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Sven Kramer (links) und Sebastian Karger (rechts)
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Herzlich willkommen zum Digitalisierungs Crunch von 25R mit Sven Kramer und Sebastian Karger. Mit hanseatischer Zurückhaltung, einem kritischen Blick und einer klaren Meinung. Informieren, sortieren und bewerten die beiden Digital Experten die aktuellen Entwicklungen und Trends rund um die Digitalisierung. Und jetzt viel Spaß!
Zum Anfang 2 kurze Updates, wir hatten beim letzten mal darüber gesprochen, dass mittlerweile jede Social Media Plattform eine eigene Story Funktion hat, von Snap, die 2013 als Erfinder der Story galten bis Xing ist mittlerweile jeder dabei. Wir haben letztes Mal einen vergessen, der hat kurz danach nachgezogen und zwar bietet jetzt TikTok auch selber Storys an.
Ja, was für eine Überraschung. Wir haben letztes mal drüber gesprochen, dass so gut wie jeder Storys auf seiner Plattform braucht. Nachdem selbst Xing das gemacht hat, war es natürlich erforderlich, dass auch TikTok das jetzt macht. Nun können wir auch da einen Haken hinter machen.
Das stimmt. Instagram leiht sich häufig auch Ideen von anderen Unternehmen, sogar selber dann TikTok gratuliert hat für diesen Move und es komplett nachvollziehen konnten. Es ist wohl von den Funktionen genauso wie bei allen anderen, was aber noch ein bisschen anders ist, ist wenn du auf eine Story reagierst, dann ist es öffentlich und jeder kann das sehen, nicht nur derjenige, der diese Story erstellt hat. Der Gedanke dahinter ist einfach die Interaktion auf einer sozialen Plattform aufrecht zu erhalten und Platz für weitere Werbung.
Gibt es eigentlich schon Clubhouse Storys ?
Clubhouse Storys… nein…
Es wäre mal interessant zu wissen, ob Storys nur visuell funktionieren. Wir müssen mal mit einer Podcast-Story anfangen.
Schauen wir mal bei der nächsten Folge. Zweites Update, was uns vorgestern eigentlich fast wieder weggebrochen ist, wir sprachen im Dezember schon mal drüber, und zwar über OnlyFans. Das eigentliche Interessante, was wir an OnlyFans damals fanden, war dass es ein sehr erfolgreiches Paid Content Modell war. Ich habe das Zitat nochmal rausgesucht: „Schafft die Londoner Social Media Plattform den Image Wechsel „Raus aus der Schmuddel-Ecke, hin zu einer seriösen Paid Content Plattform?“ Und die Antwort hätten wir jetzt bekommen können, aber nun doch nicht.
Genau, was ist passiert? Man hat sich dazu entschlossen, diese Pornografischen Inhalte von der Plattform zu verbannen, wobei man sich da nicht ganz sicher war, wo man dann da die Grenze zieht. Also was ist alles noch Pornografie? Das hat man jetzt wieder zurückgenommen. Um nochmal auf dein Zitat einzugehen, ich glaube, sie hätten es gar nicht mehr schaffen müssen. Man hat dort einfach seinen Sektor gefunden und ist dort sehr erfolgreich, man hätte es eigentlich gar nicht mehr drehen müssen, man sagt, dass die Geldgeber Interesse dran hatten, dass diese Inhalte von der Plattform verbannt werden. Und deshalb hatte man sich dazu entschlossen, aber jetzt gehts dann doch einen Schritt zurück, also Entwarnung an alle Creator: Es darf weiter hochgeladen werden.
Ja, die sind wirklich unglaublich groß. Ich hatte mal nach den Zahlen geschaut. Als wir im Dezember drüber gesprochen haben, hatten die 85 Millionen Nutzer, jetzt sprechen sie mittlerweile von 130 Millionen Nutzern. Und ich fand’s auch interessant, dass diese Informationen auch wirklich durch alle Medien gingen. Von der Financial Time über die she bis BILD haben alles darüber berichtet, dass es hier eine Veränderung gab und sie suchten nach neuen Investoren und streben eine Bewertung von einer Milliarde an und viele Investoren haben in ihren Klauseln, dass sie in diesem Bereich keine Geschäfte machen dürfen. Es gab wohl auch in der Vergangenheit Probleme, die Creator zu bezahlen, weil die Banken sich da quer gestellt haben. Es gibt einen Vergleich, Tumblr hat 2018 angefangen, pornografische Inhalte rauszuwerfen und war danach eigentlich platt.
Genau, und ich glaube das wäre bei OnlyFans auch passiert. Man hätte ja das Lebenselixier dieser Plattform entzogen und ich frage mich, was das umdenken der Investoren war.
