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Herzlich willkommen zum Digitalisierungs-Crunch von 25R mit Sven Kramer und Sebastian Karger. Mit hanseatischer Zurückhaltung, einem kritischen Blick und einer klaren Meinung, informieren, sortieren und bewerten die beiden Digital-Experten die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung. Und jetzt viel Spaß!
Sven, wir haben in der letzten Folge über den Marketing Effekt von dem vermeintlichen Marketing Effekt von Tesla und dem Bitcoin Kauf zum Superbowl gesprochen. Und jetzt gibt’s ein Update dazu.
Ich glaube, selbst wenn es jetzt nicht als Marketing Erfolg zu sehen ist, hat sich das ganze Thema bisher gelohnt für Tesla. Vielleicht einmal rückblickend, es war ja so, im Januar hatte Tesla ja für 1,5 Milliarden Euro Bitcoin gekauft und jetzt gab’s die Hochrechnung, damals im Januar ist Tesla wohl einstiegen bei 34.900 Dollar und hat damit knapp 42 000 Bitcoins bekommen. Wir hatten darüber gesprochen, welchen Effekt das hatte und der Bitcoin Kurs ist ja selber gestiegen und Stand jetzt am Montag liegt er bei 55.250 Dollar. Das würde bedeuten, dass sie einen Wertzuwachs von 900 Millionen Dollar innerhalb von sechs Wochen hatten. Die Times of London hat ausgerechnet, dass es 30 Prozent mehr sind als das was Tesla 2020 mit Autos verdient hat innerhalb von sechs Wochen.
Es gibt immer Unternehmen, wo sie irgendwas machen, mit dem sie auf einmal deutlich mehr Geld verdienen als im eigentlichen Geschäft. Das kann gut oder schlecht sein, also schlecht für das eigentliche Geschäft und gut vielleicht fürs Unternehmen. Es ist natürlich beeindruckend, wobei das natürlich nicht zu reproduzieren ist. Die haben jetzt einmal diesen Effekt gehabt und vielleicht sollte Tesla einfach mehr Autos ausliefern, dann würden sie es vielleicht auch schaffen, aber innerhalb so kurzer Zeit, sei es im Superbowl, diesen enormen Gewinn zu produzieren, da müssten die schon viele Teslas verkaufen und erstmal produzieren. Aber das nur einfach mal so am Rande um das Thema noch einmal aufzugreifen. Lass uns mal über Facebook in Australien sprechen. Das ist ja in den letzten Tagen sehr durch die Medien gegangen und bewegt sich auch weiter sehr stark durch die Medien. Es gibt täglich Updates dazu. Aber was ist da passiert?
Ja, das war ganz interessant. Das hat sich in den letzten Tagen so zugespitzt. Es ist wohl so, dass es schon seit zwei Jahren so ein Streit zwischen der australischen Regierung und dem Silicon Valley gibt, vor allem geht es dabei wohl um Facebook und Google. Es geht darum, dass Australien ganz gerne ein neues Mediengesetz verabschieden möchte und dieses Mediengesetz soll vorsehen, dass die US-Konzerne dazu gezwungen werden, von ihnen in Australien erzielten Milliardengewinne einen großen Anteil an die heimischen Medienkonzerne abzugeben.
Aber ich glaube, es geht nicht nur um US-Konzerne, generell geht es um Plattformen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es so, dass die Plattformen an die Medienunternehmen etwas abgeben sollen. Wobei die Frage ist: Wo verdient die Plattform überhaupt gerade? Ist das überhaupt zu bemessen, was die damit verdienen, wovon sie etwas abgeben könnte? Aber ich glaube, das Ziel des Gesetzes ist ja, die Medienhäuser, also die inländischen Medienhäuser, zu unterstützen und sie sollen Geld dafür bekommen, dass deren Inhalte geteilt werden.
Richtig. Ich bin absolut bei dir. Bei diesem Gesetzentwurf, über den ich gerade gesprochen habe, geht es wirklich exklusiv um Facebook und Google. Aber ja, das was du gesagt hast, ist genau der Gedanke dahinter.
Die Verlagshäuser sagen ja: “Ihr benutzt unseren Content und ihr wärt nicht so erfolgreich, wenn ihr unseren Content nicht benutzen würdet”. Und die sozialen Medien, also Facebook zum Beispiel, sagt: “Ja, aber ohne uns hättet ihr auch gar nicht die Reichweite. Und dass ihr damit kein Geld verdient, ist letztendlich euer Problem.” Und das ist genau der Streit und ich glaube, es ist auch sehr schwer, überhaupt zu differenzieren. Also wo hat Facebook einen Vorteil, weil letztendlich geben sie nichts anderes als einen Link raus. sie sagen. Sie benutzen ja nicht die Inhalte fremd sozusagen. Das mögen andere anders sehen, aber sie benutzen ja den Inhalt eigentlich gar nicht wirklich.
Ja, das ist richtig. Es geht gerade darum, dass ich zum Beispiel auf meine Inhalte, die ich als Zeitung publiziere, auf die ich verlinke. Es gab Hochrechnungen, dass im vergangenen Jahr die australischen Medien 5,1 Milliarden Klicks bekommen haben durch Facebook und das wäre ein ungefährer Wert von, sagen wir mal so 407 Millionen australische Dollar. Aber die Medien selber sagen: “Nein, den Wert, den wir euch bereitstellen, damit ihr ihn auf eurer Plattform anbieten könnt, der liegt zwischen 600 Millionen und eine Milliarde australischer Dollar. Wenn wir jetzt über Australien reden, da gibt es ja nur 25 Millionen Bürger und die Nachrichten Inhalte soll nur vier Prozent der Inhalte auf Facebook ausmachen. Also das ist jetzt gar nicht so eine große Menge.
Ja, und esist ja auch die Frage: Warum ist welcher Nutzer, wo? Also ist der Nutzer auf der Seite des Verlagshauses, weil der Link vorher bei Facebook war? Oder ist der Nutzer bei Facebook, weil es dort Inhalte vom Verlagshaus gibt, die dort veröffentlicht wurden? Wobei man immer sagen muss, es ist ja nur der Link veröffentlicht worden. Es ist eigentlich nur eine Traffic Machine, aber wenn sich der Nutzer einfach bei Facebook bewegt, kann ich natürlich Facebooks Standpunkt schon verstehen. Warum soll ich dafür Geld geben, also irgendeiner, was ich nicht mal beeinflussen kann, teilt ja einen Link von dir bei mir und ich kann das ja gar nicht steuern. Wie soll ich das bemessen und wo soll ich da für mich Mehrwert drin sehen?
Dass Facebook nicht besonders gut steuern kann, das weiß man ja. Das würde ich jetzt nicht gelten lassen.
