Mit hanseatischer Zurückhaltung, einem kritischen Blick und einer klaren Meinung, informieren, sortieren und ordnen die beiden Digital-Experten mit ihrem Meinungsbeitrag die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung und das Leben und Arbeiten von morgen. Ein Podcast mit Sven Kramer und Sebastian Karger - Jetzt reinhören!
Dank Investition von Tesla erreicht die Kryptowährung Bitcoin ein Rekordhoch. Steckt hinter der Investition von Elon Musk lediglich eine Marketing Strategie oder steckt mehr dahinter?
Auto1 geht an die Börse – und das überraschend erfolgreich. Welche Rolle nehmen die Plattformen wirkaufendeinauto.de, Auto1 und Autohero damit im Wettbewerbsumfeld ein und welche Auswirkungen hat der Börsengang für die Konkurrenz?
Das HR-Start-up Personio hat eine weitere Finanzierungsrunde gewonnen und erreicht damit eine Milliardenbewertung.
Amazon entwickelt kontaktlose Verifizierung via Scan der Handinnenfläche. Die neue Technologie kommt bereits in 8 Amazon Go Geschäften in Seattle zum Einsatz. Amazon bietet die neue Technologie auch anderen Unternehmen zum Kauf an. Die Konkurrenz wie Alipay setzt unterdessen auf Face ID – welche in China bereits großflächig im Einsatz ist.
Facebook vs. Apple. Die aktuellen Quartalszahlen von Facebook zeigen, dass Gewinne zu 97% aus Werbeeinnahmen bestehen. Welche Auswirkungen haben die angekündigten verschärft Datenschutzrichtlinien von Apple damit auf Facebooks Gewinne? Wird das Geschäftsmodell von Facebook durch verschärfte Datenschutzrichtlinien von Apple massiv torpediert?
Nach Florida nutzt auch ein Bundesland in Deutschland eine Eventplattform zur Impfterminvergabe. Schleswig-Holstein setzt jetzt auf Eventim.
Julia Reuss, Büroleiterin von Digital-Staatsministerin Dorothee Bär, wird Lobbyistin bei Facebook und erntet damit massive Kritik.
Transkription
Guten Tag und herzlich willkommen zum Digitalisierungs-Crunch von 25R mit Sven Kramer und Sebastian Karger. Mit hanseatischer Zurückhaltung informieren, sortieren und ordnen die beiden Digitalexperten mit ihrem Meinungsbeitrag die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung und das Leben und Arbeiten von morgen. Und jetzt viel Spaß mit unserer Stellungnahme zu aktuellen Ereignissen.
Bitcoin und Tesla
Sven
Sebastian, gestern vor zehn Jahren war ein wichtiger Tag für den Bitcoin. Und zwar hat der Bitcoin das erste Mal eine Bewertung von einem Dollar gehabt und ich hab gerade mal nachgeguckt, momentan steht der Bitcoin bei 46.500 Dollar. Ich glaube, Tesla hat da ein bisschen zu beigetragen.
Sebastian
Genau. Man konnte ja jetzt lesen, dass Tesla Bitcoins im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gekauft hat, was wahrscheinlich maßgeblich zu dem aktuellen Bitcoin Kurs beigetragen hat, wobei er auch in den letzten Wochen schon deutlich gestiegen ist.
Sven
Das stimmt, ich glaube 20 Prozent. Also diese Nachricht hatte dazu geführt, dass der Bitcoin noch mal um 20 Prozent auf 46.800 Dollar gestiegen war. Das ist schon interessant, dass so ein großes Unternehmen so eine Auswirkung auf den Bitcoin hat. Vielleicht magst du ja auch etwas dazu erzählen, Musk ist ja im Bereich Bitcoin schon häufiger sehr aktiv geworden.
Sebastian
Ja, also die Schwankungen und die Auswirkung auf den Bitcoin sind ja immer recht spannend zu verfolgen, wie das auch mit konventionellen Märkten korreliert oder vielleicht auch mal nicht korreliert. Aber was ich, ich weiß nicht, ob man sagen kann bemerkenswert, aber eher auch ein bisschen kritisch sehe, ist, dass ein Unternehmen wie Tesla, was über massiv Cash Reserven verfügt, was börsennotiert ist, 1,5 Milliarden in ein Bitcoin reinsteckt, in eine eine Kryptowährung, die ja jetzt nicht als sonderlich stabil gilt.
Sven
Ja, absolut. Ich hatte gelesen, Ende Dezember lagen die liquiden Mittel bei Tesla bei 19,38 Milliarden. Die 1,5 Milliarden ist dann immer noch eine gewisse Summe, die sie investieren. Wenn wir mal sagen, sie verlieren diese 1,5 Milliarden, dann sind das so 1,30 Dollar pro Aktie, was sie da verlieren. Das ist schon eine Summe und gerade vielleicht auch in dem Bereich Autobau, da können wir auch gleich drüber sprechen, ist das nicht ganz so unwichtig. Aber dass eine Firma so viel Geld in eine Kryptowährung investiert, ich glaube, das gab’s noch nie.
