Mit hanseatischer Zurückhaltung informieren, sortieren und ordnen wir mit unserem Meinungsbeitrag die aktuellen Entwicklungen in der Digitalisierung sowie Konzepte, Lösungen und Geschäftsmodelle.
„Windows fürs Auto“: Daimler-Chef sagt Google den Kampf an. Hoffentlich kommen während der Fahrt nicht zu viele Updates.
Facebook baut Plattform für Onlineshopping auf. Was ist die Motivation? Welchen Einfluss kann das auf den Handel nehmen?
Netflix wird inaktive Kundenaccounts löschen. Ist das nur Marketing oder gibt es noch andere Gründe?
Peloton: Remote Spinning und mehr. Ein klarer Profiteur der Krise.
Transkription
Windows fürs Auto
Sven
Willkommen zu Crunch von 25R – wir haben uns wieder aktuelle Themen angesehen – fangen wir an.
In unserem letzten Podcast haben wir über die Digitalisierung vom Autohandel gesprochen, da passt das erste Thema ganz gut. Das Handelsblatt hatte getitelt: „Windows fürs Auto“: Daimler-Chef sagt Google den Kampf an“
Sebastian, was steckt dahinter?
Sebastian
Ich glaube, das war auch das Zitat. “Windows fürs Auto”. Daimler plant wie alle anderen Autohersteller ein eigenes Betriebssystem aufzusetzen. Wir kennen das ja schon von BMW, VW, die ihr eigenes Betriebssystem aufsetzen. VW hat das schon im letzten Jahr initiiert, hat die Entwickler-Kapazitäten deutlich erhöht, bzw. hat angekündigt, die deutlich zu erhöhen, um ein Konzernweites einheitliches Betriebssystem herauszubringen, welches dann auch in allen Modellen in allen Marken des Konzerns betrieben werden soll.
Grundsätzlich ein ganz spannender Schritt. Ich glaube, “Windows fürs Auto” war auch tatsächlich das Zitat des Vorstandschefs. Darüber kann man ein bisschen schmunzeln. Vielleicht auch nicht ganz so glücklich gewählt, aber durchaus schon mal ein richtiger Schritt.
Sven
Ja, im Netz gab es ein bisschen Häme für diesen Titel. Da gab es einige Witze über Updates während der Fahrt oder Bluescreen oder die neue Windows CE-Klasse. Da klingt natürlich “Windows fürs Auto” jetzt nicht so wie die Kampfansage. Aber wie du eben auch meintest, das ganze Thema ist nicht so neu. VW hat bereits Anfang diesen Jahres mit dem Thema gestartet und hat seine VW.OS ins Leben gerufen. Bei Daimler ist es, glaube ich, die MB.OS , und die Überlegung, dass man neben der Hardware (also dem Auto) durch Software Geld verdienen kann, das ist natürlich nicht nur in dieser Branche so, sondern viele andere Branchen versuchen das auch schon länger. Zum Beispiel im Maschinenbau ist es so. Wobei man sagen muss natürlich gerade in der Autoindustrie, 17 Jahre nach der Gründung von Tesla, 8 Jahre ist es her, seitdem gibt es das Model S, Daimler hatte 2009 neun Prozent Aktienanteile an Tesla gehabt, hat die vor sechs Jahren verkauft – dass man über diesen Weg nachdenkt, das ist absolut nicht neu. Deswegen ist es eher überraschend, dass man das ganze Thema jetzt erst angeht. Das man sich jetzt aber so klar positioniert und sagt, man möchte das machen, das ist natürlich richtig. Man sieht auch, dass auch die Einbauraten Raten von der Mercedes Benz User Experience in den letzten Monaten sehr stark nachgefragt wurde. Jetzt muss man einfach nur mal schauen, dass auf diesem Betriebssystem nicht nur einfach irgendwelche Infotainment Dinge angeboten werden, sondern dass da schon ein gewisser visionärer Mehrwert vorhanden ist.