Ja, aber ich kann ja gar nicht steuern. Ich kann meine Nutzer ja nicht zu stark einschränken. Also wenn wir es mal auf Deutschland übertragen, ich kann ja jetzt nicht einschränken, dass jemand einen Spiegel Online Link bei mir teilt bzw. ich kann es einschränken, aber ich kann es nicht steuern. Ich kann es einfach nur blocken. Aber ich habe gar keinen Einfluss darauf, was grundsätzlich die Leute bei mir teilen.
Das ist ja auch das, was jetzt gemacht wurde. Als man dieses Gesetz verabschieden wollte, war es so, dass zur gleichen Zeit Facebook den kompletten Inhalt von News und Inhalten auf seiner Plattform blockiert hat. Es gab keine News Inhalte mehr und, dass einfach diese Inhalte nicht mehr angezeigt werden. Auch die News Seiten an sich sind komplett leer gewesen.
Wie gesagt, ich kann es ein stückweit von Facebook verstehen, mir fällt es schwer zu bemessen, was ist der Wert? Und hat Facebook überhaupt Vorteil davon? Übertragen wir es mal auf Deutschland, dass ein Link von Spiegel Online dort geteilt wird. Hat es da wirklich einen spürbaren Mehrwert? Dieser Streit ist ja auch nicht neu. Den gibt’s ja auch in vielen anderen Ländern. In Spanien gibt es den mit Google News und seitdem es diesen Streit zwischen Spanien und Google News gab, ist es auch so, dass der Dienst in Spanien gesperrt ist. Was heißt gesperrt, der wird einfach nicht mehr angeboten von Google. Ob das nun gut ist oder schlecht ist, da streiten sich die Geister drüber. Aber es ist ja nicht neu.
In Australien bietet die Regierung das ganze Thema sehr offensiv als internationales Vorbild an. Kanada hat auch Interesse, nach diesem Vorbild zu handeln. Die Länder wollen jetzt langsam versuchen, an diese Plattform heranzugehen und vom Content, in dem Fall jetzt sind es Medien, da wollen sie einfach ein Stück vom Kuchen abhaben. Und da ist natürlich auch so ein bisschen die Gefahr oder die Sorge von den großen Plattformen, wenn jetzt so ein Präzedenzfall geschaffen wird, dann würden andere Länder dort mit aufspringen. Heute Morgen kam ja die Nachricht, dass Facebook die Blockade wohl jetzt wieder aufhebt, weil man sich irgendwie geeinigt hat, obwohl das Gesetz glaub ich erst in einer Woche ungefähr verabschiedet werden soll. Aber Google hat schon vorher die Reißleine gezogen und hat sich bereiterklärt. Es war sogar soweit, dass Google vorher gesagt, dass sie da gar nicht mitmachen und die haben sich aber mittlerweile darauf eingelassen und haben kurz bevor Facebook die Blockade gemacht hat, haben sie gesagt, dass sie Verträge abgeschlossen haben mit unglaublich großen Medienhäusern, sie haben dafür auch richtig viel Geld bezahlt. Also Google geht in die andere Richtung und es ist aber so, Kanada z. B. will auf so einen Vorschlag mit Google nicht eingehen, die wollen keine Verträge mit Google machen, weil keiner weiß, wie die Situation in einem Jahr aussieht. Und das will man da in ein Gesetz reinbringen. Vielleicht nochmal ein Punkt, warum dieses Gesetz so kompliziert und so eine Herausforderung für die Plattform ist. In dem Moment, wenn ein Medienunternehmen das Gefühl hat, dass sie von der Plattform nicht fair behandelt werden, dann kann die Regierung die Plattform zu Lizenz-Verhandlungen zwingen. Und wenn man da nicht zu einem Preis kommt, kann die Regierung einen Mediator mit einschalten, der dann den Preis mit festlegt, dass ist natürlich für die Plattform ganz schlimm. Es gibt noch den weiteren Faktor, dass die Plattform 14 Tage vorher bekannt geben muss, bevor sie einen Algorithmus ändert oder die Anzeige von Inhalten ändert. Zum einen 14 Tage vorher, das ist verdammt lange und gerade das Ändern von Algorithmen und wie etwas ausgesteuert wird, das ist ja eigentlich so die Geheimrezeptur für die Plattformen.
Aber was ja eigentlich das Schlimme an dem Thema ist, dass es immer wieder, vollkommen losgelöst ob es Verlagshäuser sind, in welchem Land es ist, aber die Unternehmen es mal wieder nicht geschafft haben, ein Geschäftsmodell aufzubauen, was digital funktioniert. Sagen wir mal beim Beispiel Verlagshaus und egal in welchem Land, würde es ein Verlagshaus schaffen, mit Inhalten digital Geld zu verdienen, die diesen Traffic, den sie bekommen, in irgendeiner Art und Weise zu monetarisieren, dann wäre es ja gar nicht das Problem. Dann würden sie ja sehr dankbar sein dafür, dass sie diesen Traffic kriegen. Und jetzt ist es halt wieder so, dass wir in vier anderen Stellen auch halt die Politik, der Gesetzgeber, gefordert ist, entsprechende Spielregeln aufzubauen, aber in meinen Augen wären diese Spielregeln gar nicht erforderlich gewesen. Jetzt hat man Machtverhältnisse, die man nicht mehr möchte und versucht jetzt, dagegen zu arbeiten. Und was passiert denn jetzt, wenn das Verlagshaus Geld dafür bekommt. Nehmen wir mal das Google Beispiel, das Verlagshaus bekommt Geld von Google, dann haben wir ja wieder eine Abhängigkeit von dem Verlagshaus zu Google. Also was passiert denn, wenn Google morgen, dass sie das einfach nicht mehr machen?
Ja , wenn sie sagen, dass sie selber Journalisten haben und selber Content machen.
Genau oder kaufe eine Washington Post. Ist zwar nicht Google… Ich glaube, dass es nicht sonderlich klug ist, diesen Weg zu gehen. Und es ist auch egal, ob es Machtverhältnisse sind, die wir nicht wollen oder was auch immer, aber die Unternehmen machen sich abhängig von diesen Plattformen und sie sind jetzt eigentlich schon abhängig und jetzt bekommen sie noch Geld. Das ist ja so eine Art Beruhigungspille. Wenn sie jetzt Geld von denen bekomme, ist mein Geschäftsmodell gerettet, aber ich bin ja in einer maximalen Abhängigkeit zu denen. Hätten sie sich Gedanken über ihr eigenes Geschäftsmodell gemacht, dann wären sie ja nicht in Abhängigkeit, denn wären sie nur abhängig davon von irgendwo Traffic zu bekommen. Den können sie selber generieren oder den können sie sich über Plattformen holen. Man muss ja mal sagen, die meisten Unternehmen kaufen sich Traffic ein. Das muss man ganz klar sagen. Google Ads und Co., da bezahlen viele Unternehmen ganz viel Geld dafür, überhaupt Traffic zu bekommen.