Vielleicht haben sie andere Geldquellen gefunden.
Ja, auf jeden Fall wäre das stark nach hinten losgegangen. Hätten sie diese Inhalte von der Plattform verbannt, wäre da faktisch nichts mehr los gewesen. Vielleicht wollte man das lange Zeit auch nicht so wahrhaben, dass diese Plattform eben genau für diese Inhalte steht und jetzt hat man sich vielleicht damit abgefunden. Und man muss ja auch sagen, es ist ja ein lukratives Geschäftsmodell. Ich kenne da jetzt keine Zahlen, aber ich glaube, es gibt da wenige Bereiche, wo man mit Content so viel Geld verdienen kann.
Ja, das stimmt. Und die zahlen an die Creator unheimlich viel Geld aus. 20 Prozent behält OnlyFans und der Rest geht an die Creator. Es soll unheimlich viele Creator geben, die richtig viel Geld damit gemacht haben, deswegen war das eben auch ein richtiges Geschäftsmodell für sie. Du hattest mir ein Zitat von dem Geschäftsführer, wie er sich geäußert hatte, als sie es hinbekommen haben, dass es jetzt doch weitergeht. Kannst du das nochmal wiedergeben?
Ja, die hatten gesagt, dass OnlyFans für Inklusive steht. Wir haben das jetzt mal wörtlich übersetzt. Das war ein Interview, das auf englisch geführt wurde und wenn man das mal wörtlich übersetzt, ist es dann doch etwas seltsam, wenn man sagt, OnlyFans steht für Inklusion. Deshalb öffnen sie sich, weil sie sagen, dass es für alle da ist und alle könne Ihre Inhalte da so hochladen, wie sie es wollen.
Ich muss an diesen typischen Start Up-Spruch denken: „Wie wollen die Welt besser machen.“ Ich habe dann aber nochmal darüber nachgedacht, als wir im Dezember darüber gesprochen hatten, fiel mir was ein, warum viele Creator OnlyFans ganz gut finden. Sie sind einfach selbstbestimmter, was mit ihren Inhalten passiert. Und wenn du da eine andere Plattform verwendest, ist das wohl nicht so. Dort wird dein Content verwendet, auch meist kostenfrei zur Verfügung gestellt und dann gibt es ein paar Werbeeinnahmen. Und hier bist du als Creator selber derjenige, der entscheidet, was dort passiert.
Das hat sich ja in eine bestimmte Richtung entwickelt. Ich gebe dir da total recht, wenn da jemand ist, der sagt, dass man für Inklusion steht, dann ist diese Aussage auch getroffen auf einer Basis, die vor diesem Content da war. Man war da einfach sehr, sehr offen für Inhalte, die Creator waren da sehr selbst bestimmt, was ihre Inhalte angeht und daher kommt vielleicht auch dieser Begriff.
Es sind aber natürlich auch andere Inhalte, da sind Musiker, Schauspieler und Influencer, die eben auch Content veröffentlichen, wofür sie dann eben Geld bekommen können. Das ist ja auch interessant für Influencer usw., du erstellst etwas und bekommst dafür Geld. Wir haben auch bei YouTube drüber gesprochen und auch Instagram und TikTok nehmen dafür sehr viel Geld in die Hand.
Vermutlich ist es für die anderen Creator, also die nicht Porno machen, eine Herausforderung, denn wenn man sie fragt, wo sie denn ihr Geld verdienen und sie antworten bei OnlyFans, dann wird man ja direkt in eine Schublade gesteckt. Es gibt eine strake Assoziation zwischen OnlyFans und den Inhalten, die dort häufig geteilt werden.
Das stimmt wahrscheinlich, kommen wir zu einem seriösen Unternehmen: Amazon. Wir haben in der Vergangenheit schon häufiger drüber gesprochen, Amazon eröffnet auch reihenweise stationäre Geschäfte. Jetzt wurde berichtet, dass Amazon jetzt anfangen will, Kaufhäuser zu errichten. Die sollen bis zu 2800 Quadratkilometer groß werden, ich hatte gesehen in Ohio und Kalifornien.
