Mit hanseatischer Zurückhaltung, informieren, sortieren und ordnen die beiden Digital-Experten mit ihrem Meinungsbeitrag die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung und das Leben und Arbeiten von morgen. Ein Podcast mit Sven Kramer und Sebastian Karger - Jetzt reinhören!
Wie hat sich der Fitnessanbieter Peloton dieses Jahr entwickelt? Wie hat die Corona-Pandemie das Wachstum des Unternehmens beeinflusst?
Was steckt hinter Apple Fitness+? Welche Features gibt es? Welche Vor- und Nachteile bietet Apple Fitness+ im Vergleich zu Peloton?
Amazon steigt ebenfalls in den Fitness-Markt ein und bringt sein Halo-Armband rechtzeitig zu Weihnachten auf den (US-)Markt. Welche Informationen werden von Usern gesammelt und welche Kritik gibt es an dem Armband?
Anfang 2020 wurden bei airbnb zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Nun geht airbnb, trotz Rückschlag Anfang des Jahres, an die Börse und legt damit das größte US-Börsendebüt des Jahres hin.
HDE drängt auf Click & Collect Lösung für Einzelhändler während des Lockdowns.
Amazon testet einen neuen Service: Amazon Explore als potenzielle Weiterentwicklung für den stationären Handel. Welche Entwicklungsmöglichkeit bietet dieser neue Service für Händler?
Wo werden die von Apple auf der WWDC Entwicklerkonferenz vorgestellten App Clips inzwischen eingesetzt? Welche Vor- und Nachteile bieten diese Mikro Apps dem Anwender?
Unser Ausblick für die Digitalisierung 2021.
Transkription
Peloton
Sven
Sebastian, das ist unsere letzte Folge für dieses Jahr, das Jahr 2020 geht zu Ende und wir hatten uns überlegt, dass wir in dieser Folge vielleicht einmal über die Themen aus diesem Jahr sprechen, über die wir bereits gesprochen haben, die wir ein bisschen verfolgt haben. Was ist aus den Themen geworden? Welche Themen sind in der Zeit größer geworden? Und vielleicht fangen wir direkt damit an. Ich finde, was man jetzt zum Jahreswechsel wieder gut sieht, ist die gesamte Werbung oder auch viel Werbung für Peloton. Wir haben in diesem Jahr über Peloton gesprochen. Letztes Jahr war es noch so, dass Peloton ziemlich in die Kritik geraten war durch dieses “Peloton Wife”, das war ungefähr vor einem Jahr. Jetzt hat Corona dem Unternehmen ordentlich Rückenwind beschert. Im Oktober waren sie schon bei 3,1 Millionen Mitgliedern, unter anderem ist auch Joe Biden Kunde bei Peloton und im Oktober lag die Unternehmensbewertung schon bei 30 Milliarden Dollar. Du hast damals ganz interessante Zahlen rausgefunden und die Aktie lag beim 52-Wochen-Tief bei 15 Euro. Als wir im Juni darüber gesprochen haben, lag sie bei 42 Euro und knapp vier Monate später liegt die Aktie schon bei 120 Euro. Also ein mega Grund unseren Podcast zu abonnieren, weil man schon mal die richtigen Tipps bekommen kann. Vielleicht können wir noch mal kurz zusammenfassen, was Peloton ist und warum es so erfolgreich ist.
Sebastian
Genau. Viele werden es kennen, es ist ein Fahrrad, aber ich glaube mittlerweile auch nicht mehr nur ein Fahrrad, denn ich kann damit unterschiedliche Sportarten machen. Ich kann mir ein Fahrrad für nicht wenig Geld nach Hause bestellen und kann dann monatlich über ein Abo Content konsumieren, man kann so also remote Sport machen. Du hast die Wachstumszahlen von Peloton angesprochen, die sind recht beeindruckend. Diese Zahlen sind natürlich coronagetrieben und was man sich gerade in den Umsatzzahlen von Peloton immer wieder vor Augen führen muss, ist, dass sie momentan in einer Wachstumsphase sind, wo sie viele Fahrräder verkaufen. Ich glaube, die liegen für das Fahrrad ungefähr bei zweieinhalbtausend Dollar und die verkaufen natürlich enorm viele dieser Fahrräder, was dazu führt, dass jeder neue Kunde erstmal initialen Umsatz von zweieinhalbtausend Dollar verursacht.
Sven
Stimmt, das hast du mir mal erzählt. Die Zahlen sind aktuell sehr stark durch den Verkauf von dieser Hardware getrieben.
Sebastian
Genau und deswegen muss man sich mal die Umsatzkurve angucken, sie sind noch weit entfernt von einer Marktsättigung, aber wenn der Markt erst mal gesättigt ist oder das Interesse ein bisschen abnimmt und der Anteil der neu verkauften Fahrräder zurückgeht, dann werden sie natürlich eine Umsatz-Delle bekommen. Ich bin dann mal gespannt, wie sich das auf den Aktienkurs auswirkt. Ich bin mir nicht sicher, ob alle, die momentan auf Peloton spekulieren, verstehen, dass der Umsatz, den die dieses Jahr oder auch die letzten Jahre generiert haben, hauptsächlich durch den Verkauf von Fahrrädern entstanden ist.
Sven
Das ist ein guter Punkt. Die Fahrräder sind ja so unglaublich teuer, dass man am Anfang das Gefühl hatte, dass das eher so ein elitäres Fitness Device ist. Es ist jetzt so, dass sie sich in die Richtung des Massenmarktes gewandelt haben. In den USA ist es jetzt seit einiger Zeit auch möglich, einen Ratenkauf für diese Fahrräder zu vereinbaren. Über 70 Prozent der Fahrräder werden momentan in den USA finanziert. Ich habe also nachher dieses teure Fahrrad bei mir zuhause stehen und werde dann vielleicht noch dazu genötigt, diese Mitgliedschaft weiter aufrecht zu erhalten.