Sebastian
Die Systemlandschaft in den Fahrzeugen ist ja auch wirklich sehr heterogen, teilweise bei VW über 200 Hersteller sind dort im Einsatz und entwickeln Software für die Autos. In welchen Bereichen es eingesetzt wird, scheint nicht ganz klar zu sein. Was ich nicht ganz verstehe ist, wie man damit wirklich Geld verdienen möchte. Natürlich gibt es die Option, Umsatz mit Updates zu machen, was ja auch durchaus genannt wird im Handelsblatt-Artikel aber ich kann mir schwer vorstellen, dass das für die Kunden interessant ist.
Sven
Als Kunde würde ich es eigentlich erwarten von dem Autohersteller. Aber ich habe natürlich den Vorteil beim Gebrauchtwagen. Das Auto wird einmal gekauft mit einem gewissen Funktionsset und wenn ich es dann als Gebrauchtwagen kaufe, kann ich diese Funktion verändern, kann mir Zusatzfunktion dazu kaufen, die es vielleicht vorher nicht gab. Also muss man mal schauen, was da passiert. Vielleicht gibts da auch noch ein paar innovative Ideen, die wir aktuell noch nicht sehen?
Sebastian
Genau und die Frage ist, inwieweit die Kunden das akzeptieren, dass sie für Updates Geld bezahlen müssen oder dass sie sich über Apps mehr Reichweite für Elektrofahrzeuge kaufen können. Bleibt abzuwarten, ob das wirklich so akzeptiert wird. Andere Hersteller gehen einen anderen Weg, Volvo z.B. die auf Android setzen und sagen “Wir machen keine Eigenentwicklungen”.
Kann auch ein interessanter Schritt sein, zu sagen, man baut kein eigenes System, man geht auf Fremdanbieter zu. Begibt sich dazu in eine gewisse Abhängigkeit hinein, und man hat das halt nicht selber in der Hand. Es ist ja auch das, was viele bei Tesla stark loben, dass sie stark vertikalisieren und alles selber machen, dass sie ihre eigenen Chipsätze haben, ihre eigene Software haben. Aber andere sagen halt: nein, wir gehen einen anderen Weg und setzen auf Fremdsoftware.
Sven
Gerade bei Daimler war das auch in dem Interview ein Thema, das man gesagt hat. Okay, man ist für Kooperationen mit Konzernen wie Google oder Apple schon offen. Aber, Zitat: „Die Schnittstelle zum Kunden besetzen ultimativ wir. Wir übergeben anderen doch kein mechanisches Gerät, das Sie dann digital ausschlachten können.“ – Das ist natürlich ein Wording, was gut funktioniert wenn man auf die bösen US-Tech Firmen verweisen will. Aber grundsätzlich muss ich natürlich schauen, was erwarten meine Kunden, was für Devices verwenden meine Kunden. Aktuell ist es bei BMW zum Beispiel so, dass wenn ich Apple CarPlay nutzen möchte, muss ich 300 Euro für die Vorbereitung bezahlen. Bei Daimler sind es 357 Euro. Also nur, damit ich mein eigenes Device auf dem Gerät mit nutzen kann. Das werden die Kunden lange nicht gut finden.
Sebastian
Die Timeline dahinter finde ich auch noch spannend. Angekündigt ist, dass es bei Daimler in allen Fahrzeugen bis 2025 ausgerollt sein soll. Das ist auch Deckungsgleich mit dem was VW plant, Konzernweit auf allen Marken bis 2025 auszurollen, ist natürlich, da sich noch einmal fünf Jahre für Zeit zu lassen, so einen wichtigen Schritt, auch eine wichtige Veränderung nochmal zu gehen, ist schon recht spät, jetzt noch mal fünf Jahre obendrauf, bis das halt mal konzernweit ausgerollt ist und was ich dann auch noch schwer finde, ist wie der Fokus gesetzt wird. Mercedes setzt es zuerst in der S-Klasse ein, da soll es dieses Jahr auch schon in Teilen kommen. Damit bedient man jetzt nicht unbedingt ein Produkt für den Massenmarkt. Es ist ein exklusives Produkt und die Frage, ob man damit die hohe Schlagkraft erreichen kann und ob es da nicht sinnvoller wäre zu sagen, Ich setze daher auf eine A-Klasse und bringe es einfach deutlich schneller in eine deutlich höhere Menge an Autos rein.
