Celebrities in den USA. Ich glaube gegründet wurde es Anfang April von 2 Leuten im Silicon Valley und hat knapp 1500 User, die alle eingeladen wurden, daran teilzunehmen. Sie haben eine Bewertung von 100 Millionen USD, zur Finanzierung kannst du, glaube ich, später noch etwas sagen. – Ich muss aktuell eingeladen werden, um dort mitmachen zu können. Die Nutzer können virtuelle Räume eröffnen und Gastgeber von Gesprächsrunden sein. Der Gastgeber kann User auf eine bestimmte Bühne einladen, dann wird das Mikrofon freigeschaltet und der Rest kann dann zuhören, bis der Moderator sie zum Sprechen einlädt. Das wird aktuell sehr, sehr intensiv genutzt von einer ausgewählten Handvoll von Leuten. Wir hatten Screenshots im Netz von Leuten gesehen, die gepostet haben, wie viele Stunden sie dort verbringen. Das ganze Thema, wie gesagt, ist noch geschlossen, ganz am Anfang war es aber noch frei und die bekannte Tech-Journalistin von der New York Times, Taylor Lawrence, hat es geschafft, ganz am Anfang zu erkennen, dass das was heißes werden könnte. Sie hat sich registriert, es genutzt und war begeistert. Anschließend hat sie einen sehr positiven Bericht in der New York Times darüber geschrieben und meinte, dass das ein riesiges Ding wird und dann ist sie im Juli in eine Diskussion geraten, und zwar mit dem CEO von dem Start up “Away”. Diese Diskussion nahm immer mehr an Fahrt auf und verlagerte sich dann später nach Clubhouse. Sehr viele Leute aus dem Venture Capital Bereich sind bei Cloubhouse unterwegs und man hat sich dann darüber ausgetauscht, dass Journalisten viel zu viel Macht hätten und was man dagegen tun könne. Diese Audioaufnahmen wurden mitgeschnitten und veröffentlicht, man findet diese auch bei YouTube, das hat Clubhouse nicht besonders gut getan. Scott Galloway war im Podcast danach der Meinung, dass das Geld, das da rein investiert wurde, mittlerweile versenkt wurde und er dort keine große Zukunft sehe. Ich glaube aber es ist ein bisschen zu früh, das bewerten zu können. Aber natürlich hat das Ganze schon mal einen ganz interessanten Spotlight auf Social Audio geworfen, denn wenn man sich die anderen Social Networks wie z.B. Facebook & Co. ansieht, haben diese ja schon unglaubliche Probleme, was z.B. Hate Speech und Moderation von Inhalten angeht. Da hab ich schon die Herausforderung, Fotos, Texte oder Videos irgendwie im Griff zu behalten. Aber bei einem gesprochenen Wort einzugreifen, was live gesendet wird, ist es natürlich noch schwieriger und das auch noch in geschlossenen Räumen, wo ich nicht einmal was mitbekomme.
Sebastian
Was ich beeindruckend finde, ist die Eigendynamik, die das Ganze entwickelt hat. Es ist eine App, ein Unternehmen, was noch nicht sonderlich lange am Markt ist. Es wurde von Forbes gemeldet, dass Andreessen Horowitz dort mit 10 Millionen eingestiegen ist, bei einer Bewertung von 100 Millionen. Es hat eine gewisse Eigendynamik und wenn man sich mal vor Augen führt, dass es noch nicht einmal eine Website gibt oder dass der Name der App auch schon im Store vertreten ist und zu massiven Downloads bei anderen Apps geführt hat, ist es schon beeindruckend, was da für eine Eigendynamik entstanden ist. Durch die Journalistin und durch den ganzen Medienrummel drumherum hat das natürlich auch an Spotlight dazu gewonnen. Diese Verknappung ist natürlich sehr interessant, denn der der klassische “fear of missing out-Effekt”, entsteht dann. Dabei hat man immer die Angst, etwas zu verpassen, besonders wenn es generell um Social Audio geht, denn Social Audio Inhalte, werden dann ja häufig auch nur für eine gewisse Zeit zur Verfügung gestellt. Das heißt, ich bin permanent online, bin permanent auf der App, weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Ein stückweit erleben wir das ja auch bei Instagram Stories, die sind ja auch nach 24 Stunden wieder weg, das heißt, ich muss schon regelmäßig in diese App reingucken, damit ich nichts verpasse und mit diesem Effekt haben die es natürlich nochmal potenziert, weil sie es momentan nur der “Prominenz” zur Verfügung stellen. Man kommt dort nur auf Einladung rein, man muss live dabei sein. Dieser Effekt ist also enorm, gerade bei dieser App.
Sven
Aber ich finde gleichzeitig zeigt das eine Herausforderung bei der Gesamtnutzung von Social Media, denn du hast nur eine gewisse Zeit am Tag, die du nutzen kannst. Gerade bei Audio ist es ja noch schwieriger. Bei Instagram kann ich ja X Kanälen gleichzeitig folge, ich kann mir mehrere unterschiedliche Themen gleichzeitig angucken oder in Sekunden umswitchen. Bei Audio bin ich in diesem einen Stream erstmal für gewisse Zeit “gefangen”.