Sebastian
Also auch wie gesagt, es ist ein börsennotiertes Unternehmen. Ich hab jetzt nichts dazu gelesen, was der Aufsichtsrat dazu sagt, aber finde ich schon spannend. Aber das ist halt mal wieder, muss man sagen, das Auftreten von Musk, also der macht das dann einfach. Er war ja die letzten Wochen immer schon sehr aktiv bei Twitter, was das Thema Kryptowährungen angeht, hat dann ja eine Abstinenz von Twitter angekündigt, die, glaube ich, zwei Tage gehalten hat und war dann wieder aktiv. Aber es ist ja schon bemerkenswert, dass ein Unternehmer so viel investiert. Die Meldung kam ja am Montag raus und am Wochenende oder am Sonntag besser gesagt war ja in den USA der Superbowl. Und ich hatte jetzt gerade so ein Bericht gelesen, da haben sie sich gefragt, wie kann man als Automobilhersteller auf sich aufmerksam machen? Grundsätzlich gibt es da zwei Optionen, die eine ist, wie General Motors es gemacht hat, Millionen in ein Werbespot zu investieren und diesen diesen zum Superbowl auszustrahlen. Variante B ist dann sich die Million zu sparen und einfach in Bitcoin zu investieren. Und am Motag hat keiner über General Motors gesprochen, sondern alle haben über Tesla gesprochen. Also ich glaube auch medienwirksam wurde das Thema mal ganz gut genutzt.
Sven
Also ich hatte auch gelesen, dass der Börsenwert von Tesla nach dieser Meldung um 10 Milliarden Dollar gestiegen ist. Und diese 1,5 Milliarden, das klingt jetzt sehr viel, aber das ist das, was Volkswagen jedes Jahr ungefähr für Marketing und Werbung ausgibt und Tesla selber hat offiziell vorher nie Geld für Werbung ausgegeben. Diese Summe und dieser Move an sich ist so, dass man hinhört und sagt: Wow, Wahnsinn! Und der hat eben auch diese wahnsinnige Auswirkung, aber in Wirklichkeit sind diese 1,5 Milliarden gerade im Werbespending dann gar nicht so viel. Ich hatte auch gehört, dass große Investoren bei Tesla jetzt erst einmal ausgestiegen sind, nicht weil sie davon ausgehen, dass Tesla an sich als Unternehmen nicht sehr profitabel ist, sondern weil sie dieses Risiko sehen. Grundsätzlich ist der Automarkt sehr kapitalintensiv, er ist nur nur moderat lukrativ und sehr von der Konjunktur abhängig. Und wenn du dann auch noch so ein Problem wie mit Bitcoin an der Backe hast, macht es das Thema noch schwieriger. Wenn wir jetzt mal beim Marketing bleiben, ist es immer noch ein ziemlich smarter Move, weil es vor allem eher jüngere Leute sind, die sich mit Bitcoin auseinandersetzen. Es ist etwas, was sehr tech affin ist und das ist ja ein Problem Segment für die Automobilindustrie. Also wir haben auch über Apple und das Apple Auto gesprochen in der Vergangenheit, da ist ja so ein bisschen die Herausforderung, dass die Menschen sich ja jetzt eigentlich nicht mehr so für die Qualität des Fahrzeugs interessieren, sondern für die Technologie im Sinne von Infotainment. Was kann so ein Apple Car nachher anbieten? Das war bei Tesla genauso. Tesla an sich baut ja jetzt keine supertollen Autos, aber das Gesamtpaket ist irgendwie cool. Mit diesem Move und dieser Werbeaktion spricht Elon Musk vor allem eine bestimmte Zielgruppe an, die dann vielleicht auch wieder für Tesla ganz interessant ist.
Sebastian
Ja, also ich glaube, wenn man es als Marketingaktion betrachtet, mag das ist ein ganz smarter Move gewesen sein. Besonders wenn man davon ausgeht, dass der Bitcoin jetzt eben nicht sofort massiv fällt. Also dann haben sie ja fast eine Marketingaktion für lau gehabt. Es ist ja auch verdächtig, dass es genau so im Superbowl ist und man versucht die etablierten Hersteller ein bisschen auszustechen, die konventionelle Werbung dort machen. Wie gesagt, es wäre gegebenenfalls für lau, wenn sie das zurückbekommen. Musk hat den Bitcoin in der Vergangenheit ja immer scharf kritisiert. Er war ja nie so ein Freund von Bitcoin. Bei Twitter hyped er ja seit einigen Wochen immer wieder den Dogecoin, der ja eigentlich eher eine Parodie des Bitcoin ist. Wenn man sagt es ist unter Marketing Gesichtspunkten und ich habe die Hoffnung, dass sich auch noch etwas raushole aus den Verkäufen dann wieder, vielleicht habe ich sogar durch meine Aktion eine Kurssteigerung und kann damit sogar noch neben dem Werbeeffekt auch noch Gewinne erzielen. Dann wird da wahrscheinlich doch eher gesagt, dass man den Bitcoin nimmt, der ist zwar schon stark schwankend im Kurs, aber wahrscheinlich so stark schwankend wie der Dogecoin.
Das Geschäftsmodell AUTO1
Sven
Das denke ich auch. Bleiben wir mal in der Branche. Wir hatten im November über AUTO1 gesprochen und haben das Geschäftsmodell mal genauer betrachtet. Und da gab’s jetzt auch eine Weiterentwicklung, und zwar ist AUTO1, der Betreiber von “wirkaufendeinauto.de“, gegründet 2012 in Berlin, an die Börse gegangen und war damit überraschend erfolgreich.
Sebastian
Richtig, sie sind an die Börse gegangen und haben ziemlich beeindruckende Werte dort hingelegt. Wir können gleich noch ein bisschen auf die Zahlen eingehen. Vielleicht ganz kurz zur AUTO1 Gruppe generell. Also da gehören ja 3 Plattformen dazu, das ist einmal “wirkaufendeinauto.de“, das ist, glaube ich, auch das, was den meisten so bekannt ist. AUTO1 ist aber selber auch noch eine Plattform, das ist der B2B Marktplatz und dann gibt es noch Autohero, was eigentlich ein Online-Autohaus ist für Premium Gebrauchtwagen und aus diesen drei Plattformen besteht die AUTO1 Gruppe, sie hat auch sonst schon immer ganz spannende Finanzierungsrunden gehabt und jetzt kommt der Börsengang dazu.