Sven
Ja, da bin ich bie Dir. Ich glaube, eine der größten Herausforderungen bei dem ganzen Vorhaben ist noch der Zugriff auf die Software-Entwickler. Denn ich brauche hier eine unglaublich große Anzahl an Mitarbeitern, die hier Experten sind und die erst einmal aufzubauen. Das wird schon Herausforderung werden.
Facebook baut Plattform für Onlineshopping auf
Sebastian
Lass uns vielleicht einmal auf das nächste Thema schauen: Facebook Shopping. Da hat sich einiges getan.
Sven
Ja, eigentlich war das Thema ja schon weit überfällig. Damit hat man schon lange gerechnet, dass Facebook sich in diese Richtung öffnet, das man auch über Facebooks Plattformen – also nicht nur Facebook, sondern auch Instagram oder WhatsApp, dass man dort richtig online shoppen kann.
Sebastian
Wenn ich es recht verstanden habe, ist es beschleunigt worden durch Corona, diese Entwicklung. Dass diese Funktionalität geschaffen wird. Grundsätzlich will man damit Händlern die Möglichkeit bieten, ohne eine Shop Lösung direkt in Facebook oder in anderen Facebook Produkten, Produkte anzubieten. Facebook möchte das Ganze auch kostenlos anbieten, möchte nur im Bereich Payment eine Gebühr erheben, die aber nur dazu dienen soll, das Ganze kostendeckend anzubieten.
Sven
Dazu vielleicht zwei Themen. Ich finde es bzgl. Payment ganz interessant, dass wen man eine Kreditkarte bei Facebook hinterlegt hat, kann man direkt über Facebook bezahlen, was man dort gekauft hat.
Sebastian
Aber noch nicht über Libra, oder?
Sven
Nein, noch nicht über Libra – das könnte auch noch ein bisschen dauern.
Darüber hinausgehend ist es auch so, dass diese Plattform so genutzt werden kann, dass ich zum Beispiel auch via WhatsApp oder Instagram-Chat kann ich dann zum Beispiel mit dem Shop Anbieter auch direkt in einen Kontakt und Austausch gehen, was natürlich sehr hilfreich und praktisch ist. Es ist so, dass natürlich auch Facebook in einer Corona Krise festgestellt hat, dass sie Probleme hatten mit dem Verkauf ihrer Werbeanzeigen, und viele kleine Anbieter standen vor dem Aus, was natürlich auch wieder schlecht für das Werbegeschäft von Facebook war. Deswegen hat man natürlich dadurch, dass man jetzt sagen Okay, wir bieten unseren Händlern an, bei uns eigene Online-Shops bereitzustellen. Eine Möglichkeit gegeben, auch den eigenen Werbemarkt wieder anzukurbeln.
Sebastian
Und ich glaube, dass war die größte Motivation, dass man auf das Geschäftsmodell, dass man sowieso hinter Facebook Shopping sieht, die Werbung ankurbeln kann, weil nur darüber möchte Facebook das Thema Shopping monetarisieren. Sonst sind sie nur kostendeckend bei den Gebühren die sie erheben im Bereich Payment. Damit wollen sie das Werbegeschäft ankurbeln, was durch Corona ein bisschen strauchelt. Aber das ist halt das, womit sie da langfristig Geld verdienen wollen.
Sven
Ja und darüber hinaus eben auch die Daten. Mark Zuckerberg sagt selber auch ganz offen, dass es darum geht, Daten zu erheben. Das Facebook herausfindet, mit welchen Shops interagiert zum Beispiel ein Nutzer? An welchen Produkten sind die Nutzer interessiert? Was wird gekauft? Das ist natürlich total spannend für Facebook. Sich neben den Informationen, die ich sowieso schon über die Nutzer habe, sehr viele Informationen zusammen sammel, die ja sonst auf Amazon und Co. stattfinden.
