Eine Due Diligence ist eine tiefgehende Analyse und Überprüfung in unterschiedlichen funktionalen Formen in einem Unternehmen oder Teilbereichen eines Unternehmens. Das Ziel ist dabei eine Bewertung unterschiedlicher Aspekte für die Einordnung von Chancen und Risiken und findet z.B. bei einem Kauf / Verkauf von Unternehmen bzw. Anteilen statt, kann aber auch bei Beteiligungen, Finanzierungen oder einem Börsengang (IPO) Anwendung finden. Auch in anderen Szenarien wird eine Due Diligence benötigt. Das kann z.B. in Jahresabschlussberichten, Fortführungsprognosen oder im Rahmen einer Insolvenzverwaltung der Fall sein.
Zu den gängigsten funktionalen Formen einer Due Diligence gehören die Financial- und Tax-Due Diligence, die Legal- oder Commercial Due Diligence. Durchgeführt wurden diese Überprüfungen bisher meist durch Steuerberater, Anwälte, Wirtschaftsprüfer etc. Die zunehmende Bedeutung von weiteren Disziplinen einer Due Diligence erfordert auch weitere Expertise in anderen Bereichen. Eine Form, die zunehmend an Bedeutung gewinnt ist u.a. die Technical Due Diligence, bei der es um die Bewertung von Chancen und Risiken der IT-Infrastruktur gehen kann.
Was ist eine Digital Due Diligence
Häufig wird eine Digital Due Diligence mit einer IT- oder Technical Due Diligence gleichgesetzt. Während jedoch bei einer IT Due Diligence z.B. die IT-Infrastruktur analysiert und bewertet wird, ist es bei einer Technical Due Diligence z.B. der Technologie-Stack des Unternehmens oder bestimmte Services / Produkte.
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Einer „echte“ Digital Due Diligence geht deutlich darüber hinaus. Je nach gewünschtem Fokus werden unterschiedliche Bereiche betrachtet, wozu u.a. gehören:
Digitalisierungsgrad und die Digitalisierungsfähigkeit von Geschäftsprozessen und Geschäftsmodellen
Das digitale Mindset und das digitale Know-how der Mitarbeiter sowie die Fähigkeit zu Veränderungen
Die Kultur des Unternehmens
Chancen und Risiken des Unternehmens und der Branche
Der aktuelle Stand und die Perspektive in der digitalen Markterschließung: Plattform-Systeme, Social Media etc.
Während es in anderen Disziplinen einer Due Diligence häufig um Retrospektiven und den Status-Quo geht, bewegt sich eine Digital Due Diligence auch hier darüber hinaus und analysiert und bewertet die Perspektiven. Das Ergebnis besteht also aus einer rückwärts Betrachtung und den aktuellen Stand sowie einer Zukunftsprognose.
Häufig ist eine Digital Due Diligence auch nur in einem Teilbereich erforderlich bzw. sinnvoll. Auch eine Einschränkung hinsichtlich des Betrachtungswinkels kann sinnvoll sein. Das ist z.B. dann der Fall, wenn die Historie und der Status-Quo hinlänglich bekannt sind und es darum geht, wie die Zukunft konkret aussehen kann und ob Potenzial vorliegt.
Wann ist eine Digital Due Diligence sinnvoll und warum?
Grundsätzlich ist eine Due Diligence immer dann sinnvoll, wenn es um die Bewertung von Chancen und Risiken geht und man sich diesen bewusst werden möchte. Die Geschäftsvorfälle, bei denen das der Fall ist, sind mannigfaltig. Ein möglicher Geschäftsvorfall ist der Verkauf von Unternehmen, Unternehmensanteilen bzw. Beteiligungen. Als Käufer oder Investor möchte man eine Bewertung dessen haben, was man erwirbt oder worein man investiert. Dabei steht häufig die Ermittlung oder die Bestätigung eines Kaufpreises im Vordergrund. Im Detail werden Potenziale und Chancen bewertet und möglichen Risiken gegenübergestellt. Längst lassen sich Chancen und Risiken nicht mehr alleine durch z.B. kaufmännische Kennzahlen oder rechtliche Aspekte bewerten. Die oben genannten Kriterien spielen zunehmend eine Rolle.
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Nicht nur bei Verkäufen von Unternehmen ist eine derartige Bewertung sinnvoll oder erforderlich. Bei Finanzierungen von Unternehmen, in Fällen einer Insolvenz, bei Prognoseberichten oder bei der Prüfung von Jahresabschlüssen kann eine Digital Due Diligence relevant sein.
Digitalisierung spielt mittlerweile eine immense Rolle bei der Bewertung von Chancen und Risiken und ist durchaus das berühmte „Zünglein an der Waage“. Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen entscheidet über Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit. Die Digitalisierung von einem Geschäftsmodell beeinflusst die zukünftigen Erträge und das Digital-Know-how von Mitarbeitern die Wandlungsfähigkeit eines Unternehmens. Bei einer Legal Due Diligence verschaffe ich mir einen Überblick über Rechtsrisiken und bei einer Tax Due Diligence schaue ich auf die steuerlichen Kennzahlen und evaluiere diese. Bei der großen Bedeutung der Digitalisierung, ist es also absolut sinnvoll auch die Aspekte dieser Disziplin tiefgründig zu betrachten.
Für wen ist eine Digital Due Diligence relevant?
Grundlage für ein erfolgreiches Frühwarnsystem ist ein modernes CRM-System (CRM: Customer Relationship Management). In dieses CRM-System müssen so viele Daten wie möglich einfließen, damit eine Datenbasis zur Analyse geschaffen werden kann. Zum Beispiel Kauferfassung aus Filialen, dem Onlineshop, Login-Daten in das eigene Konto, Nutzung einer App, Kontakte mit Kundenservice, Retouren, Beschwerden, usw. Damit man abwanderungswillige Kunden erkennt, ist es zunächst wichtig den „Normalzustand“ herauszufinden.
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Dass an einer Due Diligence immer nur eine Seite einer Transaktion Interesse hat, ist ein Irrglaube. Was aus o.g. Gründen für z.B. Investoren interessant ist, ist auch für die bisherigen Unternehmensinhaber von Bedeutung. Beide Seiten haben Interesse an einer realistischen Bewertung, denn die Konditionen sind schließlich in beide Richtungen variabel.
Nicht selten wollen potenzielle Verkäufer Ihre Chancen und Risiken bereits vor konkreten Gesprächen mit potenziellen Käufern kennen. Das gibt auch die Gelegenheit mögliche Defizite vorab zu beseitigen und sich damit gut aufzustellen.
Neben den Verkäufern und Käufern bei Unternehmenstransaktionen ist eine Digital Due Diligence aber auch für Finanzinstitute (Investitionsbanken, Hausbanken etc.) von nicht geringer Bedeutung, bevor große, aber auch kleinere Summen im Rahmen einer Finanzierung zur Verfügung gestellt werden.
Des Weiteren sind diese Bewertungen hinsichtlich des Digitalisierungsgrades für Insolvenzverwalter oder Wirtschaftsprüfer eine gute Gelegenheit Prognosen aufzustellen, welche im Prozess einer Insolvenz oder eine Prüfung des Jahresabschlusses erforderlich sind.
Ab sofort findest Du alle Themen rund um die Digitalisierung unter https://www.liquam.com/news/ und in unserem neuen Podcast „Schlaflos dank Seattle” sprechen wir über aktuelle Entwicklungen und mögliche Bedrohungsszenarien, die CEOs auf der Agenda haben sollten.
Weitere Informationen zu unserer Podcast-Produktion findest Du unter http://25r-media.com/