Mit hanseatischer Zurückhaltung, einem kritischen Blick und einer klaren Meinung, informieren, sortieren und ordnen die beiden Digital-Experten mit ihrem Meinungsbeitrag die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung und das Leben und Arbeiten von morgen. Ein Podcast mit Sven Kramer und Sebastian Karger - Jetzt reinhören!
Amazon setzt auf selbstfahrende LKW und kooperiert dafür mit dem Startup Plus. Mit dem innovativen System sollen im ersten Step rund 1000 Lastwagen aufgerüstet werden. Vor welchen Herausforderungen steht Amazon bei diesem Projekt und welchen Impact gibt kurz- und langfristig für das Unternehmen? An welchen weiteren Unternehmen hat sich Amazon im Bereich autonomes Fahren noch beteiligt?
Amazon kauft die amerikanische Messengerplattform Wickr. Welche Strategie steckt hinter dem Kauf? Werden Messengerdienste unterschätzt?
In China gewinnt das Thema Community Group Shopping immer mehr an Bedeutung. Unternehmen wie Pinduoduo bieten Gruppeneinkäufe für Endkunden inzwischen regulär an. Könnte der Trend auch in Deutschland ankommen? Welches Potenzial hat der Gruppeneinkauf für Kunden und Verkäufer? Welche wirtschaftlichen Aspekte gibt es? Wird man in China regulierend in das Group Buying eingreifen?
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Herzlich willkommen zum Digitalisierungs Crunch von 25R mit Sven Kramer und Sebastian Karger. Mit hanseatischer Zurückhaltung, einem kritischen Blick und einer klaren Meinung. Informieren, sortieren und bewerten die beiden Digital Experten die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung. Und jetzt viel Spaß!
Amazon bestellt 1000 Systeme zur Umrüstung von Sattelzug-LKWs auf selbstfahrende LKW
00:00:32
Sven
Man nimmt aktuell regelrecht einen Run auf Lagerautomatisierung bei vielen Unternehmen wahr und man hat das Gefühl die Automatisierung, gerade im Bereich Lager wird immer weiter vorangetrieben. Und richtig gut da drin ist natürlich auch bekannterweise Amazon, und nicht nur im Bereich Lager, sondern auch im Bereich Logistik versuchen sie schon seit vielen Jahren die Automatisierung voranzubringen und haben jetzt einen weiteren Schritt gemacht.
Sebastian
Grundsätzlich kann man glaube ich sagen, wie du ja sagst, viele Unternehmen setzen darauf, dass Logistik günstig sein muss und funktionieren muss und jetzt hat Amazon wieder den nächsten Schritt genommen und während sich viele Unternehmen auf das ganze Thema selbstfahrenden Fahrzeuge, egal ob des PKW oder LKW stürzen, hat Amazon jetzt tausend Systeme für die Umrüstung von Sattelzug LKWs gekauft. Sie wollen ganz klassische LKWs umrüsten auf selbstfahrende LKWs und haben sich da bei einem Startup bedient und haben tausend dieser Systeme, was ja recht viel ist, gekauft um ihre bestehenden LKWs umzurüsten.
Sven
Ja, dieses Startup von dem du sprichst heißt “Plus” und kooperiert auch mit dem Hersteller Iveco. Und die versprechen Sattelschlepper, die rund 1500 Kilometer pro Tag automatisch zurücklegen können und was ich so interessant fand… Wir hatten im Vorfeld kurz darüber gesprochen, es geht nicht darum, fertige Sattelschlepper zu kaufen, die diese Technologie in sich haben, sondern sie kaufen tausend Systeme, die das können.