Sven
Ja, und der war ziemlich erfolgreich. Die Aktie startete mit 55 Euro in den Handel und war damit 45 Prozent höher als der Zuteilungspreis und das Unternehmen hat damit knapp 12 Milliarden Euro in der Bewertung bekommen. Das ist ungefähr so viel wie Lufthansa und die Commerzbank zusammen aktuell und das Interessante an diesen drei Plattformen ist, dass sie einen Großteil von dem Geld, das sie jetzt eingesammelt haben, für den Direktvertrieb von Wagen an den Privatkunden nutzen wollen. Also das, was du eben gesagt, dass du online dann deinen Gebrauchtwagen kaufen kannst und dann marketingtechnisch, auch interessant, in einem gläsernen Transporter dann zum Kunden geliefert wird.
Sebastian
Genau, das ist aber auch, glaube ich, ein Geschäft, was noch gar nicht so stark bedient wird von denen. Also sie sind im Ankaufsereich relativ stark und noch gar nicht so stark im Verkaufsbereich. Da kommen sie halt mit Autohero rein, wobei sie da wirklich ein Premiumsegment im Gebrauchtwagen Bereich ansprechen und sie ja im Ankauf grundsätzlich viele Fahrzeuge haben. Also ich habe da keine Zahlen gesehen, aber so intensiv, wie die werben, kaufen die auch Premium Fahrzeuge an über “wirkaufendeinauto.de“, was dann aber über den B2B-Marktplatz geht. Bisher haben sie eigentlich nur ein B2C-Segment ankaufseitig, aber verkaufseitig haben sie bishereigenlich immer über den Händler weiterverkauft. Wahrscheinlich würde man an den Börsen und in den Prospekten auch sehen, wie die Umsatzverteilungen sind, aber ich glaube ein beachtlicher Anteil wird tatsächlich über AUTO1. com gemacht, wo sie dann die Autos von Gebrauchtwagenhändler ankaufen und wieder verkaufen. Also es ist eigentlich eher so eine Trading Plattform, die dann wahrscheinlich europaweit funktioniert.
Sven
Beeindruckend erfolgreich, wenn man darüber nachdenkt, dass das Unternehmen 2012 gegründet wurde und jetzt mit 12 Milliarden bewertet wird. Und das es mit dem Geschäftsmodell gut und nachvollziehbar ist. Ich hatte in einem Interview mal gelesen, dass der eine Geschäftsführer mal erzählt hat, ich weiß nicht ob er den Begriff verwendet hat, aber dass viele Menschen auch Angst haben, zu so einem Gebrauchtwagenhändler zu gehen und dort ein Auto zu kaufen. Sondern sie wollen ein gutes Auto haben und können es dann zuhause angucken und ausprobieren für 14 Tage, sie können es wieder zurückgeben, das ist auch ein Prinzip, was ja auch Tesla am Anfang angeboten hat. Und sie nehmen da so ein bisschen den Schmerz des Kunden.
Sebastian
Ich bin gespannt, ob sie sich auch auf die Neuwagen stürzen werden. Vielleicht wurde das im Rahmen des Börsengangs auch irgendwo mal erwähnt. Sie sind ja wirklich sehr stark Gebrauchtwagen Bereich und wie gesagt auch mehr im Ankauf als im Verkauf, zumindest was die B2C-Seite betrifft. Aber es gibt ja noch den Wettbewerb “MeinAuto.de“, die sich ja sehr stark auf Neuwagen fokussieren. Man munkelt jetzt, dass der Wettbewerb auch ein bisschen nachziehen möchte, die möchten ja eigentlich auf dieser Welle mit surfen und sagen, dass die AUTO1 Gruppe jetzt den Durchbruch geschaffen hat im digitalen Vertrieb oder in der Digitalisierung des Autohandels und man will das Thema jetzt auch für die Neuwagen realisieren. Es gibt da eine Holding, die glaube ich, aus UK kommt und die wurde jetzt umbenannt, die heißt jetzt auch “MeinAuto.de” und soll dann in diesem Zuge in eine AG hinein. Sie sagen zwar, sie wollen damit nicht an die Börse gehen, aber sie werden schon mal zur AG. Also wahrscheinlich wollen die auf der Welle surfen und vielleicht ist das tatsächlich der Durchbruch in diesem Segment und wir werden dann mehr Autos online sehen, vielleicht Autos bei Amazon sehen. Was mir in dem Zuge aufgefallen ist, es gibt eine Plattform, die nennt sich “ass-team.net” und die gehört eben auch zu dieser Holding und die bieten Auto Abos für Sportler an. Das ist eine besondere Nische, finde ich spannend, dass es sowas gibt. Es gibt ja auch von den Autoherstellern häufig Programme wie VIP Leasing und so weiter, wo ich dann einer gewissen Zielgruppe das Auto zur Verfügung stellen kann und ich dieses Auto dann auch als Werbefläche nutze. Da fährt der Prominente mein Auto fährt und ich erziele einen gewissen Werbeeffekt. So kann es hier auch sein. Aber man merkt, dass da Plattformen kommen und da Bewegung drin ist. Vielleicht zieht da der Börsengang von AUTO1 oder auch generell auch die Entwicklung von AUTO1 so einiges nach sich.
Personio als Unternehmens-Software
Sven
Wir sprechen ja hier oft über die großen Tech-Unternehmen, gerade auch aus den USA, aber jetzt gerade mit AUTO1 auch ein gutes Beispiel für Deutschland. Und vielleicht nur ganz kurz am Rande, auch weil wir die Software selber hier im Einsatz haben, Personio ist das 15. Deutsche Einhorn geworden. Personio ist eine Software für Personalmanagement und hat jetzt eine weitere Finanzierungsrunde bekommen mit 125 Millionen Dollar und steigert damit seine Bewertung auf 1,7 Milliarden US-Dollar. Und es ist ganz interessantes, gerade in diesem Segment, also Software für Unternehmen, für KMUs tut sich ein richtig großer Markt. Unternehmen, die vielleicht auch sagen, dass sie keine Lust auf SAP haben, auch durch die vielen Erfahrungen, die vielleicht andere Unternehmen im Vorfeld gemacht haben.