Peloton vs. Apple Fitness+
Sebastian
Ob ich aber jetzt für ein Fahhrad 1000 Euro oder zweieinhalbtausend Euro ausgebe, ist schon ein Unterschied und deshalb fühlt man sich vielleicht nochmal mehr gezwungen. Erstmal hat man was zu Hause stehen und man hat nicht einfach nur eine App auf dem Smartphone, die dich auffordert mal wieder ein bisschen Sport zu machen. Ich habe dort ein Fahrrad stehen und ich sehe das permanent, was mich dann vielleicht motiviert, mal wieder darauf zu steigen und ich habe immer dieses schlechte Gewissen, dafür zweieinhalbtausend Euro bzw. Dollar bezahlt zu haben und dann muss man das auch irgendwie nutzen. So habe ich da vielleicht nochmal einen Meinungsverstärker mehr sitzen und dann benutze ich das Abo vielleicht auch länger. Ich weiß nicht genau, wie lange normalerweise die Laufzeit von Fitness-Abos ist, aber ich kann mir vorstellen, dass die bei Peloton eher nochmal ein bisschen länger ist. Auch wenn die es finanziert bekommen haben sie den Umsatz drin, weil sie Banken zusammenarbeiten werden. Sie haben mittlerweile auch nicht mehr nur Fahrräder, ich kann also auch andere Sportarten bei Peloton machen. Sie haben also ein paar Neukunden, die jetzt nicht mehr den Fahrrad-Umsatz am Anfang initial halten, denn sie verursachen nur noch diesen Initial Umsatz. Wenn die Kurve ein bisschen abebbt, dann werde ich einfach die Situation haben, dass mein Umsatz deutlich geringer ausfallen wird, was nicht sagt, dass die Profitabilität schlechter wird oder vielleicht nicht eintritt. Ich glaube nicht, dass sie aktuell profitabel sind, aber das sei mal vollkommen außen vor. Ich glaube trotzdem, dass der Umsatz da so eine Delle bekommen wird. Sie haben ja auch eine kurze Delle von Apple bekommen. Als Apple damals sein Fitness+ vorgestellt hat, hat man ja auch gesehen, dass Peloton an den Börsenkursen Schluckauf hatte, weil das was Apple dort angekündigt hat, natürlich auch schon beeindruckend war.
Sven
Ja, ich finde das passt irgendwie auch ganz gut. Wir hatten im September darüber gesprochen, dass Apple im Rahmen von dem Apple Event einen neuen Service angeboten hatte und ich finde, das passt auch ganz gut zu dem Thema, das du gerade angesprochen hast mit dem Device. Durch das Device, also durch das Peloton-Fahrrad oder das Laufband, binde ich den Kunden dann natürlich an mich. Da haben wir bei Apple eigentlich eine ganz ähnliche Situation. Sie hatten im September den neuen Service Apple+ vorgestellt, der ist jetzt seit dem 14. Dezember auch in englischsprachigen Ländern verfügbar, also nutzbar, aber es ist ganz eng mit der Apple Watch gekoppelt. Ich kann Apple Fitness+ auch nur mit der Apple Watch zusammen benutzen, weil eben darüber meine Bewegung und meine Herzfrequenz gemessen wird, auch dort habe ich diese enge Verknüpfung. Du sagst immer ganz gerne: Die Macht liegt im Device. Dadurch, dass der Kunde dieses Device hat, wird er dann eben zur Nutzung angeregt.
Sebastian
Genau, den Vorteil von Apple sehe ich allerdings auch noch da, dass ich es schaffe, den Sport in den Alltag zu integrieren. Also Apple Fitness+ geht ja erstmal primär über Content, also Stand jetzt muss ich Apple Fitness+ sehr bewusst konsumieren. Ich muss mich also dazu entscheiden, eine Sporteinheit zu machen und starte dann und absolviere diese Einheit. Aber dadurch, dass ich mit dem Device dort schon fast verheiratet bin, hab ich natürlich den großen Vorteil, dass ich den Sport eigentlich in meinen Alltag integrieren kann. Apple kann mich also dazu bewegen, dass ich jetzt auf den Parkplatz vom Bürogebäude fahre und Apple ahnt, dass ich ins Büro möchte und sagt einem dann, dass man heute in den fünften Stock mal die Treppe nehmen soll und das kann direkt in dein Sport Profil mit aufgenommen werden. Also ich glaube, dass sie durch dieses Fitness-Angebot, was sie ja auch schon bei der Watch seit Jahren forcieren, also den Activities Index, Kalorienverbrauch, Trainings und so weiter, dass sie das so noch stärker in Alltag integrieren, was dann natürlich einen super Mehrwert wäre, weil ich mich nicht mehr bewusst dafür entscheiden muss, dass ich heute Abend nochmal eine Stunde laufen gehe, weil ich dann schon einen gewissen Anteil meines Sports im Alltag absolviert habe. Das gelingt mir natürlich nur, wenn ich das Device permanent dabei habe.
Sven
Richtig. Das kann mich dann ja sogar proaktiv darauf hinweisen, weil man da einfach eine Vibration am Arm hat und ich kann wirklich in der Situation darauf hingewiesen werden, was man tun soll. Fitness+ selber ist ein Online Fitnessstudio mit diversen Workouts und Coaching und gerade dieses Coaching erinnerte mich dann auch an Peloton, weil ich ja bei Peloton neben dem Fahrrad eben ein Coaching habe. Da gibt es Trainer, die mit mir zusammen die Workout Sessions machen. Seit dem 14. Dezember ist Apple Fitness+ verfügbar und es gibt 180 unterschiedliche Workout Sessions und zehn verschiedene Kategorien und jede Woche sollen neue dazukommen. Dadurch motiviert mich das Ganze natürlich noch mehr und man wird mitgenommen, ich kann also wirklich interaktiv daran teilnehmen. Was wohl im Vergleich zu Peloton bei Apple aber ein bisschen zu kurz kommt, ist diese soziale Funktion. Also bei Peloton kann ich eben auch in einer Gruppe fahren oder sehen, wer jetzt wieder Training gemacht hat und wer wie gut ist, das fehlt wohl noch so ein bisschen bei Apple, aber es lässt sich ja erwarten, dass da nachgezogen wird. Was mir noch aufgefallen war, passend dazu gibt es in dem Online-Shop von Apple eben auch Yogamatten, Fahrradhelme, Springseile und Schwimmbrillen zu kaufen. Die haben also passend zu Fitness+ auch nochmal ihr Sortiment erweitert, das ist von Drittanbietern, nicht von Apple, aber jetzt im Apple Shop verfügbar.
Das Halo Armband von Amazon
Sebastian
Amazon ist ja gleich der nächste Player, der auch auf dem Zug aufspringen möchte mit dem Halo Armband.
Sven
Ja, richtig. Man weiß ja von Amazon schon, dass sie schon einiges an Hardware angeboten haben, ob es jetzt der Fire TV Stick ist, der Echo oder der Kindle. Und jetzt eben auch ein Armband ohne Display, aber dafür mit ganz vielen Sensoren und einem vielleicht interessanten Feature. Wir hatten letztes Mal darüber gesprochen und es nimmt auch deine Stimme mit auf.