Genau, dass Amazon stationär geht, das ist ja allen schon bekannt. Gerade in den USA gibt es ja schon ganz viele unterschiedliche Konzepte, Amazon Go, Whole Foods usw. Es gibt so viele Konzepte, mit denen Amazon versucht, den stationären Handel für sich zu testen. Man meint immer, dass es allen bekannt und bewusst ist und als ich das dann mit den Amazon Kaufhäusern gelesen habe, haben ja viele Mainstream Medien bis hin zur Tagesschau das Thema aufgegriffen. Alle haben Amazon als Synonym für den Online-Handel dargestellt. Dass Amazon schon ein Synonym für den Handel ist, egal ob ich ihn online betreibe oder stationär, das finde ich schon sehr fragwürdig, natürlich ist es das, womit man Amazon häufig in Verbindung bringt, aber dass es wirklich der Masse noch nicht bewusst ist, dass Amazon viel mehr ist, als ein Handelsunternehmen, hat mich schon aufgeregt. Das ist ein Marketing Unternehmen, das ist ein Technologie Unternehmen und es ist eigentlich in nahezu jeder Branche vertreten und ist ja auch ein Unternehmen, was total stark vertikalisiert, weil sie den überwiegenden Teil bei sich selbst haben möchte. Und dass wirklich noch die Meinung der Gesellschaft ist, dass Amazon ein Handelsunternehmen ist, ist Wahnsinn. Jetzt assoziiert man es nicht nur Handelsunternehmen, sondern noch als Onlinehandelsunternehmen, dabei sind sie eigentlich ziemlich lange schon stationär und das Prinzip wird jetzt ausgedehnt und die Flächen werden viel größer, wobei man noch deutlich unter dem Durchschnitt in den USA ist von einer typischen Kaufhausfläche.
Ja, also ein Drittel ungefähr der klassischen Kaufhäuser. Trotzdem sind die Konkurrenten aufgeschreckt, weil jetzt natürlich auf einmal auf ähnlichen Flächen, man sich jetzt mit so einem großen Unternehmen auseinander setzen muss. Und Amazon will wohl eben ganz stark Kleidung, Haushaltswaren, Elektronik und auch ganz stark ihre Eigenmarke jetzt auf der Fläche anbieten.
Und das ist wieder der Punkt, dass Amazon genau das macht, was der Kunden auch erwartet. Darauf sind sie voll konzentriert und es geht auch nicht darum, dass man nur stationärer Player ist, sondern der Kunde durchlebt ja unterschiedliche Phasen über Käufe hinweg und manchmal hat er das Bedürfnis stationär einzukaufen und manchmal hat er eben das Bedürfnis, online einzukaufen. Und er hat auch das Bedürfnis, diese beiden Kanäle miteinander zu vermischen, weil was für Amazon nicht umrelevant sein wird, ist auch die Rücknahme von Artikeln. Der Kunde hat primär die Chance, Artikel zurückzugeben und wenn die das auf der Kaufhausfläche tun, hat Amazon natürlich auch die Chance, den Kunden erneut zu monetisieren. Da spielen ganz unterschiedliche Faktoren mit rein und jetzt hast du eben das Thema Kleidung angesprochen, Amazon ist momentan tatsächlich der größte Verkäufer an Kleidung in den USA.
Okay, vor zwei Wochen hatte ich gelesen, dass Amazon selbst Walmart überholt hat, was die ganzen Umsätze angeht und wenn man mal daran denkt, was es bei Walmart alles gibt, von Milch mit Autoreifen gibt es da ja alles. Auch Walmart hat mittlerweile verstanden, den E-Commerce Markt viel stärker zu bespielen, gerade auch diese Welt zwischen Online und Offline viel stärker zu verletzen, ist natürlich super schlau. Wie du auch gesagt hast, das Thema ist absolut nicht neu und schon lange bekannt. Ich hatte daraufhin nochmal nachgeschaut, auch der deutsche Chef von Amazon, Herr Kleber, hat schon 2015 im Tagesspiegel gesagt: „Läden einzurichten war immer eine Option“ und dann hat er 2017 gesagt: „ Wir werden uns nie verschließen, was der Kunde will.“ Und wenn der Kunde stationär kaufen will und das will er ja anscheinend, dann wird es halt angeboten.
Ja, das ist immer eine Frage des „wanns“ und nicht unbedingt des „obs“, wie Herr Kleber da auch sagt. Und es verdeutlicht auch nochmal die Situation von anderen Kaufhäusern oder Einzelhandelsgeschäften, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland. Dass ein Unternehmen wie Amazon durchaus Potenzial im stationären Handel sieht, das lässt ja darauf schließen, dass da auch tatsächlich etwas ist. Ich glaube, das ist einfach nur eine andere Rolle und man muss diese Flächen nur anders nutzen und das kann Amazon viel besser nutzen und wenn das Potenzial da ist und der bestehende stationäre Handel dieses Potenzial nicht mehr schöpfen kann, dann hat er tatsächlich seine Skills verloren augenscheinlich. Den Markt und den Bedarf scheint es zu geben, sonst würde Amazon diese Schritte nicht gehen. Es gibt auch Zielgruppenunterschiede, eine Zielgruppe will das, die andere Zielgruppe will das nicht und natürlich gelingt es Amazon nur, das so effizient aufzubauen, weil sie es so vertikal betrachten dieses Business. Da wird nicht nur Umsatz generiert, wahrscheinlich ist es Amazon komplett egal, was sie an Umsatz machen, Hauptsache die Leute sind auf der Fläche und es gibt wieder einen Touchpoint und ob sie da jetzt den Fernseher kaufen, ob sie Kleidung kaufen oder nur ein Amazon Prime Abo abschließen, das ist Amazon auch komplett egal. Und ob sie das Prime Abo Direkt vor Ort abschließen oder ob sie es am Abend abschließen, weil der Kunde mit Serien, die über Amazon Prime laufen, konfrontiert wurde, das ist denen dann auch egal. Da kommen wir zum entscheidenen Punkt, Amazon ist, würde ich mal tippen, darauf angewiesen mit diesem Kaufhaus, eine Rendite zu erzielen oder eine Marge zu erzielen. Und das ist mal wieder nicht in den Köpfen angekommen. Und deswegen kann ich das schon verstehen, dass der Wettbewerb das kritisch beäugt, was die damit tatsächlich wieder vorhaben.