Das war eben auch diese Rechnung, die Facebook angestellt hat, dass sie gesagt haben, dass sie durch sie 5,1 Milliarden Klicks bekommen haben, also wir haben den Traffic zu euch gebracht. Jetzt im Zuge der Blockade von Facebook haben die Medienhäuser festgestellt, dass die Zugriffszahlen um 13 Prozent gesunken sind. Das hat sich jetzt verlagert, viele sind dann über Google zum Beispiel auf auf die Plattform gekommen. Ich glaube es ist so ein bisschen eine Herausforderung, weil es gibt ja unglaublich viele unterschiedliche Medienhäuser mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Wenn ich jetzt sage, ich möchte nicht nur von einem Medienhaus etwas konsumieren, sondern möchte eben auch drauf hingewiesen werden im Sinne von: Hey Sebastian und Sven, hier ist ein interessanter Artikel. Interessiert er dich vielleicht? Dann wird man eben auch auf interessante Themen stoßen.
Also was man merkt an diesem Thema, ist, dass die Luft, gerade jetzt hier für Facebook rauer wird. Wir haben das letzte Mal über den Streit zwischen Apple und Facebook gesprochen. Wir haben schon häufiger über Nutzerzahlen von Facebook gesprochen, die werden weniger. Also es macht sich so aus, dass auf der einen Seite Facebook Probleme hat, die Nutzerzahlen zu halten, auch wenn es vielleicht manchmal so aussieht, als wäre es ein Shift innerhalb der Altersgruppen. Aber sie haben Probleme, Nutzer zu halten. Und man merkt ja auch, dass die Gesellschaft kritischer wird und die betrachtet das einfach mittlerweile mit anderen Augen. Die Luft für Facebook wir einfach ein ein bisschen rauer. Bin mal gespannt, wo sich das hin entwickelt. In Australien geht es, glaube ich, wirklich nur um die Plattform Facebook, da geht’s nicht um WhatsApp oder Instagram. Aber Facebook ist ein riesiges Unternehmen, wo unterschiedliche Marken dazugehören. Aber die die Plattform Facebook, die hat schon mittlerweile Probleme, aber auch bei WhatsApp sieht man das. Jetzt hat WhatsApp vor kurzem wieder die Änderung der Datenschutzbestimmungen auf den 15. Mai verschoben. Und es gibt so Entrüstungsstürme. Also auch da bei WhatsApp wird es ja auch ein bisschen dünner.
Ja, vielleicht muss man das immer nochmal ein bisschen unterscheiden. Das ist ja auch ein Thema, worüber wir häufiger diskutieren. Aktuell sind ja der Firmenname Facebook und die Plattform einfach sehr eng beieinander. Wir diskutieren häufiger darüber, inwieweit es nicht Sinn macht, dass man Facebook als Mutterkonzern, so wie Alphabet bei Google, ausgründet oder drüber setzt und hat man die Plattform, hat Instagram, hat WhatsApp und Co. Momentan ist es immer so synonym, WhatsApp hat aktuell über zwei Milliarden aktive Nutzer aktuell. Wir hatten in der Vergangenheit auch schon darüber gesprochen. Diese Änderung der Nutzungsbedingungen, die eigentlich ja für den europäischen Markt gar nicht so viel Auswirkung hat, aber in den Medien eine unglaublich große Aufregung mit sich brachte und eben auch diese Abwanderungen zu anderen anderen Anbietern wie Signal. Passt jetzt eigentlich auch ganz gut, weil wir vorhin über Elon Musk gesprochen haben und die Auswirkung auf den Bitcoin Kurs. Elon Musk hat ja bei Twitter 42 Millionen Follower und in Verbindung mit dieser Nachricht, dass WhatsApp seine Nutzungsbedingungen anpassen wird, hat er eben auch direkt Werbung für Signal gemacht und dann sind ja auch die Signal Zahlen extrem nach oben gegangen. Das fiel dann auch noch ein bisschen in die gleiche Zeit mit rein. Also die Nutzungsbedingungen sollen jetzt erst zum 15. Mai greifen und diese Zeit will sich sich WhatsApp nehmen, um einfach noch klarer zu machen, was sie überhaupt vorhaben, um einfach besser zu kommunizieren.
Wie ist das mit mit WhatsApp, Signal und auch Threema? Der Podcast von der Zeit: “Alles gesagt?” läuft ja endlos, bis der Gast dann das Stopp-Wort sagt und dann ist der Podcast auch schlagartig vorbei und die haben in diesem Podcast immer ein Spiel, das heißt “A oder B oder weiter”. Dann bekommt der Gast eine Reihe von Fragen gestellt und muss dann sagen “A” oder “B” bzw. das jeweilige Wort oder kann “weiter” sagen. Und da gibt’s eine Frage, die immer heißt WhatsApp oder Signal. Und da ist mir aufgefallen, dass dort immer mehr Signal oder Threema sagen anstatt WhatsApp. In diesem Bereich gibt es die Tendenz dahin, dass die Nutzer dann erst zu Signal gehen. Wenn Musk z. B. sagt, dass alle mal zu Signal gehen sollen, steigen die Nutzerzahlen an. Aber ob es jetzt die breite Masse ist, weiß ich nicht.
Das ist ja das Interessante. Ich hinterfrage immer, wenn ich so eine Grafik sehe, die Nutzung von Social Media, wo dann WhatsApp immer mit rein gerechnet wird, wo ich nicht sicher bin, ob ich WhatsApp wirklich als Social Media sehe. Aber wenn ich das jetzt so betrachte, ich benutze ja WhatsApp, weil dort meine Freunde und Bekannte sind, in dem Moment ist das ja eben dieses Soziale wieder. Denn was bringt mir denn Signal, wenn dort nicht meine Freunde und Bekannte sind oder meine Familie. Also ich würde mich ja dort aufhalten, wo mein soziales Netzwerk sich einfach bewegt und dann wäre es mir vielleicht sogar am Ende egal, ob es WhatsApp oder Signal ist. Wir vergleichen es jetzt nicht mit WeChat oder so, aber aktuell ist das eine simple Chat App und viel mehr nutzt man damit ja gar nicht. Der Funktionsumfang ist also wirklich marginal und da wäre mir vielleicht nachher sogar die Oberfläche egal.
Und ich glaube auch, bei WhatsApp hat es ja auch nur in der neuen Version eine Ende zu Ende Verschlüsselung, dabei ist auch egal, über was wir reden. In der Diskussion um WhatsApp oder die Diskussion um WhatsApp oder Signal oder so, da geht es ja gar nicht um WhatsApp an sich, sondern da geht es einfach nur um Facebook.
Ja, richtig. Das ist ja aber das, was Facebook über Jahre kaputt gemacht hat, einfach das Vertrauen. Und ob das jetzt gerechtfertigt ist oder nicht, aber das Vertrauen ist einfach kaputt.
Da bleibt ja die Frage, ob das in die breite Masse rein schwappt. Also ob sich dann wirklich Tante Erna sagt: “Mensch, ja du hast recht. Ich lösche jetzt WhatsApp und installiere Signal.”