Sebastian
Wir hatten, glaube ich, im Sommer oder Frühherbst über das Halo Armband gesprochen und uns auch intensiv darüber ausgetauscht. Es ist jetzt, meine ich gelesen zu haben, in den USA verfügbar, also knapp vor Weihnachten, es liegt also unter dem ein oder anderen Weihnachtsbaum, zumindest in den USA. Wenn sie die Stimme aufnehmen, wären unsere Gedanken wieder ein bisschen untermauert, die wir damals dazu hatten, dass Amazon wahrscheinlich auch deutlich mehr damit vorhat.
Sven
Ja, wir hatten damals darüber philosophiert, inwieweit das eben auch so eine Art Echo am Arm sein kann, den man die gesamte Zeit mit sich herumträgt. Die Analyse der Stimme soll durchgeführt werden damit erkannt wird, wie deine Stimmung ist und dass dir darüber dann später auch Aufschluss gegeben werden kann, wie du dich vielleicht gefühlt hast und wie du darauf Einfluss nehmen kannst. Selbstverständlich sahen da viele Datenschützer Probleme und es ist jetzt wohl so, dass deine Stimme direkt auf dem Handy analysiert wird und dann gelöscht wird. Es ist wohl angeblich so, dass diese Informationen nicht an Amazon weitergegeben werden, das natürlich schon so ein Thema war, wo wir gesagt haben, dass das schon ein bisschen kritisch ist. Ich habe vor ein paar Tagen einen Artikel in der Washington Post gelesen und da ging es um das Halo Armband und die haben das Armband getestet, davon habe ich mal ein Zitat niedergeschrieben: “Der Halo sammelt die intimsten Informationen, die wir von einem Consumer Gadget gesehen haben und nutzt sie am wenigsten. Dieses Gerät hilft Amazon viel besser beim Sammeln von Daten als Ihnen dabei gesund und glücklich zu werden.” Die Washington Post gehört ja Jeff Bezos, er ist der Eigentümer der Washington Post und dennoch ist das ein sehr kritischer Artikel, der einfach aussagt, dass der Mehrwert nicht da ist und das Ding einfach nur unglaublich viele Daten sammelt.
Sebastian
Das ist ja auch ein Grund, warum z.B. Alexas aus Büros verbannt wurden. Das Armband würde ja auch nicht nur die eigene Stimme aufnehmen, sondern würde ja auch alles andere mit aufnehmen. Wenn man in der Bahn sitzt, nimmt man auch noch das Gespräch von anderen Leuten auf. Klar, Amazon sagt, dass sie das nicht verwerten, aber was da wirklich passiert, weiß man nicht und wenn es nur ein Versehen ist durch einen technischen Fehler und dann Gespräche aus Büros, aus der Bahn oder aus dem Supermarkt aufgenommen werden.
Sven
Die Washington Post hat auch gesagt, selbst wenn die Informationen nur anonymisiert verwendet werden, sind sie dennoch ein großer Mehrwert für Amazon. Amazon selber ist sehr stark in den Gesundheitsbereich reingegangen, ist im Bereich Krankenversicherung stark aktiv, hat PillPack für 750 Millionen Dollar gekauft. Vor einem Monat haben wir gelesen, dass Amazon Pharmacy die Online Apotheke in den USA wird. Diese gesamten Heals Informationen, die gesammelt werden, bringen mir vielleicht in dem Moment als Konsument oder Nutzer dieses Heals Armbandes nichts, aber Amazon bringt es einfach was, weil sie sehr viele Informationen über den Gesundheitszustand oder über Gewohnheiten der Menschen sammeln können.
Airbnb und sein Börsengang
Sebastian
Also ich glaube, wenn wir da mal rückblickend auf das Jahr 2020 schauen, ist da im Fitness Bereich viel passiert und da wird mit Sicherheit auch noch weiter viel passieren. Gerade jetzt zum Jahreswechsel ist der gute Vorsatz da, mehr zu tun und in den USA wird vielleicht das eine oder andere Armband oder das Abo unter dem Weihnachtsbaum liegen. Dann gucken wir mal, wie sich das in den nächsten Jahren weiterentwickelt. Ein weiteres großes Thema in diesem Corona-Jahr ist eigentlich der komplette Tourismus gewesen, da sind in diesem Jahr natürlich viele Branchen stark betroffen, die Kultur, der Tourismus und so weiter. Wir hatten vor einiger Zeit über Airbnb gesprochen, damals hatten wir, glaube ich, noch darüber spekuliert, ob die den Börsengang planen und wie sich Airbnb dort weiterentwickeln könnte. Jetzt haben sie vor kurzem einen Börsengang hingelegt.
Sven
Ja, im Mai sah das noch anders aus. Als wir im Mai drüber gesprochen hatten, haben sie gerade eine Nachricht verschickt, dass 25 Prozent der Mitarbeiter, das sind knapp 1.900 Mitarbeiter weltweit, entlassen werden sollten und dass man sich viel stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren wollte, weil der Tourismus bekannterweise komplett eingebrochen war. Die hatten auch die Hälfte des Umsatzes eingebüßt, aber dieses Gerücht, dass man 2020 an die Börse will, das war schon länger da. Es ist dann auch so gekommen, dass sich einfach das Nutzungsverhalten oder das Konsumentenverhalten geändert hat und vielmehr Apartments für Kurztrips über Airbnb gebucht wurden. Man hat sich dann sehr stark auf die Kosten konzentriert, man hat ein Einstellungsstopp durchgeführt und das Marketing wurde heruntergefahren. Und dann sind sie dieses Jahr dann doch an die Börse gegangen und das auch ziemlich erfolgreich.
Sebastian
Ich glaube, die haben am ersten Handelstag einen Kurssprung von 140 Prozent hingelegt. Da haben die wieder ganz gut was eingebüßt jetzt in den letzten Tagen, aber das hat einfach mal gezeigt, dass trotz Corona in diesen Tourismus-Modellen einfach noch Musik drin ist. Airbnb hätte sich auch überlegen können, besonders jetzt nichts zu machen. Vielleicht haben sie für den Börsengang auch die Impfstoff Meldung abgewartet, das kann auch sein. Der Börsengang muss so um den 10.12. herum gewesen sein. Und klar, sie hätten noch abwarten können, aber ich glaube, selbst wenn sie die Impfstoff Meldung abgewartet haben, ist natürlich immer ein gewisses Risiko, dass das Geschäft zumindest in 2021 noch nicht wieder so anläuft und vielleicht 2022 irgendwann mal wieder zurück zu alter Stärke kommen kann und deswegen finde ich es beachtlich, einfach mal in den ersten Tagen 140 Prozent hinzulegen.
