Die sogenannten digitalen Geldbörsen, auch mobile Geldbörsen oder Wallets genannt, sind für viele nicht mehr wegzudenken und befinden sich mittlerweile in einem wettbewerbsorientierten Bereich. Das Akzeptieren von digitalen Geldbörsen ist einfacher als je zuvor. Wird es also bald völlig normal sein, beim Bezahlen anstatt dem Portemonnaie nur noch das Smartphone aus der Taschen zu holen?
Auch die Deutschen erledigen immer mehr alltägliche Dinge mit dem Smartphone, sei es das Surfen im Internet, das Online-Banking oder das E-Mail checken. In China und den USA ist das digitale Bezahlen schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden, während es hier in Deutschland eher schleppend eingeführt wird.
Eine digitale Geldbörse stellt eine App für Smartphones dar, in welcher Kredit-, Debit-, oder andere Finanzierungsquellen sicher gespeichert werden, um entsprechende Zahlungen im Geschäft, online oder von unterwegs aus tätigen zu können.
Die digitale Geldbörse hat sich als eine sichere und bequeme Alternative zu Bargeld oder Plastikzahlungsarten herausgestellt. Außerdem werden wichtige und vertrauliche Zahlungskontodaten sowie Informationen sicher gespeichert.
Die Bezahlung kann ganz einfach per Klick auf einem Smartphone durchgeführt und abgeschlossen werden. Es wird den Nutzern ermöglicht, bargeldlos im Geschäft oder online mit ihrem Telefon oder einem tragbaren Gerät einzukaufen. Hinzu kommen neue Technologien wie z. B. Zahlungsdienste wie Alipay, Google Pay oder Apple Pay, sie sind unter anderem die Schlüsselfaktoren für den schnellen Anstieg von digitalen Zahlungen.
Auch die globale COVID-19-Pandemie hat die Zahlen noch weiter ansteigen lassen da Bargeldtransaktionen vermieden werden sollen. Hinzu kommt der flächendeckende Lockdown, während dem viele Geschäfte geschlossen haben und die Menschen gezwungen sind, online zu kaufen und demnach auch online zu bezahlen. Somit rückt das ganze Online-Bezahlsystem zunehmend in den Vordergrund.
Das chinesische Onlinebezahlsystem Alipay, welches der Alibaba Group angehört, ist in China mittlerweile die geläufigste Zahlungsplattform. Alipay betreut mit den E-Wallet-Partnern international über eine Milliarde Nutzer. Diese Methode ist auch schon in Deutschland verfügbar, unter anderem bereits seit 2017 bei Rossmann, seit 2018 bei Galeria Kaufhof und seit dem Sommer 2019 auch in 2.000 DM-Märkten. Sogar in manchen Autohäusern wird diese Bezahlmethode schon angeboten. Die Möglichkeit, per Alipay bezahlen zu können, ist vielen Verbrauchern unter Umständen noch gar nicht bekannt. Diese beliebten Einkaufspartner haben den Vorteil, ihren chinesischen Kunden in Deutschland die Option bieten zu können, ihre Einkäufe wie gewohnt zu bezahlen.
Da jedes Jahr sehr viele Chinesen nach Deutschland reisen, wird diese Bezahlmethode immer populärer und Mitte 2019 waren die Werte im Vergleich zu 2018 2,5 mal so hoch, meint der Head of AliPay Europe Roland Palmer.
Alipay fokussierte sich stark auf die QR-Zahlungen chinesischer Kunden und darauf, die Bezahlfunktion mit dem Messenger zu koppeln.
Auch die Tech-Giganten wie Apple, Google und PayPal müssen auf die großen Wettbewerber aus China gefasst sein, es handelt sich um einen „Kampf um die Konsumenten in Europa“. Das waren die Worte von Ralf Gladis, Gründer und Managing Director des Payment Service Providers „Computop“.
Eine Studie von Research in China besagt, dass schon im Jahr 2018 rund 71,4 Prozent der chinesischen Verbraucher ihr Smartphone für die bargeldlose Bezahlung genutzt haben.
Wenn man als Verbraucher die App Alipay verwendet, ergibt sich daraus ein entscheidender Vorteil, und zwar die viel geringeren Wechselkurse in der chinesischen Währung Renminbi, als es beispielsweise bei der Visakarte und der MasterCard der Fall ist. Einer der Hauptgründe für die rasante Ausbreitung von Alipay ist das erste europäische Payment-Scheme Bluecode. Dabei handelt es sich um ein Regelwerk, das Geld annimmt, versendet und verrechnet, somit hat Alipay praktisch keine Einschränkungen und ist international, jederzeit und überall für seine Kunden nutzbar.