Sebastian
Genau. Den LKW kann man dann aufrüsten mit diesem System und das finde ich ja schon ein bisschen seltsam, weil viele Unternehmen haben ja schon die Herausforderungen mit selbstfahrenden Fahrzeugen überhaupt ein komplettes Fahrzeug zu bauen. Also sei es ein Tesla oder oder ähnliches. Und jetzt hast du so eine Art Blackbox, die du dir kaufst, diese einbaust und die dann nahezu mit jedem LKW zurechtkommen muss. Also der Hersteller oder dieses Startup, was die Systeme zur Verfügung stellt hat keinen Einfluss auf die andere Hardware in dem Fahrzeug, also auf den Motor usw. und muss das alles fremd steuern. Da sehe ich schon eine Herausforderung und es ist sehr bemerkenswert, dass das klappt, wobei es auch wieder die Frage ist, inwieweit das eine Wette ist. Ich hatte mitbekommen, dass Amazon sich hier auch eine Option gesichert hat auf Anteile, dass die eventuell ein Fünftel übernehmen können. Und wahrscheinlich ist es von Amazon der Wette, wenn es funktioniert ist das super und sonst haben die tausend Systeme gekauft hat, die es wert sind. Aber grundsätzlich halte ich das für sehr interessant, wenn es funktioniert. Ich glaube, dass bei selbstfahrenden LKWs, dass die Wirkung bzw der Impact, den das hätte, noch sehr stark unterschätzt wird und wir haben enorm viele Fahrzeuge auf der Straße, die man damit ausrüsten könnte.
Sven
Ja, ich finde grundsätzlich, man hat das Gefühl LKW sind die SMS auf der Straße. Also eine total veraltete Technologie um Waren von einem Punkt zum anderen zu transportieren. Und ich denke auch das ist etwas, wo wir noch extrem viel heben können. Wir wissen von anderen Kunden, die wir auch haben, dass gerade Fahrer zu finden, sagen wir mal, das eine Thema ist, dass man einen LKW braucht, um Ware von A nach B zu bringen, um überhaupt diese LKWs betreiben zu können. Und wenn die da das noch hoch automatisieren, wäre es natürlich noch größer.
Sebastian
Es gibt ja einen Haufen Modelle dort in dem Bereich. Auch dieses Thema, dass die LKW sich aneinanderreihen und dann jeden Tag fahren, aber noch mit einem Fahrer dabei. Das wird von vielen Logistikunternehmen links liegen gelassen dieses Thema, weil das in deren Augen nichts bringt. Und da ist wahrscheinlich auch das größte Problem der Fahrer, weil in dem Moment muss noch ein Fahrer da sitzen und dann haben wir Fahrermangel und der Fahrer ist ziemlich gelangweilt, der eigentlich ganz gerne im Getriebe rum rühren möchte und fahren möchte, sitzt dort und liest nebenbei Zeitung, das scheint da eine gewisse Herausforderung zu sein. Also es heißt, selbstfahrende LKW sind tatsächlich dann wahrscheinlich die Lösung. Also es muss eine Komplettlösung her, die Auswirkungen sind einfach enorm.
Sven
Ich glaube auch. Das Interessante ist, diesen Bedarf, um dass man da etwas tun möchte, den gibt es schon seit vielen Jahren. Da gibt’s auch einige andere Unternehmen, die es auch in der Vergangenheit schon mit Amazon versucht haben, da eine Lösung zu finden, aber so richtig geschafft hat man es einfach noch nicht. Im Januar 2019 hatte Daimler selber bekanntgegeben, dass sie eine halbe Milliarde Euro investieren wollen, genau in dieses Thema, um hoch automatisierte LKWs auf die Straße zu bringen. Das war im Januar 2019, als sie das in Las Vegas auf der CES bekanntgegeben haben, und da haben sie sich selber einen Horizont von zehn Jahren gegeben, um das zu schaffen. Man muss natürlich sagen, dass Amazon auch über ein Know how über Daten verfügt. Ich muss ja diese selbstfahrenden Autos auch entsprechend trainieren. Da verfügt natürlich Amazon über extrem viele Daten und auch mit ABS im Hintergrund über Möglichkeiten, diese Daten auszuwerten. Amazon selber macht ja in dem Bereich selbstfahrende Fahrzeuge schon ganz, ganz viel. Ob es dieser Robo Taxi Entwickler ZOX ist, den sie gekauft hatten im Juni 2020 für 1,2 Milliarden, womit sie so Safe Driving Taxis anbieten wollen und Alphabet Konkurrenz machen wollen oder dass sie auch Reviewen für 700 Millionen gekauft oder diese unterstützt haben. Die bauen elektrische Vans, das ist so ein bisschen im Rahmen von dieser klimafreundlicher Zeit, die Amazon stark im Marketing nutzt. Amazon möchte 100000 elektrische Vans kaufen. Ich hatte jetzt bei Twitter auch Fotos von der Flotte gesehen. Das funktioniert so, also sie sind in diesen ganzen Bereich “Wie kann ich die Logistik noch besser unterstützen?” extrem aktiv.