Sven
Ja, es ist das größte US-Börsen Debüt dieses Jahres und die Firma ist jetzt rund 100 Milliarden Dollar wert. Als wir damals im Mai drüber gesprochen haben, war das Unternehmen gerade mal 26 Milliarden Dollar wert. Es ist schon unglaublich, was dieser Börsengang gebracht hat. Vielleicht nochmal so als kleine Randnotiz, seit der Gründung 2008 hat das gesamte Unternehmen noch kein Geld verdient, das ist wieder ein gutes Beispiel für eine Bewertung von diesen Tech-Unternehmen.
Sebastian
Genau, man muss bei Airbnb so ein bisschen relativieren. Es geht ja nicht nur um Tourismus, sondern es geht auch um Wohnen, um Wohnungsunternehmen, um Wohnungsbauunternehmen und umBaugenossenschaften. Die setzen sich schon mit Airbnb auseinander und fragen sich, inwieweit sich das Produkt des Wohnens und des Services des Wohnens verändert und ob solche Anbieter wie Airbnb dann eine Rolle spielen können. Es geht schon darum, deutlich mehr zu machen, als nur Tourismus, deshalb muss man das ein Stück weit relativieren. Man kann sagen: “Gewohnt wird immer”, aber die Delle war natürlich beachtlich bei Airbnb. Wenn ich mir mal die Tourismus-Riesen in Deutschland angucke mit der TUI, die Lufthansa, die deutlich geringere Bewertungen haben und auch Staats-Milliarden da drin haben, dann scheint es auf jeden Fall augenscheinlich so zu sein, dass Airbnb die aktuelle Phase nicht wirklich wahrnimmt. Ich bin gespannt, wie das nächste Jahr für den gesamten Tourismus verläuft und dann auch wie Unternehmen wie Airbnb oder GetYourGuide performen können. GetYourGuide ist jetzt noch nicht an der Börse, plant aber vielleicht etwas ähnliches, da habe ich keine Informationen zu, aber ich glaube, dass es nächstes Jahr sehr interessant wird für diese Unternehmen. Und es ist interessant, inwieweit sie ein Stück weit zurück zu einer gewissen Normalität kommen können, aber man scheint da ja eine große Wette einzugehen, weil es dann eben nicht diese Entwicklung und die Bewertung an den Börsen geben würde. Die Wette muss eine entsprechende Wahrscheinlichkeit haben, dass das Ergebnis auch eintritt.
Click and Collect und Amazon Explore
Sven
Wir befinden uns ja jetzt gerade im Lockdown, in dem harten Lockdown und der Handelsverband Deutschland, über den wir auch gerne hier gesprochen haben, dringt darauf, dass den Einzelhändlern im Stadtraum die Übergabe von Emittent bestellter Ware, also Click and Collect, ermöglicht wird. Es ist noch gar nicht so klar, ob das geht und es hängt auch von jedem selbst Bundesland ab. Es ist ein gangbarer Weg, den man für sich erkannt hat und der jetzt in den letzten Monaten immer stärker wurde, im Ausland, gerade in den USA wurde der viel stärker gelebt, da ist es schon gängige Praxis, da gibt es schon extra Parkplätze für Click and Collect. Es gibt riesige Abholer-Türme direkt im Eingangsbereich, wo ich nur meinen Code eingebe und dann kommt sofort das für mich zusammengestellte Sortiment. Darüber wird jetzt stark diskutiert und wir haben im Oktober schon über einen Service von Amazon gesprochen, über den Amazon Explore. Ich habe heute nochmal nachgeguckt, er ist immer noch im beta Status, aber der hat uns extrem beeindruckt und wäre vielleicht eine potentielle Weiterentwicklung für den stationären Handel.
Sebastian
Richtig, Amazon Explore ist ein Service von Amazon, der eigentlich aus dem Tourismusbereich kommt, wo man einen Guide in einer fremden Stadt buchen kann, in der man sich gar nicht selber aufhält. Ich kann einen Guide z.B. in Paris beauftragen, der führt mich dann durch die Stadt und ich kann ihm dann digital folgen, ohne in dieser Stadt zu sein, er erzählt mir dann was zur Stadt und zeigt mir das über sein Smartphone. Man kann darauf natürlich endlos Use Cases generieren, man kann das natürlich durch Technologie Augmented Reality ergänzen und das hat sich dann weiterentwickelt in den stationären Handel. Eine Entwicklungsstufe dazwischen war noch das ganze Thema Education, jetzt nicht im Sinne von Schule, sondern eher im Sinne von z.B. einem Sushi Kurs. Da kann ich dann auch jemanden buchen, der mir dann zeigt, wie ich das eigentlich machen kann. Das kann rein aus Schulungsgründen sein, aber es kann auch Entertainment sein. Ich kann mir auch mit vier Leuten oder mit meiner Familie mal zeigen lassen, wie man Sushi macht und das hat dann einen netten Entertainment Faktor und abendfüllenden Charakter. Das ganze Thema ist dann wahrscheinlich ein bisschen coronagetrieben und auch im stationären Handel angekommen. Man kann beispielweise einen Verkäufer in einem Store kontaktieren und der führt mich dann durch den Store und zeigt mir dann die Produkte, die er hat und ich kann dann auf dieses Produkt drauf tippen und kann das Produkt über Amazon kaufen. Optimalerweise kommt es dann aus dem FBA Lager, man kann dafür dann auch Amazon Payment benutzen. Die Herausforderung, das haben wir auch damals schon gesagt, sehe ich weiterhin noch im Bereich der Produktdaten, weil eine große Herausforderung der stationären Händler ist es nun mal, die Produktdaten in den Griff zu bekommen und ich sehe auch so ein gewisses Problem an der Stelle, dass ich das nicht wirklich skalieren kann. Während ich mich ja in einem stationären Geschäft befinde, wenn ich physisch vor Ort bin, mich frei bewege und selber ja einen Kauf tätige, ich nur an der Kasse bezahle, dann brauche ich jetzt eigentlich fast immer einen Guide, der mich da durchführt. Das kann sich nochmal ändern, aber Stand jetzt brauche ich diesen Guide, d.h. das können sie auch nicht endlos hoch skalieren, aber jetzt in Kombination mit dem harten Lockdown, deswegen gucken wir auch nochmal darauf, ist es natürlich goldwert, genau so welche Services zu haben. Du hattest eben über Click and Collect gesprochen und das ist, finde ich, Stand jetzt ein Riesenproblem. Man hat Click and Collect immer belächelt, aber wenn ich es jetzt hätte, könnte ich zumindest noch verkaufen und könnte die Ware zur Abholung anbieten, aber wenn ich jetzt noch Weihnachtsgeschenke brauche oder irgendwas anderes kaufen möchte, dann kaufe ich online und ich kaufe nicht stationär. Das heißt, man konnte das vorher belächeln, aber da gab es auch Entwicklungen dagegen, es gab Stimmen in Deutschland, die spaßeshalber mal gesagt haben, dass es eigentlich eher Click and Collapse ist. Das bringt alles nichts. Ich selber sehe den Mehrwert persönlich auch nicht. Also wenn ich den Weg in eine Innenstadt nicht antreten möchte, aufgrund des Fahrtweges oder des Trubels, dann muss man noch einen Parkplatz organisieren, muss dafür bezahlen und dann muss ich das vielleicht sogar zweimal machen, weil ich nochmal etwas abholen muss. Und wenn ich direkt online bestelle, muss ich den Weg trotzdem auf mich nehmen. Ich sehe den Mehrwert auch nicht, aber gerade in dieser jetzigen Situation und dann noch unterstützt durch einen Service, sieht man, dass es so etwas gibt. Ich habe nicht nur den Bedarf, den ich in dem Moment decken kann, sondern ich werde dann noch durch den Store geführt und der hat noch eine echte Beratung. Das ist ja auch das, was den Einzelhandel immer beschäftigt, also dass man ja auch vor Ort beraten kann. Und das kann man hier jetzt auch.