Ja, ich glaube, das ist nachher dann spannend, wenn wir sehen wann das Thema kippt. Also wo finde ich nachher meine Freunde und Bekannte und da werde ich mich nachher aufhalten.
Es muss ja so ein Schwungrad eigentlich entstehen. WhatsApp gehört mit zu den sozialen Medien und ich halte mich einfach da auf, wo sich meine Kontakte aufhalten und viele die gewechselt sind zu Signal sagen ja nicht, dass das einfach war, weil schon alle Freunde da waren. Das glaube ich einfach nicht. Also ich glaube nicht, dass es irgendwie schon auf die breite Masse zutrifft.
Ich hatte sogar gelesen, ich glaube das war Telegram, dass die es sogar ermöglichen, dass du deine bisherigen Chatverläufe aus WhatsApp importierst und dann dort nutzt. Das wäre vielleicht sogar für mich noch noch einen Grund, bei WhatsApp zu bleiben, weil ich dort meine jahrelang aufgebauten Chatverläufe habe, die für Facebook wahrscheinlich genauso interessant sind wie für mich. Über die Exportfunktion kannst du das ganz einfach in Telegram integrieren und das heißt du wirst auch das noch nicht einmal verlieren.
Also die Frage ist ja auch wirklich: Wer löscht die App? Also ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass einer wirklich sagt, dass er diese App löscht. Also zumindest diejenigen, die es sehr intensiv genutzt haben. Also die werden nicht einfach die App löschen. Klar, ich habe auch immer noch diese Verbindung zwischen meinem Adressbuch und WhatsApp, die ja noch sehr kritisch gesehen wird aber die wichtigen Daten haben sie eigentlich auch.
Gerade was das Thema Daten und Facebook angeht, hatten wir ja auch berichtet über den Streit zwischen Apple und Facebook, der auch so ein bisschen eskaliert war. Wie wir aber dann auch aufgezeigt haben, wie groß einfach der Anteil an Werbeeinnahmen an den gesamten Profit von Facebook ist.
Ja, 97 Prozent waren das.
Ja, unglaublich hoch. Und da ist es aber so, man hat es gar nicht so auf dem Schirm, aber dass Facebook eben auch versucht, neben diesen digitalen Angeboten eben auch Hardware anzubieten. Das ist vielleicht gar nicht so groß auf dem Schirm, aber langsam fangen sie dort an, auch so ein bisschen Fuß zu fassen.
Ja, genau. Wir hatten ja die Brille schon angesprochen das letzte Mal. Jetzt wurde auch die Smartwatch angekündigt von Facebook. Wir haben uns schon bei der Brille gefragt, ob man das tatsächlich machen würde. Sonst bei der Smartwatch ist es halt auch die Frage. Aber ja, man versucht halt sukzessive in das Hardware Geschäft einzutreten. Es ist ein super hart umkämpfter Markt und das haben wir letztes Mal bei der Brille schon gesagt. Die Brille kann, glaube ich, noch am ehesten funktionieren, weil der Markt einfach nicht besetzt ist bisher. Aber wenn Facebook das Facebook Phone rausbringen würde, den Markt einzutreten, das ist ja Wahnsinn.
Ja, ich glaube bei dem Smartwatch Markt ist es wirklich schwierig. Es soll eine Smartwatch werden auf Android Basis und es soll extrem eng verbunden sein mit deinen Facebook Funktionalitäten, dass du den Massanger drin hast, du hast Fitness Funktionalitäten drin, du kannst es wohl auch mit externen Fitnessanbietern wie zum Beispiel Peloton verbinden. Das ist wohl ein Gerücht und ich glaube auch der Preis sollte ganz in Ordnung sein, so dass das Thema gar nicht so teuer ist, aber das wird keine Konkurrenz für Apple sein. Apple gibt zwar seit 2015 keine Zahlen über den Verkauf von der Apple Watch raus, aber man geht davon aus, dass die Grenzen von den 100 Millionen Geräten geknackt wurde. Und Apple hat wohl beim Smart Watch Anteil in dem Segment zu 28 Prozent Anteil. Das wird kein Wettbewerber sein.
Man muss ja auch grundsätzlich sagen, dass der Smartwatch Markt sich wahrscheinlich auch nicht so entwickelt, wie viele es gedacht haben. Das ist ja jetzt nicht wie ein iPhone Markt, man sieht ja, dass sich teilweise dann auch App-Entwickler zurückziehen und teilweise werden bei Apple dann die Watch Apps aus dem App-Store genommen. Ich glaube der Markt ist interessant. Wir reden ja häufiger darüber, ob man nicht vielleicht auch die klassischen Uhrenhersteller mit einbeziehen sollte, um einfach eine breitere Akzeptanz am Markt zu bekommen. Also ich glaube es ist interessant, aber es ist auch nicht der riesige Wachstumsmarkt.
Ja und es ist auch nicht so wirklich der neue Wurf. Wir hatten in der Vergangenheit mal drüber gesprochen, dass ja auch Amazon so ein Fitness Armband rausgebracht hat und auch da stand Amazon schon extrem in der Kritik, was das Datensammeln angeht. Wenn wir jetzt wieder zurück kommen und über Facebook und Datensammeln sprechen, was sie sich für Informationen dann noch über die Fitness Uhr reinholen, ist natürlich auch immer so eine Frage. Wir haben eine ähnliche Situation, die ist vielleicht auch nicht jedem bekannt, aber diese Oculus Virtual Reality Brille, die gehört ja eigentlich Facebook, also die kommt von Facebook und wird seit September 2020 aus genau diesen Gründen eben in Deutschland nicht mehr zum Verkauf angeboten. Ich war auch auf der Webseite, du kannst das Produkt auch sehen und ein Button zum Kaufen ist auch da, aber das ist ausgegraut, du kannst es nicht kaufen und das seit September letzten Jahres, einfach aufgrund von Datenschutzbedenken, weil man gezwungen war, sein Oculus Account mit dem Facebook Account zusammen zu führen. Vielleicht macht es ja mehr Sinn, wenn du eine Übermarke hast, so eine Mutter von Facebook, wo du dann irgendwie einen Account hast und unterschiedliche Dienste, die du an und abschalten kannst. Aber aktuell müsstest du deinen Oculus Account mit dem Facebook Portal Account oder Facebook Plattform Account verbinden.
Das würde ja nichts ändern. Also bei Google hat man auch einen Account und Apple will da auch hin mit einem Singles Sign On. Also da kann man sich dann auch mit der Apple ID überall anmelden. Es ist ja nichts anderes und heute mache ich das ja auch schon meinen ganzen Apple Devices. Egal ob es das MacBook ist, das iPad, das iPhone oder die Smart Watch. Ich habe das überall mit meiner Apple ID verbunden. Ich glaube, dass Apple auch diese Daten einfach nutzt, aber für was nutzen sie das? Das ist jetzt die Frage.
Es liegt nicht in der Organisationsstruktur, sondern es liegt am Datenschutz.