Ja als stationäres Geschäft hast du lange mit dem Finger auf das Online Geschäft gezeigt, es war dann immer das „böse“ Amazon. Und auf einmal kommt das „böse“ Amazon und das ganze Online Geschäft auch stationär und man kann auf dich gucken und sich fragen, was du so in der Zwischenzeit gemacht hast.
Ja und der Kunde will das nicht. Der will nicht stationär kaufen, der will online kaufen. Der ist verwöhnt und plötzlich will der Kunde doch wieder stationär kaufen, wollte er vielleicht die ganze Zeit, man hat nur eine Service-Lücke geschaffen und sie nicht geschlossen. Und deswegen ist es eigentlich nochmal eine Demütigung oben drauf für den stationären Handel, weil der eigentliche Online-Spieler den stationären zeigt, wie es funktioniert.
Mittlerweile ist es auch kein fairer Wettkampf mehr muss man sagen, weil Amazon über Ressourcen verfügt wie kein anderes Unternehmen der Welt. Und natürlich könnte Galeria mit einem neuen Logo um die Ecke kommen, aber man wird niemals mehr gegen diese Ressourcen ankommen können, wenn Amazon stationär gewinn will, dann gewinnen sie.
Ja, sie haben die Logistik im Hintergrund und und die Plattform-Ökonomie von Amazon ist das einfach nur ein Touchpoint. Es ist ein Touchpoint, wo der Kunde hingehen kann und es sollte Amazon auch komplett egal sein, was die an Umsätzen erzielen. Natürlich kann Galeria sich nicht zufrieden stellen, wenn der Kunde stationär nichts kauft. Alleine die Datenerhebung, die Amazon auf der Fläche haben wird durch das Anbieten von Services wie den Service Amazon Go, da hat Galeria keine Chance. Und da nehmen wir Galeria nur als Beispiel, da werden auch große renommierte Kaufhäuser in den USA Probleme haben. Vielleicht interpretieren wir da auch wieder zu viel rein, vielleicht kommt da auch nichts oder es wird nicht der große Erfolg, aber ich glaube die wissen schon, was sie da tun.
Definitiv. Und sie experimentieren ja auch ganz viel und schauen, was funktioniert. Du hast gerade gesagt die Touchpoints und das Datensammeln. Wir haben in der Vergangenheit mal über Amazon One gesprochen. Das erste mal ist es aufgekommen ist es im Dezember 2019. Das war ein Patent, wo man sich einfach mit seiner Hand verifizieren konnte und genau vor einem Jahr wurde das ganze Thema eingeführt in den stationären Geschäften von Amazon. Das heißt ich brauche jetzt kein Handy mehr oder einen Barcode, sondern ich kann mich mit der Hand identifizieren, kann darüber meinen Kaufvorgang abschließen. Und dieses Verifizierungs-Programm wird nicht nur von Amazon selber genutzt, sondern ich kann es auch als Unternehmen einsetzen z. B. Für Zutrittskontrollen oder Visa- und Mastercard haben auch Interesse an dieser Methode oder Technologie angemeldet. Vor ein paar Wochen hat Amazon ein Programm gestartet, dass sie ihren Kunden 10 Dollar Guthaben auf ihren Amazon Account einzahlen, wenn ich mich dort registriere und man seine Handfläche zur Nutzung freigibt. Das wichtige ist, dass man sich nicht nur für Amazon One registrierst, sondern Amazon One auch noch mit deinem Amazon Account verbindest. Das ist natürlich super spannend, dass es in dem Moment genau diese Verbindung zwischen der physischen Person, die stationär einkauft und dem Amazon Account. Kommen wir nach Amazon zu Shopify, da haben wir auch schon oft drüber gesprochen, ein unglaublich stark wachsendes E-Commerce Unternehmen und die haben jetzt ein Gründerzentrum in New York City eröffnet.