Sven
Richtig. Das wäre der Mehrwert in dem Moment.
Sebastian
Genau. Jetzt haben wir die Kooperation im HDE und Amazon, die Ambitionen von Amazon sind klar, die wollen ihre eigenen Services dort verkaufen und der stationäre Händler soll optimalerweise die Ware direkt in das FBI Lager einlagern, es soll Amazon Payment benutzt werden und es geht auch gar nicht anders, man kann wirklich nur über Amazon kaufen. Gerade jetzt sind diese Services relevant und man hätte jetzt auch eine Chance das Verhalten grundlegend zu ändern, weil die Kunden jetzt keine andere Möglichkeit haben, denn man muss diese Services in Anspruch nehmen, weil man sonst gar nicht an die Produkte rankommt. Und wenn es vorher so eine Gewohnheit war, die man irgendwie aufbrechen musste, was einem nicht gelungen ist, dann ist Corona da der Brandbeschleuniger und dann würde diese Gewohnheit aufbrechen und ich könnte dann vielleicht auch längerfristig mit Click and Collect arbeiten. Mehr wird nicht wirklich ersichtlich, aber gerade in der jetzigen Phase sollte man es vielleicht doch haben.
Sven
Ich glaube schon, dass Click and Collect seine Berechtigung hat, aber eher dort, wo ich leichter rankomme. Wenn ich an dieses Waltmart Beispiel denke, ich habe das in Seattle gesehen, das ist natürlich dann aber auch ein Walmart, bei dem du direkt da bist, wenn du von der Autobahn runter fährst. Wenn ich jetzt hier nochmal in die Innenstadt laufen müsste, ist der Aufwand natürlich auch nochmal ziemlich groß. Da könnte ich vielleicht auch direkt reingehen und mir das Produkt selber raussuchen. Ich glaube, dass das hier einfach nur ein schönes Beispiel ist, dass man innovativ was Neues probiert hat, man hat etwas angeboten und jetzt ist es da und viele andere haben das aber nicht gemacht und haben das jetzt plötzlich auf einmal nicht. Ich habe das Gefühl, dass viele immer sehr skeptisch sind und die Sachen nicht ausprobieren und dann steht man da und hat es nicht. Das ist natürlich schwierig.
Sebastian
Ich glaube wirklich, dass Amazon Explore eine Zukunft hat. Wir haben bei Click and Collect nicht wirklich den Mehrwert. Man bräuchte es jetzt, aber ich muss irgendwie noch einen Service draufsetzen, um Click and Collect auch wirklich einen Mehrwert zu geben und das macht eigentlich Amazon Explore. Weil ich jetzt nicht nur die Möglichkeit habe zu bestellen, das kann ich auch direkt bei Amazon machen, ohne jede Beratung, sondern ich bekomme jetzt die Beratung und es ist meinen Augen eine Möglichkeit, wie der stationäre Handel dann doch wieder eine Beziehung zum Kunden aufnehmen kann, weil er bekommt dann eine Beratung und das, was sich der stationäre Handel auf die Fahne schreibt, kann er auch tatsächlich digital erbringen, also diese Leistung. Ich glaube Amazon Explore hat auch im Handel eine Zukunft, weil es das einfach anders macht. Und das ist ja das, was Amazon dann doch immer wieder schafft, also die Sachen so zu machen, dass sie dann doch funktionieren, weil sie sich am Kunden orientieren. Der Kunde möchte in dem Moment Beratung haben, wenn er keine Beratung will, kann er auch einfach zu Idealo gehen, sich den günstigsten Preis raussuchen und dann da bestellen. Da braucht man auch gar nicht auf Lokalpatriotismus zu setzen, der immer wieder von Politikern dort propagiert wird, den es in meinen Augen aber einfach gar nicht gibt, den gibt es vielleicht bei einem gewissen Anteil der Gesellschaft. Der überwiegende Anteil hat aber eben keine Lust in die Stadt zu fahren, das ganze drum rum auf sich zu nehmen, sondern der bestellt dann einfach online.
Sven
Wir haben häufig über die gesamte Live Streaming Szene gesprochen, die immer mehr wird, unter anderem auch über dieses Live Shopping. Das geht ja eigentlich auch in die Richtung. Also überhaupt, dass die Leute über Video einkaufen und dann eben auch interagieren können. Eigentlich hat Amazon dafür ja nochmal eine weitere Plattform, vielleicht haben sie einen etwas gediegenen Ansatz gewählt, aber grundsätzlich geht das ja auch in die gleiche Richtung, wie viele andere Angebote es tun.
Die App Clips
Sebastian
Ein weiteres Thema, was wir auch relativ groß oder ich relativ groß gehypt habe, waren die App Clips. Amazon hatte ja auf der WWCD die App Clips vorgestellt und ernüchternd muss man sagen, dass die in Deutschland noch nicht so richtig weit verbreitet sind.