Ich glaube per se kann Facebook sich schon darüber aufregen und sagen: Warum darf ich denn hier meine meine Brille nicht verkaufen? Ich kann ohne Apple ID noch nicht mal ein Smartphone registrieren. Ich glaube seit neuesten iOS geht das, aber vorher konnte ich es noch nicht mal machen. Ich musste dafür sogar den Account nutzen und da sind wir wieder beim Vertrauen, das ist halt Facebook und wenn Apple das macht, ist das okay. Das heißt nicht, dass ich die Entscheidung irgendwie kritisiere, sondern man merkt einfach, dass man einigen Unternehmen mehr vertraut als anderen Unternehmen.
Stimmt, vielleicht abschließend noch zu dem Thema Hardware. Wir fingen gerade an mit dem Streit zwischen Apple und Facebook, dass natürlich auch Facebook viel mehr die Möglichkeit hat, durch eigene Hardware auch die eigene Nutzung von seinem Service zu beeinflussen. Apple will jetzt eben den entsprechenden Hinweis geben und darauf hinweisen, dass man seine Daten besser schützen soll, wenn man Facebook nutzt. Das hatte Facebook natürlich selber besser in der Hand wenn es seine eigene Hardware mit rausgibt.
Dafür müssen sie nur einen relevanten Marktanteil erzielen, damit das irgendwie ein Effekt hat. Facebook profitiert ja nur von Masse. Die Müssen Masse machen, um diese Umsatzzahlen zu kompensieren, die sie im Werbemarkt dann eventuell verlieren. Lass uns mal über ein anderes Thema sprechen, das kam ja auch die Woche hoch. Paypal hat Ambitionen zu einer Super App zu werden. Das ist ja erst mal ganz interessant. Diese Ambition haben ja schon viele gehabt. Es ist die Frage, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht kurz zur Erklärung. Man bezeichnet Apps als Super Apps, wenn sie so stark in den Alltag intigriert sind, dass man sie eigentlich in jeder Situation nutzen kann. Ich glaube gerade so welche Apps wie WeChat oder so, ich glaube, das sind so die besten Beispiele dafür. Ich habe eigentlich für jede Lebenssituation ein Feature in dieser App und muss eigentlich diesen App Kosmos gar nicht mehr verlassen. Ich kann darin einkaufen, ich kann darin kommunizieren, ich kann damit bezahlen, ich kann eigentlich alles machen, was ich in meinem Alltag machen muss. Und das ist eine Super App und jetzt hat Paypal ähnliche Ambitionen.
Ja, also Paypal selber ist unglaublich gewachsen während der Corona Pandemie. Die haben 73 Millionen neue Kunden gewinnen können innerhalb eines Jahres. Es gibt mehr Homeoffice, mehr Online-Bestellungen und so ist Paypal einfach unglaublich gestiegen und will genau diesen Rückenwind, den sie jetzt haben, nutzen. Klarna versucht das wohl auch, die wollen sich seit Oktober letzten Jahres in Richtung Super App entwickeln und ich fand ganz interessant, wie sie das hinbekommen wollen. Wenn man daran denkt, wann man die PayPal App benutzt, benutzt man sie wenn man irgendwas bezahlen möchte. Und vor ein paar Wochen oder Monaten kam diese Nachricht schon raus, dass es möglich wird, ich glaube in den USA geht es schon, dass ich bei Paypal eben auch meine Cryptocurrency aufbewahren kann, also dass ich auch Bitcoin zum Beispiel in meinem PayPal-Konto nutzen kann. Es haben entsprechende Erhebungen ergeben, dass ich natürlich in dem Moment, wo ich meine Bitcoins oder andere Kryptowährungen in meinem Wallet aufbewahre, ich natürlich die App viel häufiger benutze, um rein zu gucken. Ich benutze die App viel häufiger, um einfach zu sehen, wie ist der aktuelle Stand. Und das ist so ein bisschen dieser dieser Trigger, den sie nutzen wollen, damit die App einfach häufiger genutzt wird.
Also ich glaube, wenn man so eine App ausbauen möchte und man diese Ambition hat, zu einer Super App zu werden, die Ambition an sich finde ich schon interessant, aber da komme ich gleich noch mal zu. Ich glaube, dann ist der Mehrwert dass man erst mal neue Nutzer gewinnt, weil ich einfach neue Funktionen habe, du hattest eben die Cryptocurrencies angesprochen, aber die Pläne sind ja auch den Aktienhandel da reinzubekommen, Tagesgeldkonten reinzubekommen, also ist es erst einmal eine sehr komplementäre Dienstleistung, eigentlich rundum ihr eigentliches Produkt der Bezahlung, also Authentifizierung und so weiter. Dann noch viel mehr aber eigentlich rund um das Thema Bezahlung wollen sie in diesem Finance Sektor, wenn man es mal so bezeichnen möchte, eigentlich weitere Services aubauen, was natürlich erst einmal neue Nutzer generiert. Aber, und das ist wahrscheinlich der noch wichtigere Punkt, ich schaffe auch neue Möglichkeiten, meine bestehenden Nutzer zu monetarisieren. PayPal ist ja eine App, die hat ja enorm viele Benutzer weltweit. Und das heißt, für die ist das ja schon schon Wahnsinn, wenn sie es auch nur schaffen, mit jedem Benutzer im Jahr einen Dollar mehr zu verdienen. Also das ist ja schon enorm. Neue Nutzer generieren durch neue Services, die neuen Nutzer, aber auch die bestehenden Nutzer stärker an die App eigentlich binden und versuchen, in anderen Services zu monetarisieren. Die Ambition finde ich super. Was ich immer nur ein bisschen seltsam finde, ist, dass sich ja immer viele auf die Fahne schreiben, dass sie eine Super App werden wollen. Die wenigsten, die sich jetzt auf die Fahne geschrieben haben, sind es auch geworden. Eher durch strategische Ausrichtung konnte man sich irgendwann mal Super App nennen, wobei ich bezweifle, dass WeChat sich selber als Super App bezeichnet, weiß ich nicht. Uber hat auch den Anspruch, Super App zu werden. Ich glaube auch, dass alle eine Chance haben, eine bedeutende Position dort einzunehmen. Es ist ja nicht so, dass man damit eine Türschwelle überschreitet und auf einmal bist du eine Super App. Also es gibt ja keine offizielle Definition dafür. Aber ich glaube, die haben schon Potenzial damit mehr zu machen. Aber ich finde es immer ein bisschen seltsam zu sagen, dass die Strategie ist, dass man zu einer Super App wird.