Genau, du hast das eigentlich ganz passend gesagt, ein E-Commerce Unternehmen, weil wenn man sich mal anschaut, was die in diesem Gründerzentrum vorhaben, von Support über Studios für Podcast-Aufnahmen, Popur-Shops usw. Es ist ehr als z. B. nur ein E-Commerce-Software Unternehmen, das wird dabei nochmal ganz deutlich. „Stärke deinen Kunden ist wahrscheinlich das Prinzip dahinter, weil Shopify müsste das ja nicht tun, sie könnten sagen, dass sie die Software nutzen und alles andere ist euer Thema. Jetzt wollen sie aber wirklich die Gründer, die Händler hinter Shopify, wobei das ja nicht nur Händler sind, das sind ja häufig auch Marken usw., gründlich stärken.
Ja, Shopify ging ja unglaublich durch die Decke und es wurden im vergangenen Jahr mehrere 10.000 Unternehmen mit Shopify gegründet. Ich habe eine interessante Zahl gelesen, die Shopify selber veröffentlicht hat, dass auf 1000 Einwohner mittlerweile 4 Shopify Geschäftsinhaber in New York kommen. Ich habe die Bilder vom Gründerzentrum gesehen und es sieht super aus in einem Loft-Style. Ich habe dann nur überlegt, ob das nicht so ein PR-Werbungs-Schaufenster ist. Wir beide waren doch mal in Korea bei diesem Google-for-Startups Campus und das gibts auch immer noch. Aber wie viele Leute passen da nachher rein? Ich glaube das sieht cool aus, aber wie viele Leute könne gleichzeitig einen Podcast aufnehmen, Fotos machen, die Büros nutzen, das ist nachher eine Hand voll.
Ja, das könnte natürlich schon stark Marketing und PR sein, was sie da machen, aber man merkt bei Shopify ja schon, dass die mehr sind als nur diese Software zur Verfügung zu stellen. Ich glaube, dass das von Shopify nicht doof gedacht ist, aber für die Unternehmen, die Shopify nutzen, vielleicht ein Risiko darstellt, weil man ist in einer gewissen Komfortzone drin, was die Studioleistung usw. angeht. Wenn du Produkte verkaufen möchtest, du musst ja kein Handelsunternehmen sein, sondern kannst ja auch eine Marke sein oder ein Dienstleister, der nebenbei ein paar Produkte verkauft, für die ist Shopify interessant, aber die Kernleistung, auf die es überhaupt ankommt, die übernimmt Shopify für dich. Da ist die Frage, ob man sich nicht in einer gewissen Komfortzone befindet, sich ausruht und sich zu stark auf diesen Partner verlässt. Also ich bin da ein bisschen zwiegespalten. Auf der einen Seite ist das mega und genau das richtige, was Shopify macht und es ist deshalb auch so ein stark wachsendes Unternehmen. Ich halte es aber gerade für Handelsunternehmen ein Stück weit für gefährlich, sich perspektivisch auf Shopify zu verlassen, weil man dort von vielen Leistungen profitiert, die eigentlich zum Skill-Set eines Handelsunternehmens gehören sollten. Das Handelsunternehmen sollte ja mehr besitzen als nur die Fähigkeit eines bestimmten Sortiments und sich mit den Produkten auszukennen und ein Stück weit kuvertieren zu können, sondern sie sollten ja schon die Welt des Handels sehen und diese Skills besitzen. Und genau das tun viele nicht mehr, wir haben das ja eben auch am stationären Handel gesehen. Ich glaube schon, dass das von stationären Handel ein Problem ist, weil die Skills, die dort mittlerweile erforderlich sind, die können dort gar nicht mehr aufgeholt werden. Vor 20 Jahren wurde E-Commerce noch belächelt, aber selbst da hat man schon gesagt, dass man einem Stationären nicht online beibringen kann, sehr wohl kann man einem Online Händler aber das Stationäre beibringen. Damals hat man das noch so belächelt, mittlerweile muss man einfach sagen, dass der E-Commerce erwachsen geworden ist und das Skills-Set, was dafür erforderlich ist, das kannst du nicht mehr so nebenbei vom Wohnzimmertisch organisieren. Bei Shopify sehe ich das eigentlich recht ähnlich, dass viele Händler sagen, dass sie sich um die Bezahlung nicht kümmern müssen, sie 1000 Schnittstellen haben, sie haben Studios zur Verfügung und die ihnen bei der Produktdarstellung helfen. Und wenn man sich dann auf seine Sortimentskompetenz verlässt, dann ist man auch irgendwann verlassen, weil das Sortiment kann auch einfach ausgetauscht werden. Das ist also kein Alleinstellung Merkmal mehr. Von Shopify ist es total klug, für Handelsunternehmen halte ich es allerdings für ein bisschen gefährlich, sich zu stark darauf zu verlassen. Kommen wir von Shopify zu Spotify, klingt ähnlich, aber macht was anderes. Sie haben es noch nicht offiziell gelauncht, aber sie haben es angekündigt, sie testen gerade ein 99 Cent Modell.