Sebastian
Ja, das ist ja generell bei SAP ähnlichen Produkten. Ich glaube, was momentan einen starken Hype erlebt, sind halt Software-Lösungen, die darauf setzen, ein Problem zu lösen. Es sind nicht diese großen Generalisten, die für jedes Problem, was du im Unternehmen hast, eine Software wie SAP haben, sondern ich habe eine granulare Software, die genau ein Problem löst. Der Mittelstand trifft bei Personio glaube ich nicht mehr ganz so gut zu. Sie richten sich ein Unternehmen bis 3000 Mitarbeiter, das kann man jetzt nicht mehr zum Mittelstand zählen, das sehe ich zumindest so. Trotzdem lösen sie ein Problem granular und das ziemlich gut. Und da gibt es auch andere Unternehmen, wie zum Beispiel Taxdoo, der Roger Gothmann war ja auch bei uns im Podcast. Das ist auch wieder ein Problem, ein granulares Problem, gelöst von einer Software und das machen sie gut. Die Software löst ein Problem in deiner Steuerthematik und das ist, glaube ich, ein Trend. Das sieht man an diesen beiden Unternehmen und auch an vielen anderen Unternehmen. Und augenscheinlich schaffen wir es ja auch in Deutschland, da Unternehmen zu platzieren, die dann auch diese Software bieten und müssen uns nicht nur auf die Amerikaner verlassen.
Amazon One
Sven
Kommen wir dann aber doch wieder zu den großen Amerikanern und zu einer wirklich interessanten Entwicklung, wie ich finde und da sind wir mal wieder bei Amazon. Wir haben ja in der Vergangeheit schon häufiger über Amazon Go gesprochen. Amazon Go sind diese stationären Geschäfte von Amazon, wo ich reingehen kann, ich würde mich beim Eingang verifizieren, mit meinem Handy kann ich so einen QR-Code vorzeigen. Ich verifiziere mich, geh rein, nehme mir meine Produkte und verlasse Laden einfach und der Einkauf wird dann einfach von meiner Kreditkarte, die bei Amazon hinterlegt ist, abgerechnet. Und das hat Amazon entwickelt, das ist eine Technologie von Amazon, die gibt’s seit Dezember 2016 für Mitarbeiter und seit Januar 2018 für die Öffentlichkeit. Die gibt’s jetzt auch in weiteren größeren Formaten, Amazon Go Grocery z.B. Und da gibt es eine ziemlich interessante Weiterentwicklung. Und zwar benötige ich aktuell ja mein Handy, um mich zu verifizieren und nun hat Amazon im Dezember 2019 ein Patent eingereicht, mit dem es möglich ist, dass ich mich mit der Handfläche verifiziere. Das ist jetzt nicht einfach nur die Oberfläche meiner Hand, sondern es werden sogar die Venen, Knochen und das Weichgewebe mit gescannt und ich kann beim Eingang einfach meine Hand über ein Lesegerät halten und dann wird erkannt, dass ich Sven Kramer bin und der Einkauf wird dann direkt auf diese Person gebucht. Das Patent wurde umgesetzt und ist jetzt verfügbar. Ich glaube, es kommt sogar jetzt in acht Geschäfte von Amazon in Seattle.
Sebastian
Der Vorteil soll ja sein, es soll sicherer sein als der eigentliche Handabdruck. Und klar, jetzt in Pandemie Zeiten sowieso, aber der Vorteil ist, dass ich es ganz kontaktlos machen kann. Ich muss nur die Hand drüber halten und habe es dann kontaktlos und noch sicherer. Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt: “Ist es denn nicht eigentlich cooler, dass mit einer Face ID zu lösen, wie Apple es auch macht?” Gesicht oder die Iris, da kann man ja unheimlich viele Identifikationsmerkmale dazunehmen. Das ist ja zum einen nochmal sicherer und ich muss nicht eventuell noch einen Handschuh ausziehen. Ich hab dann wieder andere Herausforderungen, wenn ich irgendwas in Händen habe oder so, aber den Gedanken, den Amazon dabei hatte, war, dass ich das bewusst machen kann. Oder was heißt machen kann. Ich muss es bewusst machen. Also ich muss mich bewusst dazu entscheiden, mich jetzt zu authentifizieren, während es bei der Face ID auch unbewusst passieren kann. Ich schaffe eine Technologie, die mich permanent eigentlich irgendwo authentifizieren kann, identifizieren kann. Und hier muss ich das schon bewusst machen. Das finde ich ganz interessant, ich hätte das nicht unbedingt von Amazon erwartet, ehrlich gesagt, eher vom Unternehmen wie Apple, die ja sehr hohen Wert auf das Thema Datenschutz legen. Aber ich finde es ganz interessant, dass man was hat, was ich bewusst machen muss. Wenn ich diese Technologie mit Face ID erst mal geschaffen habe, werden da natürlich Tür und Tor geöffnet für ganz andere Sachen. Man experimentiert ja auch an Flughäfen beim Boarding über das Gesicht zu gehen.