Ein weiterer Vorteil des Fintech-Unternehmens ist sein System. Es wird kein modernes Smartphone mit NFC-Chip vorausgesetzt, der Nutzer benötigt ausschließlich die Alipay-App auf seinem Smartphone. Mit diesem Prinzip funktioniert das ganze System also auch mit Smartphones, bei denen der NFC-Chip für andere Anbieter noch gesperrt ist. Auch Händler haben die Möglichkeit Alipay problemlos zu nutzen, auch sie brauchen nur ein Smartphone oder ein Tablet, um einen funktionierenden QR-Code herzustellen und Käufe darüber abzuwickeln. Allerdings wird dafür immer eine Internetverbindung sowie eine separate Alipay Akzeptanz benötigt.
Wird ein Kundenkonto eröffnet, dann wird dieses mit der eigenen Visakarte oder MasterCard synchronisiert. Bezahlt der Kunde online, fließt das Geld vom Benutzer an Alipay und nach der Lieferung wird das Geld an den Händler weitergegeben.
Bezahlt der Kunde im Geschäft, läuft diese über ein gängiges POS-Terminal ab, hierbei wird ein QR-Code gescannt.
Auch für Händler ist die Installation unkompliziert, denn das System ist meist mit dem bestehenden Kassensystem kompatibel.
Wie schon erwähnt unterscheidet Alipay zwischen Online-Händlern und stationären Händlern bzw. Dienstleistungsbetrieben. Dabei gestaltet sich der Prozess bei den stationären Händlern ein wenig komplizierter, als es bei den Online-Händlern der Fall ist. Im Folgenden stellen wir die wesentlichen Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten dar, was die Prozesse bei Online-Händlern und bei stationären Händlern betrifft:
Online-Händler | Stationäre Händler bzw. Dienstleistungsbetriebe |
Der Händler startet ein „Receiving“ Alipay Konto. | Der Händler startet ein „Receiving“ Alipay Konto. |
Der Online-Shop wird mit der API-Schnittstelle von Alipay synchronisiert. | Für die Kasse bekommt der Händler einen QR-Code Aufkleber. |
Es erfolgt eine Implementierung im Online-Shop, dabei stehen dem Händler Spezialisten von ChinaSEO und Alipay zur Verfügung. | Der Kauf basiert auf der chinesischen Währung Renminbi, das Geld bekommt der Händler in seiner üblichen Währung ausgezahlt. |
Kunden können Alipay als Bezahlmethode auswählen und damit einkaufen. | Der Händler kann per Web-Interface sein Konto und damit das gezahlte Geld prüfen |
Darüber hinaus wurde eine umfassende neue Google Pay-App entwickelt, die sich sogar auch schon auf dem Markt befindet – momentan allerdings nur in den USA. Ein Starttermin für Europa ist bisher nicht bekannt. Die neue App soll viele nützliche Funktionen bereitstellen, die weit über das einfache Bezahlen hinausgehen. Außerdem soll die App Auskunft über das Bezahlverhalten sowie über die Kommunikation mit anderen Nutzern geben. In diesem Jahr soll der Dienst ausgeweitet werden. Es sollen sogenannte Plex-Konten hinzugefügt werden, so kann Google Pay in Zusammenarbeit mit externen Banken, also mit regulären und gebührenfreien Spar- und Girokonten genutzt werden. Auch die Struktur bei Google Pay wird sich verändern. Künftig soll es einfacher werden, Geld zu verschicken und eine gute Kenntnis über die eigenen Finanzen zu bekommen und zu behalten. Die App ist je nach Beziehung zu Freunden, Bekannten oder Unternehmen aufgebaut und strukturiert die Transaktionen dementsprechend. Auch neue Features spielen bei der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle, beispielsweise setzt die App neuerdings auch auf Coupons. So haben Unternehmen es leicht, ihre Kunden auf besondere Angebote aufmerksam zu machen. Die Coupons können dann im Geschäft oder per Klick online mit der App eingelöst werden.
Ein entscheidender Vorteil von Google Pay ist, dass sich jeder ein Konto einrichten kann. Ein Nachteil stellt aber die Nutzung dar, denn momentan können nur Android-Nutzer damit im Geschäft einkaufen.