Sebastian
Richtet sich das denn eher an kleinere Händler?
Sven
So habe ich es verstanden.
Sebastian
Da finde ich steckt eine gewisse Brisanz in dem Thema drin. Wir haben das eigentlich, wenn wir einige Jahre zurück gehen, schon mal gesehen bei Amazon und dem Marketplace. Amazon hat den Marketplace eröffnet, hat sich dort an Händler gewandt. Und Händler sind teilweise abhängig geworden von Amazon, weil sie nirgendwo anders mehr Produkte verkaufen können. Es gibt Händler, die auf diesem ökosystem eigentlich geworden sind. Ohne Amazon würde sie eigentlich gar nicht mehr geben. Und viele Händler, die heute sagen, wir wollen Online-Business aufbauen, kommen gar nicht an einem Amazon Marketplace vorbei. Und hier erleben wir das Gleiche jetzt nur an einer auf einer anderen Stufe. Während die kleineren Händler bisher vielleicht nicht unbedingt bei Amazon waren, haben wir eigentlich hier das gleiche Phänomen wie gerade bei Amazon. Diese kleinen stationären Händler würden gar nicht bei Amazon verkaufen. Das haben sie bisher nicht gemacht. Und jetzt haben wir eine neue Stufe, wo es noch einfacher ist. Es wird noch einfacher, Produkte anzubieten. Es ist günstiger, die Produkte anzubieten. Ich muss bei Werbeanzeigen schalten, aber ich habe keine Verkaufsgebühren mehr. Heißt, ich nehme eigentlich eine Zielgruppe, die ja sowieso und nicht nur wegen Corona sehr strauchelt. Und die werden jetzt noch abhängiger von Facebook und allgemein dem GAFA Monopol. Und haben hier eigentlich eine neue Stufe der Abhängigkeit. Vorher waren es die mittleren Händler, die bei Amazon verkauft haben, die vielleicht groß geworden sind oder auch große Händler die bei Amazon verkaufen. Jetzt nehmen wir die Kleinen, die werden nicht von Amazon abhängig, sondern sie werden jetzt von Facebook abhängig.
Sven
Ich bin ich absolut deiner Meinung! Ich habe natürlich als kleiner Händler die Möglichkeit, direkt an eine unglaublich hohe Anzahl an potenziellen Kunden zu kommen. Aktuell spricht man von 2,6 Milliarden Nutzern von Facebook. Ich hab so ein bisschen die Sorge, dass Facebook dann im Vergleich mit Amazon zu einem Ebay wird. Also wenn ich jetzt sage, ich mache es dort vielen kleinen Händlern sehr einfach, dort anzubieten, sind vielleicht auch nicht so die hochpreisigen Produkte, dann unterteilt sich das vielleicht nachher, dass sich bestimmte größere Marken und bestimmte Produkte halt eher auf Amazon finde und andere, vielleicht ein bisschen Ebay-like auf Facebook. Müssen wir abwarten.
Ich würde sagen, der Schritt war weit überfällig. Hätte man schon viel länger mit ihm rechnen können, gerade wenn man nach China guckt, wohin diese Art von Social-Shopping ein absolutes Riesenthema ist, deswegen eigentlich Facebook mal wieder zu spät dran gewesen. Bin dann auch gespannt, wie sie das irgendwie schick nachher in ihre Oberfläche integrieren wollen. Dass das dann irgendwie ansprechend ist und ich die Produkt-Details gut mitbekomme.
Sebastian
Aber es wird voraussichtlich wieder mal eine Entwicklung beschleunigen und jetzt halt nicht unbedingt auf stationäre Händler und damit auch verbunden die Innenstädte einzahlen, dass die sich Irgendwie ein Stück weit retten können, sondern wahrscheinlich es in die andere Richtung geht.