Sven
Also das ist ja schon der Fall. AliPay selber hat 2017 Smile to pay eingeführt in China, wo ich bei KFC zum Beispiel schon direkt bezahlen konnte. Mit Face ID in China zu bezahlen ist Gang und Gebe. Da gibt es wirklich ganz viele Beispiele, wo ich schon wirklich in Geschäften einfach damit bezahlen kann. Also Amazon selber bietet ja mit AWS eben auch diese Face Recognition Software mit an und eben auch diese Möglichkeiten. Ich glaube bei der Hochzeit von Prinz Harry war das glaub ich so, dass das ist ein Fallbeispiel, den sie bei AWS auf der Webseite präsentieren, da wurde diese Gesichtserkennung Fernsehteams angeboten und da haben sie einfach bei der Hochzeit die Gäste gefilmt und die Gesichtserkennung hat automatisch den Sprechern eingeblendet, dass das folgende Person ist, sodass sie gleich reagieren können. Und das ist natürlich genau der Fall, also Amazon würde neben den Gesichtern dann auch noch über die Technologie verfügen, um das zusammenzuführen. Aber gerade Gesichtserkennung wird in den USA sehr kontrovers diskutiert, weil die ja eben auch für viele andere Sachen eingesetzt werden kann. Aber ja, es wird die Handoberfläche in dem Moment anstelle eines QR-Codes verwendet oder anstelle des Gesichtes. Das Spannendste oder das Interessanteste an dieser ganzen Sache ist, dass Amazon das ganze Thema eben auch vermarktet. Ich hatte erzählt, im Dezember 2019 kam dieses Patent und schon im Januar war es so, dass sich die Kreditkartenanbieter Visa und MasterCard gleich bereiterklärt haben und sie ganz gerne auch diese Technologie verwenden wollten. Und diese Technologie wird jetzt von Amazon ganz aktiv angeboten als Amazon One, also es gibt eine neue Website one.amazon.com. und dort wird diese Technologie vorgestellt und aktiv auch an Drittanbieter angeboten. Und ich kann sie dann sozusagen in meinem eigenen Geschäft nutzen, aber eben auch bei Stadien als Einlasskontrolle, in Büros kann ich sie nutzen und sie vermarkten das richtig aktiv.
Sebastian
Hast du mal rausgefunden, woher der Name Amazon One kommt?
Sven
Ich hab’s nicht rausgefunden. Ich könnte mir vorstellen, dass Amazon schon so eine Art One-Lock-In nachher anbieten möchte.
Sebastian
Wobei ich ja dabei immer die Hardware eigentlich brauche. Muss man mal abwarten, aber ein Handflächen Scanner jetzt ins Smartphone rein zu bekommen, wird wahrscheinlich eine gewisse Herausforderung. Da funktioniert dann doch eher die Face ID über die Kamera. Wenn es nachher um Tiefen geht und so weiter, wenn es um die Venen und die Knochen geht, fällt es natürlich nachher wahrscheinlich relativ schwer mit so einer Standard Smartphone Hardware, mich online bei Amazon oder irgendwo anders zu legitimieren. Da ist vielleicht auch die Face ID ein bisschen smarter, die ist dann aber nur im Apple Kosmos verfügbar.
Sven
Ja, es sind vielleicht sogar zwei Punkte. Also das eine ist, dass Amazon One wohl wirklich losgelöst ist von deinem Amazon Account. Also du hast wohl wirklich eine Verifizierung deiner Person bei Amazon One und die kannst du dann eben auch nutzen bei anderen Anbietern oder in deinem Büro oder in anderen Geschäften. Wenn du möchtest, kannst du das mit deinem Amazon Account verbinden, d.h. dein Amazon Go Einkauf würdest du dann nachher auch sehen bei deinem Amazon Account. Aber grundsätzlich ist Amazon One wirklich eine Art Verifizierungsservice, der von Amazon angeboten wird. Das Thema wird aber durchaus nicht ganz unkritisch gesehen, weil man muss sich ja vor Augen halten, dass du die Möglichkeit hast, dich aus bestimmten Accounts wieder abzumelden oder davon zu trennen und von deiner Hand kannst du dich ja nicht mehr trennen. Das heißt also, wenn wirklich einmal deine Hand dort gespeichert ist, ist die dort gespeichert und kann weiterverwendet werden. Es ist schwierig.
Der Streit: Facebook vs. Apple
Sebastian
Genau und nur weil sie das ist heute nicht verknüpfen, heißt das ja nicht, dass sie es auch später nicht verknüpfen. Also kann ich nachvollziehen, dass es relativ kontrovers diskutiert wird. Was auch kontrovers diskutiert wird, wir haben eben über das Thema Datenschutz gesprochen, ist auch momentan das Thema Facebook versus Apple, Apple verschärft seine Datenschutzrichtlinien Bestimmungen ja immer weiter und Facebook ist damit nicht mehr so ganz einverstanden.
Sven
Ja, ich fand’s super. Ich habe dir ja am Abend nach unserer letzten Podcast Aufnahme noch eine iMessage geschickt und zwar hatten wir in der letzten Podcast Aufnahme darüber diskutiert, dass uns bei Facebook so ein bisschen die Innovationen fehlen. Wir hören von vielen Innovationen aber irgendwie nicht, dass die Dinger richtig fliegen. Und da hatten wir ein bisschen drüber diskutiert und am Ende dann gesagt, dass sie ja immer noch unglaublich viele Gewinne durch ihre Werbeeinnahmen machen. Genau an dem Abend kamen dann nämlich die neuen Quartalszahlen und es war so, dass sie einen neuen Rekordgewinn ausgewiesen hat mit 11 Milliarden Dollar. Das war ein Umsatzplus von 33 Prozent. Und dann habe ich mir die Zahlen angeguckt und da war es so, dass 97 Prozent der Erlöse aus dem Werbegeschäft kommen. Und das zeigt, wie stark Facebook einfach von diesen Werbeerlösen abhängig ist. Und das ist, würde ich sagen, auch einfach der Grund oder einfach alles, was hinter diesem Streit mit Apple steht.