Sven
Ja, ich habe ein bisschen recherchiert. Scheinbar nicht nur in Deutschland nicht so weit verbreitet, sondern grundsätzlich gibt’s noch nicht so viele Beispiele. Ich habe zwei, drei Beispiele gesehen, ich hab’s mir angeguckt und ausprobiert. Im Juni war es, dass wir über die Entwickler-Konferenz von Apple gesprochen haben und da wird dann ja auch immer das neue iOS vorgestellt. Und im Rahmen von dem iOS 14, das ja mittlerweile auch auf den iPhones ausgerollt ist, gibt es eine neue Funktion, die nennt sich App Clips und das sind so kleine Micro Apps, die kleiner als zehn MB groß sind. Sie können den kompletten Funktionsumfang von so einem iPhone nutzen und ich habe die Möglichkeit, direkt instant in dem Moment, wenn ich diese App brauche, zum Beispiel an einem E-Scooter oder an einem Parkautomaten einfach einen Code abzuscannen kann oder über ein NFC-Gerät direkt mit meinem iPhone zu kommunizieren und dann wird dieser App Clip in unglaublicher Geschwindigkeit direkt auf meinem iPhone heruntergeladen und gestartet. Ich habe nicht mehr diese Herausforderung, dass ich als Unternehmen den Kunden dazu bewegen muss, erst mal meine App aus dem App Store herunterzuladen, sondern der Kunde kann es genau in dem Moment nutzen. Es ist sehr ruhig gewesen, also wir sehen da wirklich ein großes Potenzial, aber wir haben nur ganz wenig Beispiele gefunden. Ich hatte gestern gesehen, dass G-Star, das ist eine Modekette, dort eine entsprechende App Clip-Technologie verwendet. Und zwar ist es so, dass ich mein iPhone an Schaufensterfiguren oder an Auslagen im Laden ranhalten kann und dann bekomme ich Informationen zu den ausgestellten Outfits, ich bekomme den Preis sowie Farben und Größen, die im Geschäft oder eben auch im Onlinestore verfügbar sind. Und ich könnte die Ware direkt dort bestellen oder eben auch direkt über Apple Pay bezahlen. Also die nutzen das, aber es gibt noch nicht so viele Beispiele.
Sebastian
Ich kann mir das damit erklären, dass natürlich die Entwickler der Apps bzw. die Unternehmen dahinter auch nicht so ein gesteigertes Interesse haben, das zu tun. Was wir ja schon vorhergesehen haben, ist, dass die Kunden den Bezug zur eigentlichen Marke oder zum Produkt verlieren, weil ich mich ja gar nicht mehr bewusst für eine App entscheide oder noch viel wichtiger, ich mich ja bewusst gar nicht mehr für einen Anbieter entscheide. Also mir geht es bei einer App Clip darum, dass ich sie nicht mit der App runterladen muss, total egal ob jetzt das Carsharing Angebot von Anbieter A oder von Anbieter B kommt. Ich steige einfach ein oder nehme den E-Scooter von demjenigen, der gerade neben mir steht, egal welcher Anbieter das gerade ist. Das heißt, dass das Unternehmen natürlich nicht so ein gesteigertes Interesse daran hat. Das Unternehmen möchte lieber, dass die App runtergeladen wird, dass man sich dort registriert, dass man Bezug zur Marke aufbaut und sich dann bei der nächsten Miete nämlich genau wieder für das jeweilige Unternehmen entscheidet. Ich gucke in Hamburg eigentlich nur kurz über die Straße und sehe dann gleich den ersten E-Scooter und öffne dann eben nicht die App von Anbieter A und geht dann nochmal 100 Meter weiter, anstatt den zu nehmen, der gerade hier ist, weil ich von dem die App noch nicht habe.
Sven
Wir hatten letztes Mal über die Kundenbindung gesprochen. Wenn wir das G-Star Beispiel nehmen, dann bin ich ja sozusagen schon in dem Geschäft und kann in dem Moment mehr Funktionen nutzen, als sie mir vielleicht eine Website zur Verfügung stellt. Aber da habe ich natürlich das Problem von G-Star, dass ich den Kunden dann nicht nochmal wieder anspreche wegen einer Kundenkarte, die man da wieder nutzen kann. Es geht dann in dem Moment um die Funktion und vielleicht ist es das eben auch, dass es nur um die Bereitstellung von mehr Funktion geht, die ich in einer sehr benutzerfreundlichen Darstellung mit einer Webseite bereitstellen kann. Ich hatte jetzt gehört, die 14.3 vom iOS ist in Arbeit und in dem Zuge ist es dann eben auch möglich, diese App Clip Codes zu erstellen. Also Apple ist weiter an diesem Thema dran. Die Apple Codes sind so etwas ähnliches wie ein Barcode, womit ich dann diese App Clips aufrufen kann und da hat Apple ein ganz eigenes Format entwickelt und das steht ja zur Verfügung. Entwickler können damit dann eben auch die eigenen App Clip Codes bauen und es gibt auch eine aktualisiertes Human Interface Guideline von Apple. Die sind noch an dem Thema dran, es ist scheinbar aber noch nicht angekommen.
Sebastian
Vielleicht muss sich das auch erst mal bei den Anbietern durchsetzen, die gar nicht die Marke eines Unternehmens oder ein Unternehmen an sich in den Vordergrund stellen, zumindest in der Kundenbeziehung. Bei den E-Scootern oder auch bei G-Star ist es ja schon wichtig den Bezug zur Marke zu haben. Und ich hatte vor einiger Zeit im unserem Podcast mit der Gründerin von Jordy gesprochen, das ist eine Software für Restaurants, wo ich im Restaurant über mein eigenes Smartphone das Essen bestellen kann und wo ich drüber bezahlen kann. Ich kann auch nach Beliebigkeit zwischen unterschiedlichen Kanälen hin und her wechseln und Reviews abgeben kann und so weiter. Es geht einfach darum, das Restaurant an sich zu digitalisieren. Und da ist Jordy der System-Anbieter, aber das tritt brim Kunden eigentlich gar nicht in Erscheinung. Vielleicht sind das Anbieter, wo sich zuerst die App Clips durchsetzen, weil die Stand jetzt noch ohne App arbeiten, weil man einfach einen QR-Code scannen soll, der auf den Tisch geklebt ist und dann hat man in dem Restaurant eingecheckt. Da können App Clips deutlich besser funktionieren, weil es gar nicht mehr um die Marke Jordy geht oder man eine zu große Diversität hätte. Also ich bleibe dabei, das wäre, glaube ich, ein Gamechanger, wenn es sich breiter durchsetzt. Aber wir haben es bisher einfach noch nicht gesehen. Vielleicht ist auch für Entwickler noch nicht interessant, weil es dann weltweit doch noch nicht so eine große iOS 14 Dichte gibt. Obwohl Apple eigentlich immer zu den Anbietern gehört, wo die Smartphone eigentlich immer einen guten Aktualisierungsgrad haben, aber auch das würden wir beobachten. Wenn wir ein bisschen über die Ausblicke auf 2021 sprechen, glaube ich, dass dieses Thema, was wir damit eigentlich so indirekt ansprechen mit den App Clips auch 2021 ein starkes Thema sein wird. Wir sehen, dass die großen Player sich immer weiter oben im Wandel positionieren. Wir haben das in den letzten Jahren erlebt, z.B. durch Google Jobs, die durchforsten eigentlich nur Job-Seiten und verweisen dann darauf, aber irgendwann wird es ja so sein, dass ich bei Google nur noch nach Jobs suche und dafür Werbung keine schalten muss, damit meine Anzeige dort ist. Man umgeht die Plattform eigentlich. Man sieht bei Google auch wenn man nach irgendwas sucht, dass ein Ausschnitt direkt auf der Google Seite angezeigt wird und die Website, die diesen Content liefert dann eigentlich in den Hintergrund gerät.