Ja, wer gerade bei Spotify hört, der wird das kennen. Es gibt Spotify natürlich auch kostenlos, das hat aber einige Einschränkungen. DU kannst die Songs nicht selber auswählen, du kannst nur 6 mal in der Stunde skippen, Alben und Playlists werden mit dem „Shuffle-Modus“ gespielt, d.h. du hast sie nicht in der richtigen Reihenfolge und du hast Werbung, das macht nicht wirklich Spaß und deswegen gibt es Spotify Premium. Das kostet mindestens 10 Euro im Monat, das ist schon recht viel, dafür musst du schon recht viel hören, gerade wenn man daneben auch noch Netflix und weitere Abos hat und jetzt ist Spotify dabei, ein Spotify Plus Abo zu testen, das im Schnitt 99 Cent Kostet. Man muss dazu sagen, dass sie ähnlich wie Netflix, unterschiedliche Preismodelle ausprobieren, um herauszufinden, wozu der Kunde bereit ist zu bezahlen. Bei 99 Cent habe ich die Möglichkeit, Spotify Premium zu hören, aber mit Werbeeinblendungen. Als ich das gelesen hatte, fand ich gerade diesen Punkt unglaublich interessant. Wir haben auch häufig über Netflix diskutiert, wird Netflix irgendwann anfangen, Werbung zu schalten oder wird es Werbespots geben? Spotify sagt jetzt, 10 Euro sind sehr viel und sie haben Problem, das mit dem Kundenwachstum hinzubekommen, sie haben Wettbewerber. Nun wollen sie es billiger machen, aber sie bekommen nachher doch die Werbung dann doch wieder mehr.
Ja, Spotify hat ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass für sie eigentlich ein kostenfreier Benutzer deutlich Profitaber und interessanter ist als ein zahlender Nutzer, weil sie den durch die Werbung viel stärker monetisieren können. Der Punkt was man eigentlich mit welcher Kundengruppe verdient, wird immer größer, weil umso wichtiger die Plattform wird, desto höher werden die Werbeeinnahmen. Deshalb glaube ich, dass es für Spotify immer interessanter ist, die kostenfreien Nutzer zu haben. Wahrscheinlich sind aber viele ins Bezahl Abo reingegangen aufgrund der Funktionen. Und jetzt haben sie den User an der Stelle, wo sie ihn haben wollen, nämlich im kostenfreien Modell, zumindest was das Thema Werbung angeht, dann können sie die Werbung aussteuern und sie monetarisieren dann nochmal obendrauf. Wahrscheinlich ist dieses Plus-Modell das Maximum, was du mit deinen Unsern erreichen kannst.
Ja, das glaube ich auch, vor allem du bindest ihn ja auch noch, weil der User dann auch noch den Euro zahlt und den dann auch Nutzen will. Es ist dann auch nicht ganz so einfach zu wechseln und über die Zeit baust du auch deine Playlists auf, sammelst deine Alben zusammen, auch der Wechsel zwischen mehreren Streaming Anbietern ist dann gar nicht so einfach.
Ich bin jetzt nicht der Spotify User, aber ich glaube es ist doch so, dass du Spotify nicht mit anderen Devices connecten kannst, wenn du nicht im Abo drin bist, oder? Oder kannst du im kostenfreien Abo dein Sonos Gerät mit Spotify verbinden?
Das kann ich dir nicht sagen, das weiß ich nicht.
Vielleicht ist es auch Quatsch was ich erzähle, aber ich bin der Meinung, dass es da auch eine Einschränkung gab. Das sind ja schon so wesentliche Features und wir haben eben auch das Thema Verbindung angesprochen, es ist natürlich auch für Spotify interessant, dass der Account mit Sonos connected ist. Wenn das einmal gemacht wurde, dann läuft es auch weiter und deshalb sind die Features dort sehr wichtig, besonders für die, die nicht nur vereinzelt mal hören, sondern sehr regelmäßig Spotify konsumieren. Ich glaube, für Spotify ist das schon ein ganz guter Move.