Sebastian
Ja, das macht es einfach deutlich, sie haben nichts anderes. Sie können nur oder fast nur über diese Werbung monetarisieren. Und das ist letztendlich auch egal wo, ob es bei Facebook ist, ob es bei Instagram ist, man hat immer nur Werbung. Es gibt kein anderes Asset, was die haben, wo man sagen kann, da kann ich ein Preisschild hinter hängen, also Amazon, über das wir eben gesprochen haben, ist das beste Beispiel. Sie haben den Handel, sie sind kein Handelsunternehmen, das ist klar, aber sie haben den Handel. Sie haben Medien. Sie haben AWS. Sie haben unheimlich viele Sachen, wo man ein Preisschild hinter hängen kann und die kostenpflichtige Facebook Mitgliedschaft würde jetzt wahrscheinlich nicht funktionieren. Also die haben einfach nichts, wo sie wirklich ein Preisschild hängen können. Und wenn jetzt Apple kommt und sagt, dass sie eigentlich gar nicht so viele Daten der Apple Benutzer mit Facebook oder generell mit dritten Apps teilen wollen oder den Nutzer zumindest darauf hinweisen wollen und diese und ihre Einwilligung dazu geben müssen. Da hat Facebook ein Problem.
Sven
Ja, da treffen wirklich zwei grundsätzlich unterschiedliche Geschäftsmodelle aufeinander. Apple wirbt sehr mit Umweltschutz und Datenschutz, die haben ja eigene Werbespots, wo es nur um Datenschutz geht. Das trifft dann auf ein Geschäftsmodell von Facebook, das einfach darauf ausgelegt ist, die Daten der Nutzer zu verwenden, um damit dann nachher sein Geld zu verdienen. Das ist eine riesige Herausforderung und ich habe gesehen, im Dezember war es so, dass mehr als 85 000 iOS Apps den Facebook Code drin haben, um die Werbedaten zu nutzen und in den USA benutzen 45 Prozent der Smartphone-Nutzer ein iPhone. Das heißt also, dieses Geschäftsmodell von Facebook wird durch das Geschäftsmodell von Apple stark torpediert.
Sebastian
Wobei man ja auch sagen könnte, dass beide das gleiche Geschäftsmodell haben. Apple hat Privacy als Geschäftsmodell und Facebook hat Privacy als Geschäftsmodell, das geht nur in eine andere Richtung. Also der eine nutzt es in Anführungszeichen aus und der andere stärkt das. Apple verkauft es als USP und sagt, dass Privacy ist für sie wichtig ist. Und wenn sie Vertrauen schaffen, dann verkaufen sie auch Geräte und das gefällt Facebook nicht, das Geschäftsmodell von Facebook ist auch Privacy, nur dass sie dabei die Daten nutzen wollen.
Sven
Ganz genau. Und dieser Schlagabtausch zwischen diesen beiden Unternehmen und auch zwischen den beiden Personen, also Mark Zuckerberg auf der einen Seite und Tim Cook auf der andern Seite, sieht man glaube ich selten, dass es so öffentlich ausgetragen wird. Es war schon im Dezember so, dass Facebook ganzseitige Anzeigen geschaltet hatte in der New York Times, Wall Street Journal und in der Washington Post. Sie haben sich auf eine Studie bezogen, inwieweit das kleine Unternehmen schädigen würde und Harvard Business Review hatte sich diese Studie in Wirklichkeit mal angeguckt und gesagt, dass Facebook sich nur die Daten genommen hat, die ganz gut passten und haben die dann auch nochmal um ein Drittel höher gezogen, damit das ganz gut wirkt. Ich würde dem definitiv nicht widersprechen. Es wird kleinen Unternehmen oder Werbetreibenden schaden. Es wird negative Auswirkungen haben.
Sebastian
Und wie gesagt, nicht nur kleinen Unternehmen. Diese Diskussion hat man ja in eigenen Belangen, also die haben wir im Bereich der DSGVO, wenn Profiling nicht mehr erlaubt ist oder zustimmungspflichtig ist, dann haben Werbetreibende ein Problem. Wir haben das im Rahmen der Diskussion der ePrivacy-Verordnung und so weiter, aber ich glaube dennoch, es gibt smarte Modelle, es dennoch hinzubekommen. Ich glaube, dass alle Unternehmen davon letztendlich betroffen sein werden, wenn es nicht mehr so geht. Aber was ich ganz interessant finde, was du eben gesagt hast, Facebook hat ganzseitige Werbung geschaltet. Immer wenn es um Datenschutz geht, schalten sie Werbung. Damals nach Cambridge Analytics haben sie angefangen, Werbung zu schalten und haben dann dann auch ein bisschen aufrechterhalten und jetzt machen sie es wieder. Also immer wenn sie merken, dass sie angreifbar werden und ihre 97 Prozent Umsatz angreifbar werden, dann fühlen sie sich gezwungen, dort Aufklärungsarbeit zu leisten.
Sven
Das war bei WhatsApp genau das Gleiche. Als sie merkten, viele Menschen gingen von WhatsApp weg, haben sie auch sehr aktiv versucht zu beschwichtigen, dafür haben sie die gesamte Facebook Familie zusammengeholt. Das war das erste Mal, dass WhatsApp selber einen WhatsApp Status veröffentlicht hat, indem sie dann darauf hingewiesen haben, dass der Datenschutz kein Problem ist. Cambridge Analytics hast du angesprochen, schon damals war es so, dass Tim Cook sich ganz klar positioniert hat und gesagt hat, dass bei Apple sowas nicht passieren würde. Dieser offene Kampf ist schon lange da. Es soll so sein, sobald von Apple das iOS rauskommt, wird man wohl beim Starten der App aktiv darauf hingewiesen und man muss erlauben, dass seine Daten für Werbezwecke genutzt werden. Ich könnte dem aktuell auch widersprechen, müsste aber in vielen Tiefen der Einstellungen den Schieberegler zur Seite schieben. Jetzt ist es andersherum. Jetzt werde ich beim Starten der App gefragt, ob ich meine Werbedaten bereitstellen möchte und das werden ganz viele Leute nicht wollen.