Sven
Manchmal wir die URL auch schon gar nicht mehr angezeigt.
Sebastian
Genau. Also es wird gar nicht mehr angezeigt, wo der Inhalt eigentlich herkommt und das erleben wir in meinen Augen auch bei den App Clips. Also wenn die sich durchsetzen, dann wird Apple im Vordergrund stehen, also ich habe das Device dabei und über NFC oder über was anderes, ich habe unterschiedliche Trigger Möglichkeiten und wird mir dann angezeigt, dass da eine Funktionalität ist, die ich nutzen kann. Es macht den Anschein, dass die großen Digitalunternehmen diesen Kundenzugang immer mehr auf sich vereinen. Und ich glaube, dass sich das auch in 2021 weiter fortsetzen wird und wahrscheinlich in den Folgejahren auch zum ernstzunehmenden Problem wird.
Die Entwicklung der Digitalisierung in Unternehmen
Sven
Mit diesem Crunch-Format wollen wir ja einfach das Ziel aufzuzeigen, wie Digitalisierung aussehen kann, welche Innovationen es gibt und was alles möglich ist. Dabei ist das Ganze immer sehr stark geprägt durch unsere Perspektive als Berater, da wir ja schon sehr lange in dieser Branche unterwegs sind, bewerten wir das dann mal und versuchen das entsprechend einzuordnen, um einfach darzustellen, was Digitalisierung alles kann. Wenn ich mich dann irgendwie mal zurückerinnere, wie das alles anfing und wir dann Kunden hatten, die unter Digitalisierung verstanden haben, dass man VHS-Kassetten digital transformiert, später sprachen die Leute über papierloses Büro oder über das Bauen eines Webshops. Mir läuft es immer noch kalt den Rücken runter, wenn ein Politiker über Digitalisierung spricht und dann über ein funktionierendes Handy spricht, das finde ich immer ganz grauenhaft. Breitbandausbau. Die Jahre danach ist die Digitalisierung ein komplett inflationäres Wort geworden, es wurde ständig für alles verwendet und da hat jetzt das Corona Jahr, glaube ich, nochmal schön aufgeräumt, hat nochmal ein Spotlight drauf gerichtet. Die Gesellschaft wurde dazu gezwungen einfach viel digitaler zu sein, viel digitaler zu arbeiten, digitale Tools zu nutzen, digitaler zu denken. Das hat die Gesellschaft im Bereich Digitalisierung extrem nach vorne gepusht, auch wenn sie es vielleicht noch nicht wollte. Und ich glaube einfach, dass auch diese Aufmerksamkeit so schnell nicht mehr verschwindet, sondern gerade diese gesamten Themen und eben diese Entwicklung, die einfach bestehen bleibt.
Sebastian
Das ist ja auch das, was man ja auch im sozialen Sektor merkt. Dadurch, dass gerade mal wieder durch den harten Lockdown die sozialen Kontakte massiv eingeschränkt sind, ist es natürlich so, dass ich auch irgendwie soziale Kontakt brauche und das werden wir auch erleben in den bestehenden digitalen Geschäftsmodellen, sei es im Dienstleistungsbereich, sei es im Handel. Wir haben eben bei Peloton auch darüber gesprochen, dass da mehr Social dabei ist als z.B. bei Apple. Das wird auch etwas sein, was sich fortsetzen wird, dass wir in diesen ganzen Services eine stärkere Social Komponente haben. Das ist, wenn wir auf den Handel gucken, die letzte Säule, auf dem der Handel noch aufbaut, dass ich Samstag vormittags dort alle treffe und mich dort mit denen in der Fußgängerzone unterhalten kann. Das ist spätestens jetzt eigentlich vorbei, weil jetzt geht’s halt nicht mehr und ich werde, glaube ich, sukzessive lernen, dass ich das auch digital erleben kann. Also nicht, dass alle sozialen Kontakte digital stattfinden, sondern dass ich jetzt mit jemandem gemeinsam einkaufen gehe, dass ich mit jemandem gemeinsam Sport mache. Das werden diese digitalen Services für sich, glaube ich, immer mehr vereinnahmen und auch bei Amazon Explorers habe ich die Social Komponente ja eigentlich dabei. Das Digitale wird sozialer, damit meine ich nicht meinen Facebook Kontakt, sondern ich meine wirklich soziale Interaktionen. Ich glaube das wird sich fortsetzen und ich stimme dir auch zu, es hat in der Gesellschaft etwas verändert. Ich habe aber immer noch den Eindruck, dass es bei vielen Unternehmen noch nicht so viel verändert hat, weil viele immer noch darüber sprechen, wie sie ihr Homeoffice organisiert bekommen oder ob man Zoom, Teams, Guru Meeting oder Webex nutzt. Das sind noch so Fragen, mit denen man sich auseinandersetzt. Die jetzige Situation zeigt eigentlich, dass wir viel weiter denken müssen und das ist ja das, was wir schon über Jahre immer wieder predigen. Geschäftsmodelle verändern sich und es macht auch keinen Sinn, an Geschäftsmodellen festzuhalten, deren Ausgang eigentlich besiegelt ist, sondern wir müssen uns jetzt ernsthaft überlegen: Was verändert sich und wie kann man darauf reagieren? Und wie kommt man auch wieder in eine Rolle, wo man wieder agieren kann. Man muss aufhören Milliarden in irgendwelche Gräber rein zu schaufeln, die einfach besiegelt sind. Corona wird uns 2021 noch begleiten. Nicht weil wir jetzt anfangen zu impfen, heißt es, dass es im Januar alles durch ist. Die Gesellschaft hat sich verändert, jetzt müssen auch die Unternehmen nachziehen und da in der breiten Masse ihre Geschäftsmodelle überdenken.