Zum einen sind momentan 375 Millionen Nutzer bei Paypal. Das ist natürlich echt eine große Zahl und man erreicht mit so großen zahlen auch echt schon viel. Was man natürlich bedenken muss ist, dass viele Leute Paypal schon seit vielen Jahren benutzen und du hast da ja einen super Überblick. Was kaufen die Kunden? Wo kaufen die Kunden? Zu welchem Preis kaufen die Kunden? Und was Paypal aber auch klar vorhat ist, dass sie sehr viel stärker in diesen Bereich Produktsuche, Wunschlisten und Preisvergleich wollen. Sie wollen ein Loyalty Programm mit aufbauen in der App und so weiter, dass sie versuchen wollen, diesen gesamten Kauf abzubilden, dass man nachher seine Produkte direkt in der Paypal App sucht, weil die einen übergreifenden Preisvergleich hat.
Das wird Paypal noch eher schaffen als Klarna, glaube ich, ich weiß gar nicht, ob Klarna außerhalb von Europa eine Relevanz spielt, ich glaube nicht. Das ist ein schwedisches Unternehmen und Klarna hat grundsätzlich viele Sachen glaube ich sehr richtig gemacht. Auch wie sie an das Thema der Bezahlung rangekommen sind, auch an das Thema Absicherung von Zahlungen rangegangen sind, wo sie originär herkommen, also aus dem Rechnungskauf usw. Das haben sie sehr klug gemacht über die mathematischen Modelle, aber ich glaube, die sind dann doch noch relativ weit davon entfernt, sowas zu werden. Die Ambition und auch die Chance, das ist definitiv alles gegeben. Aber auch was du gesagt hast, Paypal ist ja seit Jahren am Markt. Ich glaube, das wird auch enorm schwer, das aufzubrechen. Das ist sehr ähnlich wie Google, die haben jetzt einen neuen Service, der ist ja nun drei Jahre im Beta Status, wenn er denn überhaupt mal diesen Status verlässt und dann weiß kein Mensch, dass es das gibt. Es ist genauso wie die ganzen Android-Funktionalitäten. Also immer wenn es ein neues iPhone gibt, dann wird ja gesagt, dass Android das schon seit Jahren hat. Es kannte nur kein Mensch und so wird es glaube ich auch. Da gehört viel Marketing dazu, weil wie gesagt, wir hatten vorhin über unterschiedliche Alterskohorten gesprochen, die Facebook nutzen und so ist es ja auch bei Paypal. Also das nutzen ja nahezu alle in allen Altersgruppen. Aber da eine, sagen wir mal Altersgruppe von 50 bis 60 aufzubrechen und zu sagen, die sollen doch nicht zur Sparkasse, wenn man Aktien kaufen möchte, sondern man soll lieber zu denen kommen, das wird schwer, glaub ich. Da hat es einer wie Trade Republic ein bisschen einfacher, der sagt, dass er hier ein neuer Anbieter ist und den Aktienhandel ein bisschen einfacher macht und dann beschäftigt sich auch so jemand damit. Ob der App es aber gelingt, diese Leute dafür zu begeistern und überhaupt bekannt zu machen, dass Paypal jetzt mehr kann… Express Kauf ist eigentlich ein schönes Beispiel dafür. Ich weiß gar nicht, ob der noch Express Kauf heißt, aber ich hatte mal eine Statistik gesehen, wie viele Benutzer eigentlich, obwohl sie Paypal nutzen und obwohl der Shop Express Kauf integriert hat, es einfach nicht nutzen. Also die Ambitionen sind definitiv super, die Chance ist auch gegeben und dann beobachten wir mal was passiert.
Es gibt einen weiteren Anbieter, der eigentlich mittlerweile schon ziemlich groß und erfolgreich ist, der ein Bezahdienst anbieten möchte und einen Marktplatz, und zwar ist es LinkedIn. Hatte mich erst überrascht, aber ich finde das eigentlich einen echt interessanten Move in so eine neue Richtung für ein neues Geschäftsmodell. LinkedIn hat mittlerweile weltweit 740 Millionen User und wir beide diskutieren ja gerne drüber. Ich bin immer nicht so ganz begeistert von dem LinkedIn Game und ich vernetze mich mit jedem, den ich irgendwie gar nicht kenne, nur um ganz viele Follower zu haben. Aber trotzdem 740 Millionen User, unglaublich großes Netzwerk, unglaublich viele Leute und vor allem eben viele Freelancer. Und gerade jetzt in der Corona Pandemie sind das eben auch Leute, die zum einen Aufträge suchen und zum anderen eben auch jetzt diejenigen, wo man gelernt hat, dass man die Mitarbeiter alle gar nicht vor Ort braucht und so, ich kann dann eher mal auf jemanden zugreifen, auch ganz gerne gesucht werden. Und dafür soll es einen Marktplatz geben, ähnlich wie Fiverr und Upwork, wie man die kennt, wo ich Freelancer finden kann, direkt über LinkedIn finden kann, buchen kann und auch bezahlen kann.
Wie du sagst, es gibt ja so Plattformen. Also Fiverr ist glaube ich so der Platzhirsch, auch weltweit so der Platzhirsch, weil seit letztem Jahr glaube ich in Deutschland noch gar nicht so lange.
Ja, den gibt es glaube ich erst seit letztem Jahr in Deutschland, er ist also noch nicht so lange in Deutschland.
Es gibt unzählig viele Freelancer-Plattformen arm, aber Fiverr und Upwork sind die beiden größeren und während man bei Upwork häufig den Eindruck hatte, dass es eigentlich immer so low Budget ist, war Fiverr immer schon ein bisschen hochpreisig.
Ich glaube, das war auch deren Geschäftsmodell. Fiverr kommt, glaube ich, von den fünf Dollar, von fünf Dollar konntest du am Anfang bestimmte Services nutzen.
Also, wie du sagst, wir gucken ja recht recht kritisch immer auf LinkedIn. Aber das Modell ist nachvollziehbar, dass sie das machen und da auch entsprechende Abrechnungs-Mechanismen da reinzubekommen. Ich glaube, dass LinkedIn hat es halt einfacher. Wenn ich dann mal in einem großen Konzern mit 30000 Mitarbeitern mal schnell eine Dienstleistung brauche, dann habe ich halt eher die Freigabe es bei LinkedIn zu machen, als mich bei Fiverr zu registrieren. Geht ein Volkswagen-Konzerns zu Fiverr und ein neues Logo für das neue Elektroauto braucht und sich das mal für 5 Dollar bei Fiverr holt, läuft das wahrscheinlich anders. Das läuft dann eher über LinkedIn ab und ich glaube gerade mit Microsoft im Nacken kann das ganz gut werden.
Ja und auch mit dieser Userschaft im Hintergrund, das ist ja Wahnsinn. Weil ich ja einfach mit so vielen Menschen, die ja LinkedIn eigentlich aus einem anderen Grund nutzen, also ich bin dort angemeldet und kann diesen Service dann mit nutzen und da sind ja auch Leute, die bewegen sich ja fast täglich auf LinkedIn. Das heißt, die erreichst du dann auch leichter. Man braucht ja auch ein Logo, um mal beim Logo zu bleiben. Wen nehme ich denn jetzt? Nehme ich Fiverr oder nehme ich Upwork?