Sebastian
Ja, man kann die Aufregung so ein Stück weit verstehen, weil es ja auch viele gibt, die einen Schritt weitergehen und sagen, dass das Sachen sind, die das freie Internet abschaffen, weil es einfach nicht mehr bezahlbar ist, weil das Internet natürlich von Werbung lebt. Aber ich glaube, da muss man mehr Aufklärungsarbeit leisten und muss sagen, dass es für einen selbst von Vorteil ist, wenn die Werbung, die man angezeigt bekommt, auch zu einem passt. Was interessiert mich Werbung für Autos, wenn ich gar keinen Führerschein habe?Also ich glaube es ist wichtig, da die Aufklärungsarbeit zu leisten. Eine Idee, die wir häufiger schon mal hatten in den Diskussionen war ja, inwieweit vielleicht Apple auch selber Interesse hätte, in diesen Werbemarkt reinzugehen, weil die könnten das ja im Vertrauen der Benutzer sehr zielgerichtet machen. Aber ob sie sich auf dieses Terrain wagen und das Risiko damit auch eingehen, ist schwierig. Ich glaube, die haben gar nicht so viel Interesse, mit Werbung Geld zu verdienen, wobei es gut zu den Produkten passen würde. Sie könnten bei ihren ganzen Content Programmen gut Werbung machen. Sie könnten in den Apps Werbung machen. Die Frage ist, wie stark würden sie den typischen Apple Usern vor den Kopf stoßen mit der Werbung. Aber ich glaube, das wäre ein Partner, dem man grundsätzlich vertrauen würde, indem man Daten anvertrauen würde. Apple würde die Daten auch gar nicht preisgeben irgendwo hin, sondern würde fragen, welche Zielgruppe man wünscht und dann sagen, dass sie dafür sorgen, dass diese Zielgruppe ausgesteuert wird. Aber ob sie es wirklich machen?
Sven
Da gibt es Gefahren, dass vielleicht doch sowas wie Cambridge Analytics auf einmal um die Ecke kommt.
Eventim in Schleswig-Holstein
Sebastian
Dann kommen wir wieder zu unserer Aussage, die wir ja fast wöchentlich wiederholen. Die Macht liegt bei den Devices. Wenn Apple es wollen würde, könnten sie es tun. Facebook ist abhängig von Apple und letzendlich auch von Google, dass ihre Werbung dort ausgesteuert wird. Lass uns mal in den USA bleiben. Wir hatten ja vor ein paar Crunch-Folgen darüber berichtet, dass der Bundesstaat Florida gerne Eventbrite einsetzen würde für die Vergabe von Impfterminen. Das fand ich ganz interessant. Während in Deutschland die komplette Infrastruktur darunter ächzt, unter den Anfragen und den Terminvereinbarungen, ist es jetzt so, dass der Bundesstaat gesagt hat, dass sie nun Eventbrite benutzen. Sie haben gesagt, dass es eine Software ist, die das kann, die kann diese Masse bewältigen und darüber vergeben sie jetzt ihre Impftermine. Und das ist jetzt nach Deutschland rüber geschwappt. Schleswig-Holstein hat sich dazu entschlossen, jetzt nicht mit Eventbrite, aber mit Eventim zusammenzuarbeiten.
Sven
Ja, richtig. CTS Eventim ist ja bekannt als Ticket Anbieter und bietet nun seine Softwarelösung an, die ich normalerweise verwenden kann um Konzertkarten zu buchen. Jetzt wird sie hier in Schleswig-Holstein dafür angeboten, Impftermine zu buchen und laut Eventim funktioniert das auch super. Wenn sie selber sagen, dass sie bei so einem Rolling Stones Konzert in einer Minute mehrere Millionen Anfragen haben, dann ist man davon aktuell noch verdammt weit weg. Technologisch ist es gar kein Problem, das genau darüber abzubilden.
Sebastian
Ich finde es cool, weil sie haben auf der einen Seite die Technologie, weil wie du sagst, die kennen es nicht anders bei großen Künstlern innerhalb von Minuten ein komplettes Stadion auszuverkaufen. Das heißt, sie kriegen es technologisch auf jeden Fall hin und was ich dann auch noch ganz gut finde, wir unterstützen damit ja auch gleich die Wirtschaft, weil ich glaube, Eventim geht es auch nicht so sonderlich gut seit einem Jahr und mussten viel rückabwickeln, die meisten Sachen wurden verschoben, Konzerte finden nicht statt, Fußballspiele unter Ausschluss der Zuschauer. Also sie haben eigentlich ja kein Geschäft mehr und damit kann man Eventim gut unterstützen und parallel lösen wir eigentlich unser Hauptproblem in dem Bereich, dass wir die Termine vergeben bekommen. Also ich finde das ist eigentlich eine gute Lösung für alle.
Sven
Ja, genau. Eventim ist jetzt nicht so ganz umstritten, auch wegen ihren Service-Gebühren, die sie ganz gerne für Print at Home erhoben haben. Das ist, glaube ich, auch vor das höchste Gericht gegangen bis sie das nachher zurücknehmen mussten. Aber Eventim sagt selber, die haben das System quasi in einer Schublade und neben Schleswig-Holstein fragen eben auch andere Länder an, unter anderem Österreich, Brasilien und von Finnland bis Italien sind alle Länder mit dabei und fragen das an, weil sie technologisch gesehen ja alles haben.