Sebastian
Und wenn ich dann noch lese, dass einige bis zu 40 Stunden pro Woche in dieser App verbringen, ist das Wahnsinn, aber es ist natürlich Audio und nicht Video. Das heißt, ich habe grundsätzlich am Tag mehr Zeit Audioinhalte zu konsumieren als ich Videoinhalte konsumieren kann, das ist der Vorteil. Um zu wachsen müssen sie da ja aber wieder rauskommen. Also was machen sie? Eine Plattformen kann nur von vielen Usern leben und wenn ich jetzt weiter wachsen möchte, muss ich mich auch irgendwann sukzessive öffnen. Entweder die Einladungen kursieren inflationär im Netz und ich komme da relativ einfach rein oder aber sie nehmen die Hürde runter. Ich muss mich irgendwie öffnen, da ich sonst diese Masse nicht erreichen kann und dann lässt natürlich dieser “fear of missing out-Effekt” sukzessive nach, weil diese Exklusivität nicht mehr vorhanden ist. Da es zeitlich begrenzt verfügbar und live ist, habe ich den Effekt immer noch, jedoch ist er nicht mehr so stark ausgeprägt, wenn momentan nur 1500 Leute darauf zugreifen können. Das wird glaube ich spannend. Deswegen gab’s ja auch diese Aussage von Investoren, die meinten, dass es entweder das nächste große Ding wird oder es ist im Juli tot ist, das ist ein Zitat aus Mai. Ich glaube das hat Potenzial, aber es hat auch gewisse Herausforderungen vor denen sie stehen und die müssen bewältigt werden.
Sven
Ja, du brauchst erst einmal Leute, die es nutzen und du musst weiter skalieren, damit du nachher den Wert auch wieder reinbekommst und du brauchst natürlich auch ein Geschäftsmodell. Aktuell trägt sich das selber, obwohl ich gehört habe, dass die aktuell noch nicht einmal Gewinn machen, sie haben aber momentan das Geld und bei 1500 Leuten kann das auch einfach so laufen. Aber wenn man sich jetzt öffnen will, könnte man trotzdem Gruppen, also z.B. auf Gruppen mit 20 oder 30 Leuten begrenzen, dabei kann man es natürlich schon schaffen, spezielle Gruppen zu generieren, in die nicht jeder reinkommt, sondern nur auf Einladung. Ich hab auch das Gefühl, dass Celebrities so versuchen, eine stärkere 1:1-Beziehung zu ihren Fans aufzubauen und Fans direkt einladen, wenn man z.B. ein Facebook-live macht und nur bestimmte Leute einlädt. Man versucht so den Konsumentenzugang zu halten und eine Exklusivität herzustellen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es spezielle Gruppen oder bestimmte Räume gibt, wo man nur reinkommt, wenn man eingeladen wird. Aber da wird es wahrscheinlich rundherum auch unglaublich viel Schrott geben.
Sebastian
Ja, natürlich. Diese Celebrities haben ja auch das Problem, die sind ja schon vertreten auf großen Plattformen. Wie viele Plattformen wollen sie denn parallel noch bedienen, für jede Plattform muss man auch individuellen Content produzieren. Wenn ich als Celebritie z.B. schon Instagram bediene, habe ich dann noch die Zeit nebenbei auch Clubhouse zu konsumieren? Diese ganzen Funktionen, die Social Audio mit sich bringt, versuchen jetzt natürlich sukzessive die großen Plattformen zu adaptieren. Facebook hat sich auf die Fahnen geschrieben, sie wollen viel stärker das Thema “live” bedienen. Ich kann mittlerweile Audio-Nachrichten twittern, das hat glaube ich noch kein Mensch genutzt oder zumindest kenne ich keinen, der es genutzt hat. Die großen Plattformen werden das adaptieren und dann wird es wieder ein Kampf der Plattformen geben. Natürlich hat auch eine neue Plattform eine Chance groß zu werden, das haben wir erst bei TikTok in den letzten Jahren gesehen. Als Creator kämpft man um Aufmerksamkeit, auf der einen Seite bei meinen Leuten, die mir folgen, und auf der anderen Seite kämpfe ich als Plattform um die Aufmerksamkeit und um die Zeit, die mir zur Verfügung steht. Celebrities werden nicht mehr unbedingt Facebook bedienen, aber wenn sie auf Instagram und vielleicht schon auf TikTok aktiv sind, machen sie dann auch noch Clubhouse oder fehlt ihnen dann die Zeit? Vielleicht noch eine Sache, die ich ganz spannend finde, die Süddeutsche Zeitung hat etwas dazu geschrieben, ich zitiere mal: “Glückwunsch, könnte man also sagen, das Silicon Valley hat das Prinzip Radiosendung entdeckt und mit ein bisschen Telefonanruf vermengt. Aber bekannte Dinge neu zu verpacken und zu kombinieren, ist hier ja ohnehin Teil des Geschäftsprinzips.” Die Süddeutsche Zeitung ist zwar nicht unbedingt Maßstab für digitale Geschäftsmodelle, um diese zu bewerten, aber es wird schon durchaus kritisch gesehen.
Sven
Wir behalten das einfach mal im Auge und schauen mal, ob es das Ganze in einigen Monaten noch gibt.
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Ab sofort findest Du alle Themen rund um die Digitalisierung unter https://www.liquam.com/news/ und in unserem neuen Podcast „Schlaflos dank Seattle” sprechen wir über aktuelle Entwicklungen und mögliche Bedrohungsszenarien, die CEOs auf der Agenda haben sollten.
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