Die Daten, die Google durch solche Transaktionen erhält, sind für das Unternehmen Gold wert. Durch die Informationen der Warenbeschreibung, Händlernamen sowie Datum und Uhrzeit des Kaufes kann Google Werbung und Angebote personalisieren und dementsprechend ganz genau an den Nutzer anpassen. Bisher stellen nur sehr wenige Banken diesen Dienst zur Verfügung und die meisten Menschen sind noch auf die App ihrer Bank angewiesen.
Man benötigt ein Android-Smartphone mit NFC und mindestens Android 4.4, also ein Android-Smartphone, das einer neueren Generation angehört. Außerdem braucht man für die Nutzung von Google Pay die Google Pay-App und eine passende Kreditkarte, z.B. eine MasterCard oder eine Visakarte.
Die Einrichtung der App ist schnell gemacht und das Bezahlen läuft ähnlich wie beim kontaktlosen Bezahlen über die NFC-Schnittstelle, was vielen schon bekannt ist.
Alipay hat gegenüber Google durch seine enorme Reichweite natürlich einen riesigen Vorsprung, da es eine der beliebtesten mobilen Geldbörsen geworden ist und 27 unterschiedliche Währungen akzeptiert. Mittlerweile nutzen ca. 520 Millionen Menschen diesen Dienst, seit 2015 wächst das System konstant. Jedoch ist es aktuell noch nicht für singapurische Kunden ohne chinesische Bankkonten verfügbar.
Bei einem Kauf wird der Käufer durch den Button „Google Pay “ direkt zu dem Bezahlsystem weitergeleitet. Um den Bezahldienst nutzen zu können, braucht der Käufer lediglich einen Desktop PC, es ist also kein mobiles Endgerät nötig. Zahlungen können auch über das POS-Terminal geschehen, das ist eigentlich nichts anderes als eine „normale“ Kartenzahlung. Über Google Pay ist dabei auf dem Smartphone eine Kredit- oder Debitkarte hinterlegt, über die die Zahlungen abgewickelt werden können. Bei der Zahlung muss der Käufer also nur NFC-Schnittstelle aktivieren.
Als Händler hat man bei der POS-Integration einige wichtige Punkte zu beachten:
Ein ganz wichtiger Punkt, der noch zu erwähnen ist, ist das Image des Händlers. Durch das moderne Bezahlsystem steht der Händler bei seinen Kunden für Innovation und Progressivität. Gerade für die jungen Menschen, die in der digitalen Welt aufwachsen, stellt eine solche Innovation ein ausschlaggebendes Kaufargument dar.
Anders als bei Alipay benötigt der Händler bei Google Pay keinen gesonderten Akzeptanzvertrag, der Händler muss also lediglich ein Konto bei Google besitzen.
Google Pay und Alipay sind beides sehr sichere Systeme, bei denen vertrauliche Kunden- und Konteninformationen gut geschützt werden.
Google Pay erstellt für die Sicherheit seiner Kunden eine verschlüsselte virtuelle Kontonummer, die Kartendaten werden also nicht auf dem Telefon oder in der Google Pay-App gespeichert. Auch beim Kauf werden diese Informationen nicht an den Händler weitergegeben.
Bei Alipay hingegen werden die Benutzerinformationen zum Schutz der Daten codiert. Außerdem benutzt dieser Dienst SMS-Bestätigungscodes, Kontosicherheitsanfragen und digitale Zertifikate, die dem Schutz personenbezogener Daten dienen sollen.
Alipay ist zu einem Platzhirsch herangewachsen und stellt ein bequemes Bezahlsystem für alle Beteiligten dar. Auch das Marketingpotenzial von Unternehmen wird durch neue Bezahlfunktionen wie diese stark wachsen. Der große Nachteil der Bezahlmethode Alipay ist allerdings, dass ein separater Akzeptanzvertrag geschlossen werden muss.
Aber auch der Dienst Google Pay darf nicht unterschätzt werden, denn er wird höchstwahrscheinlich auch eine Wirkung in der Finanzwelt zeigen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze weiterentwickelt, welche Banken bei diesem Dienst mitziehen und wie kritisch die Deutschen diese Form von Online-Banking sehen. In diesem Zusammenhang werden sich Unternehmen auch enorm verändern müssen, zumindest diejenigen, bei denen man nur mit Bargeld bezahlen kann.