Sebastian
Ja, das ist ja auch ein Riesenthema für Amazon. Also es ist wahrscheinlich das Schlüsselthema. Nicht umsonst haben die eine eigene Fracht Flugzeug Flotte. Also für die ist einfach Logistik das A und O, das muss funktionieren und deswegen durchaus nachvollziehbar, dass sie in diese Bereiche stark investieren. Und es ist auch, glaube ich dieser Faktor Fahrer oder dieser Faktor LKW, das ist auch glaube ich ein Pain Point, den nicht nur Amazon, sondern einfach viele haben. Das heißt, wenn Amazon es schaffen sollte, mit vielleicht sogar Anteilen an dem Unternehmen dieses Problem irgendwie zu lösen, dass man keine Fahrer findet ist ja nur ein Problem, die Lenkzeiten sind das nächste Problem. Dann kloppt sich an dem Lagertor der Fahrer mit dem Lager Meister, damit er seine LKW schneller belädt, also das sind unheimlich viele Herausforderungen. Wir haben ja gerade in der Logistik, im Lager, an der Rampe, da ist ja schon viel Automatisierung dabei. Auch das Thema, dass der LKW abends nicht mehr entladen kann, weil er zu spät ankommt an der Lagerhalle…also ich glaube, man würde richtig viele Probleme damit lösen. Und wenn wir dann auch tatsächlich über 1500 Kilometer am Tag sprechen, die der LKW damit zurücklegen könnte und nochmal die Ladezeiten davon abziehen, dann ist der rund um die Uhr im Einsatz.
Sven
Und ich glaube, diese Komplexität ist enorm. Wenn dieser LKW, gerade wenn man an Amerika denkt, wenn der irgendwie mehrere hundert Meter auf einer Interstate zurücklegt, hat das ja auch ganz andere Anforderungen an dieses autonome Fahren, als wenn ich irgendwie im Stadtverkehr einen Tesla steuern muss. Wenn ein Großteil davon z. B. lange gerade Strecken sind, wo er einfach nur die rechte Spur halten muss, ist da wahrscheinlich ein bisschen mehr möglich.
Sebastian
Wobei ich nicht gelesen habe, ob sie tatsächlich schon auf den Fahrer verzichten würden, also ob sie die wirklich schon komplett weglassen würden, ob die komplett autark fahren. Das ist wahrscheinlich so ein Zulassungs Thema. Aber es wäre definitiv ein riesen Impact und wahrscheinlich ist es der Problemlöser oder der des Unternehmens. Was die Lösung zur Verfügung stellt ist dann eben nicht Amazon. Auch das ist überraschend, aber wahrscheinlich ist das der größte Kunde Kunde für das Startup und wenn Amazon sich da auch die Anteile sichert, dann ist es dann doch mal wieder eben nicht ein klassisches Logistikunternehmen oder Technologieunternehmen, das das Problem löst, sondern das Unternehmen, das das Problem hat. Also in dem Fall löst Amazon das Problem und nimmt den anderen wieder die Butter vom Brot.
Sven
Ja, richtig, genau. Man muss aber auch sagen, sie investieren da verdammt viel, sie sind schon lange dran, haben in unterschiedliche Startups investiert. Das heißt, sie erkennen da drin so einen großen Impact und sind auch bereit, sehr viel Geld zu investieren, in der Hoffnung, dass sie später dann ihr Problem, das sie selber haben, irgendwie in den Griff zu bekommen. Ich hatte in dem Zuge auch noch gesehen, dass Amazon sich auch an dem Unternehmen Aurora beteiligt hatte mit 530 Millionen. Uber hat sich ja auch selber über Jahre zu diesem autonomen Fahren entwickelt. Die haben über zwei Milliarden Dollar dort versenkt und haben es nicht hinbekommen und haben auch irgendwann gesagt, dass sie es nicht schaffen und sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müssen. Und sie haben diese Sparte von Uber an Aurora verkauft, wobei man sagen muss, sie haben noch etwas draufgelegt, weil sie für 400 Millionen Dollar dann noch Anteile an Aurora gekauft haben, um selber noch einen strategischen Partner zu haben und Zugang weiterhin zu dieser Technologie zu haben. Aber auch da ist Amazon mit dran beteiligt und man merkt einfach, dieses ganze Thema ist so unglaublich schwierig und komplex. Und ganz passend dazu hatte ich gestern Abend durch Zufall gesehen, dass Elon Musk am 3. Juli hat einen Tweet abgesetzt hat, weil ja auch Tesla eigentlich schon seit Jahren, seit 2018/2019 immer wieder angekündigt hat, dass sie das autonome Fahren nach vorne bringen wollen. Und er schrieb in diesem Tweet “Generell das Autonome Fahren ist ein schwieriges Problem und er hätte selber nicht gedacht, dass es so schwer ist. Aber die Schwierigkeiten sind im Nachhinein offensichtlich.” Also selbst dieses Unternehmen, das seit vielen Jahren daran arbeitet, verzweifelt ein bisschen.