Ja klar, also dadurch, dass es eng verzahnt ist. Aber bei XING war es ja einfach nur so ein Adressbuch und das Problem war, dass einem das nur noch auf die Nerven gegangen ist. Man hat ja eigentlich nur noch Headhunter dort gehabt und man hat nur noch Vertriebsmitarbeiter gehabt, die mal irgendwie was verkaufen wollen. Es gab eigentlich nichts anderes mehr über XING, also das man sich wirklich ausgetauscht hat, das hat eigentlich bei XING nie stattgefunden, das findet bei LinkedIn statt. Wie wertig das ist, steht jetzt mal auf einem anderen Blatt Papier, aber das findet bei LinkedIn statt und da muss LinkedIn einfach aufpassen, dass es nicht auch da so nervig wird. Viele sind sowieso von LinkedIn schon genervt, aber es ist dann doch noch eher eine Austausch Plattform als es XING ist oder war und da muss LinkedIn jetzt einfach aufpassen, auch da sind schon viele Headhunter unterwegs. Viele Modelle von LinkedIn mit diesen In Mails und so weiter, das verstehen wenige. Dazu finde ich sie auch recht hochpreisig im Premiumsegment. Also da muss es aufpassen, dass ich nicht irgendwie dann anschließend wie bei XING 20 Headhunter Anfragen bekommen habe in der Woche, ich nicht 20 Freelancer Anfragen bekomme zum Beispiel als Geschäftsführer.
Gerade deswegen könnte das ganze interessant sein, zum einen könnte es interessant sein, um jemanden zu finden, den ich dann beauftrage, auch LinkedIn könnte dadurch Geld verdienen, dass die Freelancer sich entsprechend promoten können. Sie können dann auf dem Marktplatz Werbung schalten und besser gefunden werden. Und vielleicht könnte man dann eben versuchen, diese Werbung, die aktuell über Nachrichten sehr stark bei LinkedIn reingehen, ein bisschen zu verlagern.
Wobei ich jetzt gerade in meinen Gedanken davon ausgegangen bin, dass man auf so einem Fiverr und Upwork Niveau ist, dass man also kleine Aufträge vergibt. Es kann ja auch sein, dass man wirklich eine gute Plattform schaffen kann, um auch wirklich längerfristige Engagements für Freelancer zu vermitteln. Wenn es um einen 30 Tage-Auftrag geht oder so. Es muss ja nicht nur ein Logo für 5 Dollar sein.
Vielleicht auch nicht nur Freelance, sondern vielleicht ist das auch noch viel weiter gegriffen.
Nachdem wir eben über LinkedIn und damit ja über Microsoft gesprochen haben, lass uns noch über einen anderen großen US-Konzern sprechen, über den wir auch in den letzten Monaten sehr häufig gesprochen haben und zwar über Disney. Wir haben ja gerade im letzten Jahr stark über Diney+ berichtet und darüber gesprochen, inwieweit so ein neuer Streaming Anbieter denn gegen die Etablierten dort bestehen kann. Und jetzt hat Disney beeindruckende Gewinne vorweisen können, besonders im vierten Quartal.
Ja und das dank dem Streaming Geschäft. Das Unternehmen, natürlich als Unterhaltungskonzern mit Parks, mit Kreuzfahrtschiffen und so weiter, ist eigentlich hart gebeutelt, hat echte Probleme, aber ist wieder zurück in der Gewinnzone. Und ja, Disney+ ist dafür der Grund, Disney+ selber gibt es glaub ich seit November 2019 und hat bereits 95 Millionen zahlende Nutzer. Netflix hat im Vergleich 204 Millionen zahlende Nutzer, ist aber natürlich auch viel länger im Geschäft und in mehr Ländern verbreitet. Also das ist schon echt extrem beeindruckend. Was man auch sagen muss, es ist ein bisschen dieser Schwenk Richtung Apple+, die jetzt zum dritten Mal dieses kostenlose Abo verlängert haben, weil Disney+ hat aufgeräumt. Und die Nutzerzahlen sind trotzdem gut, obwohl das vorher auch so ein Lockangebot war, aber die Nutzer sind geblieben.
Genau. Und obwohl diese Angebote zurückgefahren wurden, haben sie im vierten Quartal 21 Millionen Abbuchungen dazu gewonnen. Das ist beeindruckend. Gerade so im März, als die Pandemie losging, da ist Disney+ gestartet, ich glaube den Start haben sie damals noch vorgezogen. Und dann hat man im Mai noch darüber berichtet, dass der Gewinn um 90 Prozent eingebrochen ist und eigentlich der Streaming-Dienst oder der Boom beim den Streaming Anbietern generell nur ein Trostpflaster sein kann. Wie du ja auch sagst, die Themenparks sind geschlossen, Kreuzfahrten finden nicht statt, Kinos sind zu. Und jetzt hat sich das ein bisschen gewendet. Wir reden immer noch von Gewinneinbruch, aber man ist auf jeden Fall wieder in den positiven Zahlen.
Ja, die Aktie hat auch einen Höchststand, habe ich gesehen.
Genau. Die haben ja immerhin 24 Millionen Euro Gewinn erreicht, was wohl immer noch ein Einbruch ist. Denen ist es wirklich gelungen, durch das Streaming dann doch von dieser Krise irgendwie zu profitieren. Weil was passiert denn mit Disney, wenn die Pandemie vorbei ist? Die Themenparks öffnen wieder, die Kreuzfahrten finden statt, die Kinos finden statt. Also wir machen hier keine Aktienberatung, aber ich glaube das ist schon spannend, was dann passiert, wenn die wieder öffnen dürfen.
Und was ich besonders interessant fand, war, heute ist Dienstag, wo wir diese Folge aufnehmen und es ist heute so, dass heute ein neuer Bereich bei Disney+ veröffentlicht wird, und zwar ist das der Bereich Star und Disney+ war vorher ja eher für Familien mit Kindern. Also man hat das gesamte breite Disney Sortiment gehabt, vom Dschungelbuch bis Star Wars und heute eröffnet dieser neue Bereich, der tausende Filme vor allem eben auch für Erwachsene hat. Und da geht man jetzt wirklich auch gegen Netflix und Amazon mit an und hat entsprechenden Content. Es ist nämlich so, Disney hatte 2019 den Studios Giganten Twenty Century Fox gekauft und da liegen noch unglaublich viele Filme, wo sie jetzt eigentlich eine etablierte Abspielplattform für haben und auch die Möglichkeit haben, neuen Content in diesen Markt rein zu drücken, wo es momentan ja auch ein bisschen schwierig ist, neuen Content einfach zu haben, weil weniger produziert werden konnte, plus auch, dass sie richtig Gas geben wollen und auch Sachen selber produzieren wollen extra für diesen Bereich.
Wobei man auch mal sagen muss sie sind ja nicht. Es läuft ja auch alles unter dem Ableger von ESPN Hulu und die haben insgesamt ja 146 Millionen zahlende Kunden, also die haben ja noch deutlich mehr als Disney+. Also beeindruckend auf jeden Fall.