Sven
Wir behalten das im Auge und schauen mal ob wir neue Zahlen in den nächsten Monaten bekommen und wie sich das ganze Thema entwickelt.
Netflix löscht inaktive Konten
Sven
In der Zwischenzeit gab es eine Schlagzeile, ganz interessant und natürlich sehr Werbeträchtig für Netflix: “Netflix löscht inaktive Konten.” Warum sollte Netflix sowas machen?
Sebastian
Die offizielle Meinung ist, dass Netflix ihre Kunden jetzt gerade in der Corona-Zeit schützen wollen und nicht noch mehr Geld ausgeben und wollen da glaube ich einfach fair sein. Das ist die offizielle Botschaft dahinter. Klingt ja fair, ist es in meinen Augen auch. Ich fand es medial ein bisschen fragwürdig, Mal wieder. Weil viele Schlagzeilen so lauteten, dass Einfach nur gesagt wurde “Netflix löscht Konten” das ist glaube ich, ein bisschen kurz gedacht. Hier werden nicht einfach nur Konten gelöscht, irgendwer mit ausgesperrt oder so. Sondern es geht um inaktive Konten, die zehn oder zwölf Monate nicht genutzt wurden. Die bekommen jetzt hat eine Email, können darauf nochmal reagieren und Ihren Account reaktivieren. Machen Sie das in einer gewissen Zeit nicht, dann würde das Konto gelöscht werden und der Kunde auch nicht mehr zahlen. Es ist nicht so, dass sie einfach etwas gelöscht wird, sondern die offizielle Aussage von Netflix ist: Sie wollen, dass Ihre Kunden nicht für etwas zahlen, was Sie nicht in Anspruch nehmen.
Sven
So habe ich das auch verstanden. Wahrscheinlich passt das momentan auch ganz gut zu dieser Corona-Krise. Grundsätzlich hat Netflix eine unglaublich hohe Nachfrage. Aktuell haben sie zum Ende des ersten Quartals 183 Millionen Abonnenten. Und es ist ja schon so, dass aufgrund der Corona Krise viele ihre Ausgaben überdenken. Es gibt natürlich auch sehr viele Streaming-Anbieter und dass Kunden sich darüber Gedanken machen Wo gebe ich mein Geld aus? Wo macht es Sinn? Wenn ich dann dem Kunden suggeriere: Wenn du mich nicht benutzt, dann musst du auch nichts bezahlen. Dann wäre Netflix vielleicht auch nicht der Erste, den ich aktiv kündige. Plus dazu, diese inaktiven Kunden: Man muss auch sagen, man spricht da von ungefähr 0,5 Prozent.
Sebastian
Was aber schon im Millionenbereich wäre.
Sven
Ja, aber am Gesamtumsatz sind 0,5 Prozent jetzt nicht so viel. Ich hatte in dem Zuge darüber nachgedacht, ob das nicht ein strategisch schlauer Zug von Netflix war, die natürlich auch die Wettbewerber wie Disney Plus oder Apple TVPlus damit unter Druck setzen. Die müssen vielleicht nachziehen und gerade diesen neuen Anbieter, die ja noch gar nicht lange am Markt sind und vielleicht darauf hoffen, dass wie beim Fitnessstudio sich das Abonnement einfach verlängert. Für die wäre es natürlich schlecht, so ein Angebot momentan zu machen.