00:00:26
Amazon kauft Wickr. Eine Chat App, die von vielen US Behörden verwendet wird.
Sebastian
Ein weiteres Amazon Thema, über das ich gestolpert bin ist Wickr, das ist eine Chat App, die Amazon jetzt gekauft hat. Und das interessante ist dabei finde ich, dass es eine Chat App ist, die von vielen US-Behörden eingesetzt wird.
Sven
Vielleicht ist Chat App auch zu wenig. Ich glaube, dass das ganze Thema noch größer ist. Sie verstehen sich als eine verschlüsselte Messenger Plattform und da steckt ein bisschen mehr drin. Also ist es so, dass ist eine Mischung aus Cloud Speicher und Messenger ist und man kann Videokonferenz darüber machen und man hat verschlüsseltes Screen Sharing. Also da steckt ja ganz viel drin und das ist alles dann auch noch in einer Cloud.
Sebastian
Genau. Was ich ganz spannend finde. Gut, dass du das sagst, Chat App ist ein bisschen wenig und das hat man ja eigentlich bei vielen Anwendungen, sei es Slack, sei es iMessage oder was auch immer. Eigentlich können diese Kommunikationsdienste sehr viel mehr als nur Nachrichten miteinander auszutauschen, es wird halt nur nicht genutzt. Und Apple hat das ja schon vor Jahren auf der Keynote mal vorgestellt, dass man ja auch Apps entwickeln kann in die Nachrichten App hinein und dass ich da auch eine Pizza drüber bestellen kann und darüber Payment auslösen kann. Das wird alles nicht genutzt. Und auch wenn ich mir anschaue, wie Slack in Unternehmen genutzt wird, dann ist es doch primär für geschriebene Nachrichten und für Videotelefonie. Aber das wirklich Apps und Bots in Slack genutzt werden, das ist dann doch relativ selten. Eigentlich sind viele dieser Kommunikationsdienste viel mehr als nur Nachrichten zu senden und Amazon selber hat gesagt, dass sie mit diesem Kauf stärker das ganze Thema der Produktivitäts Anwendungen erschließen wollen. Und dann zu diesem Thema AWS, wo es ja auch schon Softwarelösungen auch fürs Office gibt, ist das wahrscheinlich auch ganz sinnvoll, das dort einzubauen. Aber generell, wenn man ja auch mal das Potenzial sieht, was zum Beispiel WeChat aus diesem Thema hier rausholt, ich meine WeChat al eigenes Plattform Ökosystem. Wir haben auch in der Vergangenheit drüber gesprochen, Lösungen oder Systeme wie Pin Doudou, die immer wieder erst entstanden sind. Also ohne die würde es Pin Doudou eigentlich gar nicht geben, da ist ja schon ein enormes Potenzial dabei. Und es gab wohl mal das Gerücht, dass Amazon auch Signal kaufen wollte und das hat sich dann aber wohl nicht ergeben und jetzt haben die Wickr genommen.