Und was ich auch noch ganz interessant finde, sie heben jetzt glaub ich auch die Tage über den Preis an. Ich glaube es werden jetzt 8,99 €, vorher waren es 6,99 €, was aber immer noch erheblich günstiger ist als Netflix. Netflix fängt mit 12,99 € an. Natürlich. Also das wird nochmal eine interessante Entwicklung. Ich kann mir schon vorstellen, dass die weiter aufholen. Ich würde sagen, ein Großer fehlt heute noch. Über einen haben wir heute noch nicht gesprochen, und zwar Amazon. Vielleicht schnell zum Abschluss noch, weil es war eine ganz interessante Meldung. In Deutschland haben wir natürlich große Herausforderungen mit der Impfstoffverteilung und in den USA stehen sie auch vor Problemen. Die impfen ganz gut weg, das bekommen wir mit, aber die haben auch Probleme mit der Verteilung und es war so, zum Amtsantritt von Biden hatte Amazon einen offenen Brief an Biden geschickt und ihm gesagt, dass sie ihn ganz gerne unterstützen wollen, innerhalb seiner ersten 100 Tage 100 Millionen Amerikaner zu impfen. Und da ist man jetzt in ernsthaften Gesprächen mit den Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley, inwieweit man da vielleicht enger zusammenarbeiten kann. In diesem Fall ist es die Logistik, aber man ist zum Beispiel auch im Gespräch mit AirBnb, AirBnB ist hat sich bereiterklärt, entsprechende Depots bereitzustellen für die Impfstoffe. Google hat sich bereiterklärt, Werbeflächen für die Impfkampagnen bereitzustellen. Es ist eigentlich interessant, weil vor der Wahl haben Biden und die Demokraten schon sehr stark gegen diese Tech-Krisen geschossen und auf Regulierung und Zahlung der Steuern gesetzt und so weiter. Und das ist jetzt nicht so, dass man sich da jetzt irgendwie vielleicht reinwaschen möchte, aber machen wir uns nichts vor, das können Amazon und Co einfach. Also wer kann denn besser Logistik als Amazon und auf diese zurückzugreifen, wie sinnvoll ist das? Ich hab’s jetzt auch mitbekommen, als in Texas der große Schneefall war, hat Amazon dort Wasser hin geliefert und mit riesigen LKWs verteilt.
Also die können das definitiv. Und ich glaube, wenn man da die Kräfte irgendwie bündelt, vorausgesetzt der Impfstoff ist da, dann ist das natürlich eine Wucht und man könnte ja auch glauben, dass eigentlich in Deutschland es kein Problem sein sollte, wenn der Impfstoff da ist, dass dann auch die Logistik funktioniert und dann auch wirklich im Sekundentakt die Impfspritzen gesetzt werden. Aber wenn ich dann höre, dass 1000 Dosen müssen vernichtet werden, weil die Kühlkette nicht eingehalten wurde, dann ist das gerade unter den Gesichtspunkten dessen, dass der Impfstoff nicht in breiter Masse verfügbar ist, ist dann echt schon ein Armutszeugnis. Weil man geglaubt hätte, Deutschland hat das irgendwie ganz gut im Griff. Und dann ist es natürlich super, wenn auf der einen Seite die Kampagnen gefahren werden, um die Bereitschaft zu schaffen, auch für alle Impfstoffe eine Bereitschaft zu schaffen und nicht nur für ein paar ausgewählte. Man stellt die Logistik bereit und so weiter und so fort. Ich will jetzt nicht unsere Bundesregierung zu stark kritisieren, aber wenn ich dann höre, dass im letzten Jahr eine Viertelmillion Euro an Influenza ausgegeben wurde für: “Wir bleiben zu Hause” und wenn da einmal im Gegenzug dann die Amerikaner ihre Werbe-Maschinerie anwerfen, das ist dann schon eine andere Schlagkraft.
Haben wir mit Cambridge Analytics gesehen, wie gut das klappt.
Also es hat nicht alles immer nur seine Vorteile. Aber auf der andern Seite geben wir irgendwie eine Viertelmillion aus.
Es ist einfach auf diese Ressourcen zurückzugreifen. Man muss sich das ja vor Augen halten, Amazon hat einfach die besten Mitarbeiter der Welt. Die haben alles Geld, was sie bräuchten. Sie haben die Infrastruktur und das ist bei den anderen Tech-Unternehmen genauso. Also das wird auch ganz gerne vergessen, aber Apple und Google, die das Contact Tracing stark nach vorne gebracht haben mit dem Standard, wer, wenn nicht diese Unternehmen sind eigentlich genau dafür prädestiniert?
Jetzt könnte man wieder argumentieren. Zu Beginn haben wir über Facebook und die Medienmacht gesprochen, dass die natürlich auch eine gewisse Macht haben. Also wahrscheinlich hätten Google und Apple gerade bei der App sich wahrscheinlich gar nicht rausreden können. Sie hätten es nicht nicht machen können, weil sie haben da eine Oligopol Stellung mit den beiden Betriebssystemen und deswegen waren sie wahrscheinlich gesellschaftlich dazu verpflichtet, es zu tun.
Aber dafür haben sie ganz schön Schläge nachher kassiert. Ich weiß noch, da gab es dann irgendwie so einen Brief, veröffentlicht auf LinkedIn von mehreren Köpfen: Macron, Dorothee Bär und Co., die nicht so zufrieden waren, wie Apple und Google da vorgegangen sind. Aber ich bin bei dir. Also die haben einfach den direkten Zugang. Hier gilt wieder, die Macht liegt im Device an dieser Stelle. Und wer wenn nicht die können das entsprechend anbieten?
Ja okay. Ich glaube das soll es mal gewesen sein für heute. Viele Themen, viele große Themen. Aber wie immer würde ich sagen: Lasst uns weiter in den LinkedIn und Facebook-Gruppen dazu diskutieren wenn Fragen sind. Anregungen zu weiteren Themen natürlich auch mal gerne. Und dann würde ich sagen, bis zum nächsten Mal!
Bis zum nächsten Mal, Tschüss!
Der Digitalisierungs-Crunch ist eine Produktion von 25R. Die Herren Karger und Kramer sind Gründer des erfolgreichen Beratungsunternehmens Liquam, aus dem 2020 die 25R Digital GmbH entsprang. 25R Digital steht für Veränderung und Digitalisierung. Wir liefern Inspirationen, Impulse, Wissen und Austausch für die Themen von morgen. Wir berichten über Trends und Entwicklungen und schaffen damit eine Bereitschaft für anstehende Veränderungen. Wir wollen Aufmerksamkeit für die Themen von morgen schaffen, befähigen und gemeinsam die digitale Transformation in der Gesellschaft vorantreiben. Lerne uns kennen unter 25r-digital.com.
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Sven Kramer (links) und Sebastian Karger (rechts)
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