Sebastian
Generell kann man sagen, Ganz kluger Marketing-Move, wird ihnen mit Sicherheit helfen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Motivation dann doch noch ein bisschen tiefer geht. Denn wenn man sich mal überlegt, wie solche Unternehmen bewertet werden, Auch Netflix ist ein börsennotiertes Unternehmen, man geht ja viel auf Daily Active User und man differenziert ja sehr sehr stark zwischen den Usern, die zwar auf dem Papier vorhanden sind, aber es dann doch nicht nutzen. Und wenn man mal überlegt. Bisher ist es nicht gekommen und wird ja auch immer wieder verneint, dass Werbung kommen soll. Aber generell hat Netflix eine relativ hohe Reichweite, und man könnte jetzt auch mutmaßen, dass es auch ein Move in die Richtung sein könnte, dass man seine User-Zahl bereinigen möchte, dass man sich durch diese Maßnahmen gar nicht erst in die Situation bringt, dass man den Vorwurf erhält, man hätte User, die es gar nicht nutzen, oder man würde das künstlich aufpusten. Sondern so könnten sie wirklich sagen: Nein, wir haben wirklich nur User, die regelmäßig, nicht unbedingt täglich, aber regelmäßig aktiv sind. Was bei der Bewertung des Unternehmens hilft, was aber auch bei der Einführung von Werbung helfen könnte. Wir haben hier 183 Millionen Benutzer und das sind nicht nur Benutzer die irgendwann mal online waren, sondern regelmäßig online sind.
Sven
Ein gutes Argument. Vielleicht abschließend, wir haben mal mit einer Agentur zusammengearbeitet. Die hatten einen Kunden, wo sie den Auftrag bekommen haben, gerade das Austreten aus Mitgliedschaften sehr, sehr einfach zu machen. Dabei ging es nicht um Xing. (Ich glaube, wer da mal raus wollte, weiss wie kompliziert das ist) Es ging um einen Kunden, der das aktiv sein Mitglieder anbieten wollte. Und das hat sich sehr positiv für die Kunden ausgezahlt. Die Kunden fanden das so gut, dass sie gesehen haben, ganz einfach wieder raus.
Sebastian
Jetzt komme ich nicht nur einfach raus sondern werde auch noch aktiv “rausgeschmissen”.
Erfolgreich in der Coronakrise: Peloton
Sven
Ein weiterer Gewinner der Coronakrise: Peloton
Sebastian
Genau, ein Anbieter für Remote-Sport, die auf der einen Seite die erforderliche Hardware für den Sport anbieten, aber auch den Content und das Ganze virtuell machen. Dass ich ein Trainer dabei habe, der Zugeschaltet wird, das ich das ganze mit Mitstreitern mache, wo man sich gegenseitig anfeuern und wetteifern kann. Aktuell stark fokussiert auf das Thema Spinning. Ich kann mir ein Fahrrad dort bestellen. Es ist nicht ganz günstig und kann dann zu Hause an unterschiedlichen Sessions und Trainings teilnehmen. Habe einen Trainer dabei, habe Mitstreiter dabei. Das ganze auch Weltweit, es ist also nicht nur fokussiert, dass ich es in München oder so sondern der Trainer sitzt irgendwo. Die aktuellen Zahlen gehen da gerade ganz gut durch die Decke.
Sven
Ja, ganz beeindruckend die aktuellen Zahlen. Noch Ende letzten Jahres war es so, dass Peloton noch etwas negativ aufgefallen ist mit ihrem Werbespot und dem Peloton-Wife, hat sich dann aber durch die Coronakrise unglaublich stark hervorgetan. Das Unternehmen gibt es seit acht Jahren, ich glaube es war eine Kickstarter-Kampagne damals, 2013. Du hast es selber angesprochen, Peloton bietet Fahrrad-Ergometer an, unter anderem mittlerweile auch Laufbänder. Und, kommen wir vielleicht bald noch mal drauf, die Peloton Digital App (das ist vielleicht ein ganz interessantes Thema), und ich kann dort einfach mit dem Fahrrad-Ergometer oder mit dem Laufband trainieren. Und parallel auf einem Monitor trainiere ich mit anderen zusammen. Virtuell, wie du es gerade gesagt hast. Dieses Training findet täglich statt, wird in den eigenen Studios von Peloton in New York aufgenommen. Und diese Trainer sind mittlerweile so beliebt wie Instagram Influencer. Und es war so, dass während der Coronazeit es in einem Studio in New York einen Corona-Fall gegeben hat und dann haben die Trainer von Zuhause das Training weiterhin angeboten. Und das hat dazu geführt, dass das ganze Thema noch echter, noch authentischer war und noch stärker nachgefragt wurde. So haben Sie es hinbekommen, vor ein paar Wochen die größte Live Session die Peloton jemals hatte abzuhalten, mit 23 000 Teilnehmern gleichzeitig. Ende Mai gab es dann zum ersten Mal auf ESPN eine einstündige Live Trainings-Session. Eine Art Dauerwerbesendung für Peloton – aber unglaublich erfolgreich. Die Bewertung liegt aktuell bei 14 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen.