Sven
Also ich hatte es ja auch gelesen, dass Wickr wohl stark auch mit Signal verglichen wird, gerade was den Datenschutz angeht und so weiter sind die sehr vergleichbar. Und das ist wohl auch einer der Hauptgründe, warum Amazon das überhaupt kauft. Man kann natürlich sagen, dass man so ein Kommunikationstool mal kurz selbst baut. Aber es sind zwei Themen. Also zum einen hat Wickr selber einen hervorragenden Ruf im Hinblick auf die Einhaltung von IT-Compliance-Regeln, was dann wieder wichtig ist, dass Wickr sehr stark mit US Regierungsorganisationen zusammenarbeitet, du hast das vorhin gesagt und da ist natürlich sowas wie IT-Compliance-Regeln extrem wichtig und Wickr soll Bestandteil von AWS selber werden. Und der Präsident von AWS hatte sich ja auch zu diesem Kauf geäußert und hat ganz klar gesagt, gerade durch Corona und diese jetzt stärker werdende hybride Arbeitsumgebung und dass ich von überall arbeiten möchte und dann auch die Cloud Dienstleistungen nutzen möchte und das auch von Unternehmen und Behörden einfach ein wachsendes Bedürfnis ist, dass man dann besonders stark genau auf sowas zurückgreifen möchte, sodass man sagen kann, dass man einen IT-Compliance und einen hohen Datenschutz hat. Es wird schon vertraut, es wird gelebt in den Unternehmen. Das ist natürlich super. Ich Ich kaufe mir zum einen eine gute Lösung, zum anderen kaufe ich mir auch dieses kleine Label, genauso wie Microsoft in allen deutschen Unternehmen eingesetzt wird.
Sebastian
Vielleicht sind wir doch wieder zu groß Bedenkenträger, aber es ist hat schon einen Beigeschmack wenn eine US-Behörde jetzt einen Amazon AWS Dienst nutzt, aus Datenschutzgründen heraus. Wobei ich gar nicht weiß, wie die Amerikaner zu AWS stehen. Vielleicht ist das auch so ein deutsches europäisches Phänomen, das wir AWS aus Datenschutzgründen verteufeln.
Sven
Wir nicht.
Sebastian
Nein wir nicht, aber die Deutschen in der Allgemeinheit oder die Europäer oder allgemein. Letztendlich muss man ja sagen, Amazon ja auch ein Unternehmen, was ja auch von der amerikanischen Regierung, von den Kartellrechts Behörden auch beachtet. Die US-Behörden benutzen auch Microsoft.
Sven
Die US-Behörden sind ein unglaublich interessanter Kunde für Microsoft und Amazon. Ich weiß nicht in wieweit du das mitbekommen hattest, aber es gibt ja diesen Rechtsstreit mit Microsoft über diesen milliardenschweren Cloud Deal des Pentagons, ich glaube es geht um 10 Milliarden Dollar. Gestern kam diese Nachricht, dass wohl das Pentagon jetzt von diesem Vertrag mit Microsoft wohl zurück treten wird und man die Aufträge an Microsoft und Amazon beide verteilen würde. Das war ein richtig großer Streit, weil Microsoft das Projekt wohl recht einfach gewonnen hatte und AWS gesagt hat: “Was ist denn mit uns?” Und das sind schon wichtige Kunden.
Sebastian
Das ist halt ein Datenthema denke ich mal, wir in Deutschland würden uns auch aufregen, wenn deutsche Behörden nicht auf deutsche Unternehmen zurückgreifen, was sie teilweise ja auch nicht tun. Und das ist völlig logisch, dass eine amerikanische Behörde dann auf amerikanische Unternehmen zurückgreift, die AirForce 1 ist auch ne Boeing und kein Airbus, auch da gab es dann den entsprechenden Streit. Aber hier spielt ja das Thema der Daten eine Rolle.Theoretisch hätte Amazon jetzt Zugriff auf die Daten der Behörden. So gibt es hier die hochgelobte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, aber theoretisch wäre da wahrscheinlich doch irgendwie eine Möglichkeit. Und bei Wickr feiert man, wie du ja auch sagst, dieses Thema IT-Compliance, sehr stark. Und diese Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was ja momentan noch eine starke Kampagne von WhatsApp ist, das wird ja an jeder Ecke von WhatsApp gerade gespielt und die gehen massiv dort rein, um einfach ihr Image ein Stück weit aufzupolieren. WhatsApp hat da das deutlich schlechtere Image aktuell und deswegen bei WhatsApp entstehen ja auch ganz viele Ideen wie Einmal-Nachrichten und so weiter. Aber das, was man ja schon aus anderen Netzwerken aus einer Plattform heraus kennt, soll jetzt bei WhatsApp auch entstehen. Und das ist dann wohl der große Vorteil von Wickr. Wahrscheinlich wird das von der Plattform, von der Technologie sehr ähnlich, aber hat einfach Vertrauensvorschuss.