Sebastian
Ja. Jetzt geben wir in Deutschland in der Pandemie viel Geld für so viel Mist aus. Da ist eine Print at Home-Gebühr für einen Impftermin noch zu verkraften, das kann die Regierung vielleicht auch noch mit übernehmen.
Sven
Neben dieser Booking Plattform für für Termine und sonst Konzerten, bietet Eventim Zutritt-Kontrollsysteme für Veranstalter an und man hat vielleicht mal gesehen, dass vor einem Konzert die Leute mit so einem Bacode Scanner stehen, die dann das Ticket abscannen und kontrollieren, ob man rein darf oder nicht. Eventim hat schon bekanntgegeben, dass sie dieses Thema erweitert haben und die Möglichkeit hätten, Impfpässe zu scannen, sodass sichergestellt werden kann, wenn ein Veranstalter das möchte, dass nur geimpfte Person an einer gewissen Veranstaltung teilnehmen können.
Sebastian
Das wird höchst kontrovers diskutiert. Also generell die Bevorzugung von Geimpften in der Gesellschaft wird sehr stark diskutiert. Zum Beispiel der Ethikrat spricht sich ja auch dagegen aus. Eventim ist da einen Schritt weitergegangen und hat gesagt, dass sie diese Technologie schon mal zur Verfügung stellen und so zeigen, dass es geht. Jetzt waren wir heute ja recht datenschutzlastig in vielen Themen und das ist wahrscheinlich auch da eine gewisse Herausforderung. Ich weiß nicht, ob man für Corona mal einen separaten Impfpass bekommen wird oder ein Immunitätspass vielleicht. Aber wenn ich mir vorstelle, dass dieser typische gelbe Impfpass dann gescannt wird, unabhängig davon, ob man jetzt den geimpften Menschen Zugang und den nicht geimpften Menschen kein Zugang gewähren sollte, ist es natürlich ein Thema, was mit dem Foto in meinem Impfpass passiert.
Sven
Ich hatte von einem Unternehmen gelesen, das aktuell bereits so einen Impfnachweis, also einen Corona Impfnachweis für Apple Wallet anbietet, dass ich das also direkt in mein Apple Wallet mit reinnehmen kann. Aber da sind wir noch weit weg. Grundsätzlich kann man sagen, dass Eventim sich von vornherein immer schon sehr viel Mühe gegeben hat in diesem Bereich. Also es war wohl schon im April so, dass sich so eine Unternehmensgruppe gebildet hat, unter anderem zusammen mit PWC, die versucht hat, sogar eine eigene Corona App rauszubringen. PWC sollte im Unternehmen selber mit eingesetzt werden und bei Eventim war natürlich der Gedanke so schnell es geht, eine Lösung zu finden gegen Corona. Also auch hier ist es ganz interessant, wie versucht wird von einem Unternehmen, das eigentlich Tickets anbietet, durch Technologie entsprechende Lösungen anzubieten.
Sebastian
Jetzt wurde ich eben schon politisch oder wir wurden generell politisch in diesem Thema. Vielleicht abschließend noch ein Thema, wo wir gerade über Facebook gesprochen haben. Facebook wird ja kontrovers diskutiert und es wird ja immer wieder gefragt, ob wir sowas auch regulieren müssen. Die deutsche Politik schießt natürlich häufig gegen diese Unternehmen. Jetzt ist noch eine Sache rausgekommen, und zwar die Büroleitung von unserer Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, die wechselt zu Facebook.
Sven
Oh, in welche Rolle?
Sebastian
Lobbyistin. Sie geht da in eine Lobby Rolle und das wird sehr kritisch. Ich muss auch sagen, wenn jetzt die Büroleitung unserer Staatsministerin für Digitalisierung Lobbyistin bei Facebook wird, ich glaube zum 1. März, dann hat das einen gewissen Geschmack. Da ist es dann fast egal, dass sie noch die Lebensgefährtin von Andy Scheuer ist.
Sven
Aber es passt alles zusammen.
Sebastian
Es passt alles zusammen. Es hat einen gewissen Geschmack, aber gut, vielleicht sollte es für ein paar Likes bei Instagram reichen. Lasst uns das weiter bei Facebook diskutieren. Passt gut. Wir haben übrigens auch noch die LinkedIn-Gruppe. Wäre dann eben nicht mehr Facebook die Treue zeigen möchte, auch gerne bei LinkedIn dann das Thema weiter besprechen. Würde uns freuen, wenn wir die Themen weiter diskutieren. Fragen, Anmerkungen. Jederzeit gerne. Und dann würde ich sagen: Bis zum nächsten Mal!
Der Digitalisierungs-Crunch ist eine Produktion von 25R. Die Herren Karger und Kramer sind Gründer des erfolgreichen Beratungsunternehmens Liquam, aus dem 2020 die 25R Digital GmbH entsprang. 25R Digital steht für Veränderung und Digitalisierung. Wir liefern Inspirationen, Impulse, Wissen und Austausch für die Themen von morgen. Wir berichten über Trends und Entwicklungen und schaffen damit eine Bereitschaft für anstehende Veränderungen. Wir wollen Aufmerksamkeit für die Themen von morgen schaffen, befähigen und gemeinsam die digitale Transformation in der Gesellschaft vorantreiben. Lerne uns kennen unter 25r-digital.com.
Diskussionsgruppen zu den Podcast-Themen
Gerne möchten wir mit euch die Themen aus der aktuellen Episode in unseren Facebook und LinkedIn-Gruppen diskutieren.
Ab sofort findest Du alle Themen rund um die Digitalisierung unter https://www.liquam.com/news/ und in unserem neuen Podcast „Schlaflos dank Seattle” sprechen wir über aktuelle Entwicklungen und mögliche Bedrohungsszenarien, die CEOs auf der Agenda haben sollten.
Weitere Informationen zu unserer Podcast-Produktion findest Du unter http://25r-media.com/