Sebastian
Wobei auch wirklich beeindruckend, wenn man mal auf die Zahlen schaut, was das Ganze kostet. 2200-2300 Euro für das Fahrrad in Deutschland, was wohl sehr hochwertig ist…
Sven
…über 4.000 Euro für das Laufband…
Sebastian
Was auch alles gut und einfach zu installieren ist. Dazu kommen 39 Euro monatlich, was ja schon fast teurer ist als die meisten Fitnessstudios, ist ganz interessant, dass man dann doch mit so hochpreisigen Produkten durchkommt und Du hast gerade die Bewertung angesprochen, die Entwicklung die natürlich sehr Corona getrieben ist aber, wir haben ein 52 Wochen Tief das bei ungefähr 15 Euro pro Aktie liegt und mittlerweile sind sie bei 42 Euro, also auch dort fast eine Verdreifachung hingelegt innerhalb der 52 Wochen. Das ist Beeindruckend was die da machen.
Sven
Du hast es gerade angesprochen, die teure Hardware, da haben sie jetzt etwas drauf gesetzt, und zwar diese Peloton digital App. Und ich kann eben auch ein Trainings-Kursen nur über diese App teilen. Du kannst dann einfach mit deinem Smartphone oder mit einem Tablet. Und jetzt ich seit einer Woche auch via Apple TV direkt an Trainings Kurs teilnehmen. Das ist total interessant: Ich habe eine Marke aufgebaut, mit einem bestimmten Image, hochpreisigen Produkten – sagen wir mal so eine Art Tesla. Und biete jetzt diese App an, die jeder nutzen kann.
Sebastian
Das ist ja auch das, was jetzt in den letzten Monaten ja eigentlich fast jeder örtliche Sportverein versucht hat, anzubieten. Aber dass man hier gleich eine viel größere Reichweite hat, was auch dort eine gewisse Herausforderung ist. Die örtlichen Sportvereine versuchen sich gerade zunehmend zu digitalisieren und irgendwie ihre Mitglieder zu erreichen. Da muss man sich die Frage stellen, geht das Mitglied nicht eher zu Peloton später anstelle zum örtlichen Sportverein?
Wir müssen das beobachten. Was bleibt uns noch nach Corona? Welche Entwicklung bleibt bestehen? Was verlangsamt sich? Was geht wieder weg? Bleibt Peloton auf dem Niveau, bleiben die Streaming-Anbieter auf dem Niveau. Das müssen wir beobachten.
Bevor wir jetzt zum Ende kommen. Vielen Dank für das Feedback was wir zu den letzten Crunch Sessions bekommen haben und auch zu den Themenvorschlägen die wir dort erhalten haben. Ich möchte in dem Zuge noch einmal darauf hinweisen, wir haben auch unsere Facebook und LinkedIn Gruppen, wo wir die Themen auch weiter diskutieren können. Kommt gerne in die Gruppen. Lasst uns über die Themen diskutieren. Wir sind für heute erst einmal fertig.
Ab sofort findest Du alle Themen rund um die Digitalisierung unter https://www.liquam.com/news/ und in unserem neuen Podcast „Schlaflos dank Seattle” sprechen wir über aktuelle Entwicklungen und mögliche Bedrohungsszenarien, die CEOs auf der Agenda haben sollten.
Weitere Informationen zu unserer Podcast-Produktion findest Du unter http://25r-media.com/