00:02:05
Community Group Shopping
Sven
Du hattest gerade kurz über Pindoudou gesprochen und über den Zusammenhang mit WeChat. Wir hatten mal über Pindoudou gesprochen und über den Erfolg dahinter und der ja vor allem gerade durch ein großes Phänomen in China ausgelöst wird, dass ist5 dieses Group Shopping und Community Group Buying auch genannt. Und vielleicht kann man das noch einmal kurz betrachten, weil es st eigentlich ziemlich interessant, weil es einfach in China ein riesiges Thema ist und finde ich auch irgendwie mit dem Thema Logistik ganz gut zusammenpasst, über das wir eben gesprochen habeJa genau. Also es ist ja schon seit langer Zeit ein Riesenthema in China und in Ansätzen kommt das so langsam nach Europa dieses ganze Thema Social Shopping, Group Shopping, Rabatte holen, wenn man mit einer größeren Anzahl an Käufern sich zusammentut. Und Pindoudou hat das ja auf einer gewissen Ebene schon sehr erfolgreich etabliert, dass sich Leute zusammentun für Gruppenrabatte, dann diesen Kauf auslösen und zu reduzierten Preis die Ware beziehen können. Und dieses Thema Community Group Shopping ist nochmal etwas, was gerade durch Corona nochmal extrem getrieben wurde in China und was tatsächlich auch gar nicht unbedingt auf irgendwelchen…doch es findet auf Plattformen statt, also z.B. bei WeChat. Aber es gibt nicht irgendwie die eine Plattform, wo man so Group Shopping Sachen macht, und geraded bei WeChat wird das sehr viel gemacht und da gibt es dann sogenannte Community Leader, die dann so Community leiten und sozusagen orchestrieren und diese Angebote letztendlich reinstellen. Ich weiß nicht, ob man das auch so auf Request machen kann, dass ich da so eine Community leite und dann kann jemand ein Produkt anfragen. Aber letztendlich gibt es die Community Leader, die da die Angebote reinstellt. Und die nehmen die Bestellung entgegen von den Leuten aus der Community, lösen dann irgendwo diese Bestellung aus und interessanterweise das dann direkt zu den Endverbrauchern geliefert, sondern an den Community Leader und der Community-Mitglieder verschickt dann die Ware weiter an die jeweiligen, die dort bestellt haben oder hält sie zur Abholung bereit.
Sven
Und ich glaube genau das ist eben dieses spannende Thema. In China wird das ganz stark gelebt. Riesiges Land, große Flächen, unglaublich stark bei der Durchdringung von E-Commerce, aber hat natürlich dann trotzdem unerschlossene Gebiete.
Sebastian
Viele große unerschlossene Gebiete.
Sven
Und da ist natürlich ein Community Group Buying natürlich praktisch, weil ich dann diese eine große Bestellung nur an diesen Club Community Leader einfach liefere, der sie dann verteilt oder einfach bereitstellt zur Abholung.
Sebastian
Aber man muss sagen, dass die letzte Meile nicht das Problem ist, das ist zwar auch teuer und auch wenn man sich deutsche Ballungszentren anguckt, ist auch die letzte Meile ein Problem. Aber für viele Chinesen, die eben nicht in Ballungszentren wohnen, die haben gar keinen Zugang zum E-Commerce. Also die können gar nicht diese Produkte dort übers Internet erwerben und sich liefern lassen, weil es diese Lieferstrecke zu ihnen gar nicht gibt oder diese aber sehr teuer ist. Und deswegen hat sich das gerade in der Corona Zeit sehr stark etabliert. Der stationäre Handel ist geschlossen, außerhalb der Ballungszentren suchten die Leute nach ihren Produkten und es haben sich solche Communitys aufgetan und dann hat einer sich von der Spedition beliefern lassen und hat die ganzen Produkte dann in eine kleinere Stadt fahren lassen und von dort aus sind diese Produkte dann verteilt worden oder eben abgeholt worden.