Sven
Ich habe gerade gestern einen Artikel im Handelsblatt gelesen, wo es um den stationären Handel und die Herausforderung ging, die sie im Vergleich zum Online-Handel haben und wo ich dann einfach sagen muss, das ist ja nun nicht seit gestern so. Letztes Jahr hatte Amazon seinen 25 jährigen Geburtstag. Die deutsche Amazon Webseite ist seit Oktober 1998 online. Also wer nach 20 Jahren noch immer nicht kapiert hat, dass da ein großer Wettbewerber ist, der hat einfach verdammt viel verschlafen. Mittlerweile sind da so viele gute Mitarbeiter und so viel Geld im Spiel.
Sebastian
Die haben Dimensionen, da kann niemand mehr mithalten. Und das ist ja genau das Problem. Ich glaube auch, dass es in den nächsten Monaten und Jahren stärkere Regulierungen dieser Unternehmen geben wird. Was ich zwar grundsätzlich verstehen kann, weil sie eine Dimension erreicht haben, die wahrscheinlich nicht mehr gut ist, kann ich nicht beurteilen. Aber eigentlich ist das ja ein Ergebnis, was wir aus den Versäumnissen der letzten Jahre und Jahrzehnte haben. Nur weil die einen guten Job gemacht haben, nicht nur Amazon, sondern viele große Unternehmen einen guten Job gemacht haben, sollen die deshalb bestraft werden, weil andere diese Hausaufgabe mal eben nicht gemacht haben, das sehe ich als sehr schwierig. Und wie du sagst, wir müssen endlich verstehen, dass da viel passiert. Und da ist die Krise jetzt so ein Vergrößerungsglas und zeigt, wo die Probleme wirklich liegen. Du hast total recht, das ist eine Entwicklung, die schon lange dagewesen ist und die wird jetzt nochmal beschleunigt. Ich glaube wirklich, dass dieser soziale Charakter im Shopping wahrscheinlich schneller digital werden könnte in Deutschland, als es ohne Corona der Fall gewesen ist. Das Problem des ganzen Stationären, egal ob sie Dienstleister sind, ist eigentlich gar nicht das Schließen, sondern es ist die Beschleunigung, was durch die Krise eigentlich kommt. Und das sehe ich auch als problematisch bei den Hilfen an, weil wir helfen jetzt in dem Moment, also wir kompensieren Umsätze. Aber das ist nicht das Problem. Die Umsätze, die jetzt durch die nächsten Wochen verloren gehen, die sind nicht das Problem im Verhältnis dazu, was danach an Problemen kommt. Wir würden mit staatlichen Hilfen den Unternehmen wahrscheinlich die Insolvenz ersparen, die kurzfristige Insolvenz ersparen. Aber dann kommt das echte Thema und dem müssen sie sich stellen, die nächste Krise wird nicht nochmal eine Gesundheitskrise sein, nicht nochmal eine Pandemie sein. Aber wir brauchen auch gar keine Krise dafür, weil die Entwicklung ist jetzt beschleunigt und ist jetzt in Gang.
Sven
Und dazu kommt natürlich, dass den Unternehmen jetzt eben auch die finanziellen Mittel fehlen, um diese großen Innovationen anzugehen, die großen Player wie Amazon und Co. kommen ja eher viel gestärkter aus dieser Krise heraus, haben auch ohne Ende Mitarbeiter eingestellt, haben sich richtig vollgesogen, machen aktuell unglaubliche Umsätze und auf der anderen Seite hast du viele, die finanziell sehr geschwächt aus der Sache rausgehen. Es wird noch schwieriger, dann wieder aufzuschließen. Es ist eine spannende Entwicklung und wir werden das weiter beobachten. Wir werden weiter genau auf solche Themen und Impulse hinweisen und versuchen im Crunch das so zu besprechen und zu erläutern und einfach aufzuzeigen, was man tun kann.
Bis zum nächsten Jahr!
Sebastian
Wir wollen uns natürlich auch nicht frustriert ins Jahresende verabschieden oder das Jahr komplett frustriert beenden. Aber es glaube ich einfach wichtig, sich diesen Herausforderungen dort gewiss zu sein und zu wissen, dass die Probleme, die wir jetzt gerade haben, noch kleine Probleme sind, im Gegensatz zu dem, was hier kommt. Aber wie gesagt, wir wollten nicht pessimistisch das Jahr beenden. Wir glauben auch, dass das natürlich enorm viel Potenzial für alle diese ganzen Entwicklungen hat, wir diese Entwicklungen auch alle begrüßen, die dort passieren. Vielleicht nicht unbedingt in dem Ausmaß, so wie wir uns natürlich auch wünschen, dass da vielleicht noch mehr Europa, noch mehr Deutschland eine Rolle spielt. Das war unser Jahr 2020. Wir hatten ja nicht das komplette Jahr, denn wir haben ja erst später im Jahr begonnen, aber wir machen in 2021 so weiter. Wir werden wieder weitere Themen besprechen, die dann aktuell sind. Vielleicht können wir uns noch einmal bei dem Produktionsteam bedanken, was bei uns im Hintergrund ist, denn wir machen das ja alles nicht alleine.
Sven
Richtig, genau. Wir haben natürlich ein tatkräftiges Team, das uns hilft, das sich um die Aufnahme kümmert, um die Schnitte kümmert, um die Veröffentlichung kümmert und eine kleine Redaktion mit dahinter, die uns einfach bei der Arbeit mit unter die Arme greift. Und wir bedanken uns natürlich ganz doll bei denen.
Sebastian
Vielen Dank dafür. Für dieses Jahr war es das dann. Wir freuen uns auf das nächste Jahr und werden direkt Anfang Januar mit der nächsten Folge starten. Auch wenn Sie eingeschränkt sein werden, wünschen wir Ihnen trotzdem angenehme, schöne Feiertage. Und wir hören uns dann hoffentlich im nächsten Jahr.
Sven
Gerne liken und abonnieren. Wir freuen uns über jeden, der nächstes Jahr wieder mit dabei ist.
Diskussionsgruppen zu den Podcast-Themen
Gerne möchten wir mit euch die Themen aus der aktuellen Episode in unseren Facebook und LinkedIn-Gruppen diskutieren.
Ab sofort findest Du alle Themen rund um die Digitalisierung unter https://www.liquam.com/news/ und in unserem neuen Podcast „Schlaflos dank Seattle” sprechen wir über aktuelle Entwicklungen und mögliche Bedrohungsszenarien, die CEOs auf der Agenda haben sollten.
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