Ja, ich glaube das auch. Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass Spotify bei Advertising erheblich Gas gegeben hat. Wenn du das nutzen möchtest, dann bekommst du jemanden an die Hand, der dir dabei hilft, die Werbespots zu erstellen, die steuern das aktiv aus, das ganze Thema ist sehr groß geworden. Ich kann mir auch vorstellen, dass das ein sehr smarter Move ist. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob ich jetzt 1 Euro oder 10 Euro bezahle und die werden nachher wahrscheinlich nochmal einen unglaublichen Wachstum hinlegen mit den Kunden. Und wenn man sich das klassische Radio anhört, haben Menschen ja auch gar nicht so stark was dagegen, dass hin und wieder mal Werbung eingeblendet wird. Ich kann mir gut vorstellen, wenn du nicht gerade einen Partyabend hast oder in einem Moment bist, wo du ungern durch Werbung unterbrochen werden willst, sondern du möchtest ein Album komplett durchhören, dann kannst du damit wahrscheinlich auch leben wenns im Hintergrund läuft oder du Auto fährst und alle 5-10 Minuten kommt ein kurzer Werbespot, der genau auf dich zugeschnitten ist und interessant sein könnte. Beispielsweise gibt es dann ein neues Album oder Konzertkarten von den Creatorn, die du gerne hörst. Das würde ja Sinn machen.
Es gibt ja selbst Menschen, die Werbung nicht stört, wenn Spotify auf einer Hochzeit läuft.
Das hast du erlebt oder wie?
Ne, ich selber habe das nicht erlebt, aber es soll ja welche geben, die lassen die Playlist laufen und alle paar Minuten kommt da Werbung. Ich glaube die Akzeptanz für Werbung ist relativ hoch, gerade wenn man gar nichts, 1 Euro oder 10 Euro bezahlt. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass sie das Abo für 10 Euro durchaus noch teurer machen. Sie wollen ja die Hemmschwelle noch größer machen.
Sie experimentieren ja schon länger mit dieser höheren Audio Qualität, die Apple Music ja schon mit drin hat und ich könnte mir vielleicht sowas vorstellen, dass man die höhere Audio Qualität dann bekommt, wenn man Premium hat.
Ja, wobei dann brauchst du nachher irgendwann so ein „Plus Premium“, wo du die höhere Audio Qualität bekommst, aber immer noch Werbung hast. Also wenn man mal bei der Theorie bleibt, dass Spotify möglichst viele User haben möchte die Werbung hören.
Jemand, der bei diesen Abo Modellen gerne mitverdient hat, das war unter anderem zum Beispiel Apple. Wir haben auch in der Vergangenheit drüber gesprochen, dass Apple immer 30 Prozent bekommen hat, wenn etwas über den App Store gekauft wurde und da gibt es momentan ein Vorstoß aus Washington, sogar ein parteiübergreifenden Vorstoß, dass man an den Geschäftsmodellen mal wackeln möchte.
Ja, die großen Big-Teich Unternehmen sind der eigenen Regierung schon länger ein Dorn im Auge und der eine sympathisiert mal ein bisschen mehr , aber letztendlich möchte man diese Marktmacht aufbrechen, die sie haben. Es gibt jetzt einen Gesetzesentwurf für den Open App Markets Act, der genau dieses Thema regeln soll und diese Monopol Stellung bezogen auf die jeweiligen Devices, also grundsätzlich ist es ein Oligopol, aber wenn man sich auf den Apple Kosmos bezieht, ist es doch ein Monopol. Das wird dann aufgebrochen und Apps können am Store vorbei bezogen werden, was auf einem Mac geht, was aber auf einem iPhone oder iPad definitiv nicht geht und was ein Stück weit die Philosophie von Apple ein bisschen untergräbt, weil man ja schon gerne zuhause in einem geschlossenen System ist. Aber sie versuchen das jetzt halt aufzubrechen, was für Apple schon eine gewisse Herausforderung darstellt, es ist wirklich fraglich, ob es kommt und ob das durchgeht wird sehr kontrovers diskutiert und viele sind auch der Meinung, dass es eben nicht durchgehen kann. Es ist auch recht kurz, es ist tatsächlich nur 10 Seiten lang, das ist für einen Gesetzesentwurf dann doch recht kurz, zumal die Komplexität des Themas ja nicht gering ist. Wenn es kommt, hat es natürlich unheimliches Potenzial, dann können komplett neue App Stores entstehen, es stellt aber auch Sicherheitsrisiken dar, primär bei Apple und weniger bei Google, bei Android komme ich daran glaube ich schon vorbei. Das ist auch durchaus ein Punkt, der auch angreifbar ist in diesem Gesetzesentwurf. Was ein bisschen einfacher von der Hand geht ist das Bezahlsystem, was es dort gibt.