Sven
Und man hat dann gleich die zwei tollen Effekte. Also zum einen günstige Preise durch die größere Menge und zum anderen hat eben der Lieferant die Möglichkeit, geringere Lieferkosten anzubieten. Und das ganze Thema ist so groß in China geworden, dass es wirklich jeder Große, jedes Großunternehmen anbietet. Und es ist sogar so weit gekommen, dass sich der Wert im Jahr 2020 verdoppelt hat auf 1,5 Milliarden. Es sorgt sogar dafür, dass Bejing da mittlerweile so ein Auge drauf hat, weil sie feststellen, dass viele von diesen Anbietern anfangen, auch zu einem unglaublich tiefen Preisen Sachen anzubieten und mit bestehenden Markt Konzepten dadurch eben auch zu konkurrieren und dass sogar wirklich Beijing auch sagt, dass das jetzt auch nicht so super für den kompletten Markt ist.
Sebastian
Ja, weil wir ja auch auf der einen Seite Probleme lösen, auf der andern Seite neue Probleme damit schaffen. Als ich das das erste Mal mitbekommen habe, habe ich überlegt, ob es dann ob das auch Einfluss hat aurf diesen Effekt, dass die Handelsstufen immer weiter reduziert werden, was er denn sozusagen in Wish ja eigentlich geendet ist in dem Moment, wo ich vom Hersteller direkt an den Endverbraucher liefere. Aber das ist natürlich einfach teuer und gerade jetzt auch die Entwicklung, die wir in Europa gerade haben mit den Zollgrenzen, die jetzt gefallen sind, die Freigrenzen, die gefallen sind, kann das nochmal ganz interessant werden, weil ich nicht bei Wish hier schon ein Problem hat. Also ich krieg einfach nicht mehr das 2 Euro Produkt zum Kunden und kann einfach darauf hoffen, dass es einfach schnell durch den Zoll durchgeht, sondern da kann jetzt so was nochmal an Fahrt gewinnen und ist ja auch letztendlich dann wieder, wenn man es genau nimmt eine entgegengesetzte Entwicklung zur Reduzierung der Handels Stufen, weil ich ja dann wieder den Community Leader wieder als Handels Stufe drin habe. Er ist etwas ganz anderes. Ist es nicht mehr ein Großhandels Unternehmen oder einen Fachhandel oder was auch immer, sondern es ist einfach nur so ein Community Leader. Und da frage ich mich auch, entsteht da nicht vielleicht auch gerade kurzfristig so eine Art Gig Economy. Also wenn das in Deutschland an Fahrt gewinnen würde, nehmen wir das mal an, oder auch in anderen Ländern, dann sind wahrscheinlich die Community Leader Privatpersonen.
Sven
Ja, plus kleine Betreiber von kleinen Kiosken und so weiter.
Sebastian
Genau, aber da würden sich ja unheimlich viele Privatpersonen drauf stürzen, ähnlich wie es wie Aufladen von irgendwelchen E-Roller ist. Und das heißt, dass eine so eine Gig Economy, die wahrscheinlich erstmal so ein bisschen am Finanzamt vorbei arbeitet und dann ist ja die Frage, wie professionell besitze ich das dann wieder und bekommen wir jetzt einfach eine neue Handels Stufe oder auch eine alte Handels Stufe zurück, die schon so ein bisschen tot geglaubt war, aber jetzt einfach ganz anders organisiert, weil ich handel jetzt also letztendlich kommt, wenn man sich so ein bisschen vor wie beim TV Shopping. Also ich stelle da ein Produkt eine halbe Stunde lang vor und so mache ich das in dieser Community auch. Ich besorge mir ein Produkt, wo ich glaube, dass es stark gekauft wird, stelle dieses Produkt in meiner Community vor und nehme die Bestellung entgegen. Bei Brands for Friends ist es eigentlich ähnlich. Es ist ja so, dass man Produkte reingestellt hat und dann erst mal Bestellungen eingesammelt hat und dann einfach darauf gewartet hat, dass man genug Bestellungen hat. Und wenn die Bestellungen eine gewisse Menge erreicht haben, dann hat man beim Lieferanten bestellt und dann wurde das ausgeliefert mit dem Ergebnis, dass man drei bis vier Wochen auf seine Ware gewartet hat. Und das kann ich mir ja auch gut vorstellen, dass da einfach eine komplett neue Handelsstufe geschaffen wird. Ob das in Deutschland so eine Relevanz bekommt? Also was ja ein großer Vorteil schon ist, dass ich die Kosten auf der letzten Meile reduziere. Ja und das mag dann vielleicht in Ländern wie China ein Thema sein oder vielleicht Schweden, da ist das vielleicht auch ein Thema. Aber solange in Deutschland die letzte Meile nicht kollabiert, weiß ich nicht ob oder vielleicht aus anderen Gründen, aber dann nicht unbedingt die letzte Meile. Man kann nicht behaupten, dass wir in Deutschland die letzte Meile im Griff haben. Ich wüsste nicht, außer vielleicht so ein paar Inseln, wo es ein bisschen schwerer ist, ein Paket hin zu schicken. Aber auch da liefert wahrscheinlich DHL für einen Standard Tarif für 6,90€ privat auch Ware hin und dann geht das auch.
Sven
Du hast recht, bei anderen Entwicklungsländern würde das definitiv Sinn machen. Und da diese Durchdringung hinzubekommen.
Sebastian
Also frage ich ja auch, was das dann ist. Ist es denn eigentlich noch E-Commerce oder ist es ein Schritt, das dann wieder so eine Mischung aus E-Commerce und stationären Handel? Weil wenn ich es dann auch abhole bei meinem Community Leader… Also es ist ein super spannendes Thema und ich glaube auch, da wird es weitere Plattformen geben. Und auch da sieht man ja mal wieder, was eigentlich für ein Potenzial in diesen ganzen Chatdiensten eigentlich wieder drinsteckt. Deswegen ist das für ein Amazon genauso interessant, weil auch in den USA könnte sowas ein Thema werden, also auch lange Strecken, die ich dort habe. Also ich würde mal behaupten, dass Amazon wahrscheinlich jede Adresse in den USA beliefert. Auch vom Festland USA muss ich mal sagen und das machen sie ja auch wenn das enorm teuer ist, teilweise. Also wenn ich in New York zustelle, dann geht das dann halt, weil ich da einfach eine hohe Dichte habe. Aber wenn ich dann in Nebraska unterwegs bin, dann fahr ich irgendwie 100 km, bis ich überhaupt beim nächsten Haus ankomme. Das ist ja Wahnsinn da, da kann man gar nicht mehr von der letzten Meile sprechen, das sind jetzt schon die letzten 100 Meilen. Ich glaube schon, dass das Thema Potenzial hat. Aber das hat man halt bei vielen Sachen gesagt, die hier in China irgendwie entstanden sind und die immer noch nicht hier wirklich angekommen sind und da aber schon Gang und Gäbe sind.
Sven
Da muss man mal abwarten, was das für Auswirkungen hat, weil sie können natürlich sehr stark durchgreifen, sehr schnell durchgreifen und wenn sie sich in den Kopf setzen, dass sie es nicht gut finden wie sagt aktuell gelebt wird und die glauben, dass es der Gesellschaft und der Gemeinschaft dann nicht hilft und einfach große Unternehmen sich daran bereichern, dann ziehen sie einfach den Strich. Schaue es dir an wie mit dem Bitcoin, der dann irgendwie über Nacht abgeschaltet wird, weil einfach den Energieverbrauch so hoch hebt und das Finanzsystem oder die eigene digitale Währung hat ja irgendwie vielleicht nicht so stark unterstützt, wie man es sich vorstellt, da kann natürlich auch sowas über Nacht einfach wieder kippen.
Sebastian
Ja wobei, wenn es in China reguliert wird, heißt es nicht, dass alles reguliert wird. Ich glaube China oder die Chinesen machen da das Modell gerade auf und überall da, wo Geld verdient werden kann. Deswegen glaube ich, hätte sich auch in Deutschland und Europa relativ viel Community finden würden, die das genauso organisieren und damit den Lebensunterhalt bestreiten oder sich etwas dazuverdienen. Ich glaube, dass gerade dann wird das auch hier an Fahrt gewinnen und hier ist es dann wieder schwerer zu regulieren als vielleicht in China.
Sven
Es hat Spaß gemacht wieder. Ich würde sagen, der Verweis auf unsere Facebook- und LinkedIn Gruppen fehlt noch.
Sebastian
Genau wie immer. Lasst uns in den Facebook- und LinkedIn Gruppen weiter diskutieren, stellt uns Fragen, auch Anregungen für Themen, die wir hier mal bringen sollen. Und dann würde ich sagen, bis zum nächsten Mal.
Sven
Bis zum nächsten Mal!
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