Ja richtig. Was wohl auch einer der großen Punkte ist in diesem Vorstoß, dass Apple und Google große Probleme damit haben, dass du die gleichen Produkte außerhalb deines App Stores günstiger anbietest und vielleicht auch mit eigenem Bezahlsystem. Das war natürlich das, was für Apple und Google super interessant war, dass es über ihren eigenen Store läuft, wenn es darum geht, damit Geld zu verdienen. Und der 2. Punkt in diesem Antrag ist, dass keine Daten mehr gesammelt werden dürfe, weil momentan werten Apple und Co. genau aus, welche Apps gekauft werden, wie sie genutzt werden und ob es interessant sein könnte, diese auch für andere Apps oder die eigenen. Diesen Punkt anzugehen wird noch schwieriger, aber das Programm kannst du überall zum gleichen Preis beziehen. Das wäre so ein Thema, an das man ran kann.
Ja, und auch der Hinweis darauf. Selbst der Hinweis war ja bisher nicht erlaubt, dass es das auch woanders gibt.
Wir sprechen gerade über Apple und Google, aber da hängen natürlich auch noch viel mehr Anbieter dran, PlayStation, Sony, Microsoft, Nintendo,…
Ja, die sind oft gar nicht so im Spotlight, weil die gar nicht so die Dimension haben, dass es für die so relevant wird. Ich habe mich da ja mal mit einem Kartellrechtsanwalt unterhalten, wobei ich da durchaus eine andere Meinung hatte. Ich hatte damals beim Thema Internet Explorer eine andere Meinung, weil ich der Meinung bin, dass wenn das dein System ist, das auch deine Regeln sind, die dort gelten müssen und wenn die Leute dann dein System nutzen wollen… Ist dann wohl nicht mehr so, zumindest rein rechtlich so, wenn du damit eine marktbeherrschende Stellung einnimmst. Wir alle profitieren von einem soliden Wettbewerb, aber man muss sagen, es hat alles seine Vorteile. Ich nutze auch häufig die Abo Funktion direkt über Apple, weil es einfach komfortabel ist. Ich muss keine Daten eingeben, es läuft alles bequem darüber, ist vielleicht auch ein extremer Mehrwert von Apple Pay. Ich weiß auch nicht ob es durchgeht, ich kann mir vorstellen, dass einige Teile durchgehen werden davon, aber dann nochmal deutlich detaillierter ausformuliert werden müssen.
Ich glaube, losgetreten hat das Thema Epic mit Fortnite, glaub ich, wo es große Diskussionen gab. Da haben die sich ganz klar positioniert und sie gesagt haben, dass sie aufhören wollen mit dieser Schranke.
Was für viele auch noch ein Dorn im Auge ist, es ist jetzt auch rausgekommen, dass es Anbieter gibt wie Netflix, die schon seit langer Zeit, ich glaube seit 2018 schon Rabatte bekommen im App Store. Wobei da muss man auch wieder sagen, das ist doch auch normal. Da verstehe ich die Aufregung nicht, jeder Elektriker bekommt bei seinem Großhändler Rabatte, wenn er entsprechend viel Volumen abnimmt. Ich muss mich da mit dem Lieferanten gut stellen und wenn wir eine gute Geschäftsbeziehung haben, bekomme ich auch entsprechende Preise. Und wenn man jetzt sagt, Netflix bekommt seit 2018 Rabatte im App Store, ja gut, ich will gar nicht wissen, wie viele Leute im Jahr Netflix alleine über Apple abrechnet.
Ich finde es so interessant, das ist ein Thema, über das wir häufiger mal diskutieren. Das ist oft dieser Blickwinkel, dass du sagst, aus dem Online in das Offline Geschäft, dass man das in der Offline Weilt nicht machen kann. Aber dieser Blick andersherum fällt den Leuten dann oft schwer. Ja, ich glaube das wars für heute. Lass uns mal schauen, ob es für die nächste Folge das nächste Unternehmen gibt, was eine Story Funktion anbietet, ich glaube wir haben bald alle durch und ich bin gespannt auf neue Themen.
Alles klar, bis zum nächsten Mal.
Der Digitalisierungs-Crunch ist eine Produktion von 25R. Die Herren Karger und Kramer sind Gründer des erfolgreichen Beratungsunternehmens Liquam, aus dem 2020 die 25R Digital GmbH entsprang. 25R Digital steht für Veränderung und Digitalisierung. Wir liefern Inspirationen, Impulse, Wissen und Austausch für die Themen von morgen. Wir berichten über Trends und Entwicklungen und schaffen damit eine Bereitschaft für anstehende Veränderungen. Wir wollen Aufmerksamkeit für die Themen von morgen schaffen, befähigen und gemeinsam die digitale Transformation in der Gesellschaft vorantreiben. Lernen uns kennen unter 25R – What’s next? Rund um Digitalisierung und das Leben von morgen.